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Digitalisierung holt die Produktion an den Standort Deutschland zurück

Digitalisierung
Studie: Produktion kehrt an den Standort Deutschland zurück

Der Einsatz von Digitalisierungstechnologien wirkt sich positiv auf die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten nach Deutschland aus. Dies geht aus der aktuellen Erhebung „Modernisierung der Produktion“ des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) zusammen mit der Hochschule Karlsruhe für den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hervor.

Wie die Analysen zeigen, verharren Produktionsverlagerungen der deutschen Industrie ins Ausland weiterhin auf einem sehr geringen Niveau: Lediglich 9 % der Betriebe des verarbeitenden Gewerbes haben von 2013 bis Mitte 2015 Teile ihrer Produktion von Deutschland ins Ausland verlagert – kaum mehr als beim bisherigen Tiefstand von 2012. Gleichzeitig sind Rückverlagerungen von Produktionskapazitäten leicht angestiegen (siehe Bild 2).
„Damit kommt derzeit auf jeden dritten Verlagerer ein Rückverlagerer von Produktionskapazitäten“, bemerkt Prof. Dr. Steffen Kinkel, Leiter des Instituts für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) an der Hochschule Karlsruhe.

Mittel- und Osteuropa, Asien – oder doch lieber Deutschland?

Die wichtigsten Gründe für Rückverlagerungen sind nach wie vor Einbußen bei der Flexibilität und Lieferfähigkeit sowie Qualitätsprobleme, die jeweils von mehr als der Hälfte der Betriebe angeführt werden. An Bedeutung haben unterschätzte Aufwendungen für die Koordination und Betreuung des ausländischen Produktionsstandorts gewonnen, die von gut einem Viertel der Betriebe genannt werden (siehe Bild 3).
Die 13 seit 2004 der EU neu beigetretenen mittel- und osteuropäischen Mitgliedsstaaten (EU 13) sind mit mehr als der Hälfte der Nennungen nach wie vor die bevorzugte Zielregion für Produktionsverlagerungen, gefolgt von China mit etwa 30 % und dem restlichen Asien mit etwa 20 % der Nennungen.
Bei den Herkunftsregionen von Rückverlagerungen zeigen sich erstmals deutliche Verschiebungen: Mit einem Drittel kommen die meisten Rückverlagerungen aus den westlichen EU-Kernstaaten (EU 15), vornehmlich zur Konzentration von Kapazitäten am deutschen Hauptstandort, zur Optimierung der Auslastung oder zur technisch-organisatorischen Verbesserung der Prozesse. Dagegen gingen die Rückverlagerungsaktivitäten aus den EU 13 deutlich von etwa der Hälfte auf nunmehr ein Zehntel zurück. Die deutschen Industrieunternehmen scheinen die Qualität, Flexibilität und Koordination der dortigen Produktion als zwischenzeitlich in den Griff bekommen zu haben.

Auch Grad der Digitalisierung beeinflusst Standortwahl

Zwischen der Nutzung von Digitalisierungstechnologien in den betrieblichen Wertschöpfungsprozessen und der Verlagerungsneigung der Betriebe zeigen sich interessante Zusammenhänge. Zwar verlagern bei der Digitalisierung „fortgeschrittene“ Betriebe nicht seltener Produktion ins Ausland – aber mit anderen Strategien: Sie suchen häufiger die Nähe zu Kunden und seltener niedrige Lohnkosten als Betriebe, die sich bei der Digitalisierung zurückhalten.
Ein klarer, positiver Zusammenhang zeigt sich auch zwischen der Digitalisierungsintensität und der Rückverlagerungsneigung der Betriebe. Demnach verlagern bei der Digitalisierung „fortgeschrittene“ Betriebe signifikant häufiger Teile ihrer Produktion wieder an den deutschen Standort zurück als Betriebe mit geringerem Digitalisierungsgrad in der Produktion. Im Mittel des Schätzmodells haben die beim Einsatz von Digitalisierungstechnologien „Fortgeschrittenen“ eine etwa zehnmal höhere Rückverlagerungswahrscheinlichkeit (ca. 5 %) als „Nichtnutzer“ von Digitalisierungstechnologien (ca. 0,5 %).
„Hier greifen zwei Erklärungsmuster“, so Steffen Kinkel vom ILIN, „zum einen kann der Einsatz von Digitalisierungstechnologien zu einer erhöhten Automatisierung und Produktivität deutscher Produktionsstandorte führen, so dass die Lohnkostenanteile geringer und geringe Lohnkosten weniger attraktiv werden – was Rückverlagerungen begünstigt. Zum anderen kann der Einsatz von Digitalisierungstechnologien zu einer erhöhten Flexibilität und Fähigkeit zur individualisierten Produktion genutzt werden, die eine effiziente Bedienung individueller Kundenwünsche ermöglicht und Anreize für Firmen bietet, die Produktion in die Nähe ihrer europäischen Kunden zurückzuholen.“
Demnach könnte der intensive Einsatz von Digitalisierungstechnologien signifikant zu attraktiveren Produktionsbedingungen mit erhöhter Wertschöpfung am deutschen Standort beitragen.
Holger Gust ist Leiter der Geschäftsstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HSKA).
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