Wenn die Mobilfunktechnologie „5G“ in die Fertigung Einzug hält, werden bestimmte Prozesse gleich zu Beginn am stärksten profitieren. Dazu es dürften sich auch die Geschäftsprozesse in der Industrie weiterentwickeln müssen, um von 5G wirklich zu profitieren.
„ Zunächst werden wir deutlich mehr Daten aus industriellen Systemen erfassen als bisher“, ist Will Stefan Roth von Nozomi Networks überzeugt. Das sei vergleichsweise simpel zu bewerkstelligen und könne von großem Wert sein. „Vermutlich werden Überwachung und Kontrolle stärker zentralisiert. Ebenso wie die Fertigungsprozesse zentral über Fernwartung verwaltet werden“, prognostiziert Roth.
Andere Wachstumsbereiche, die von 5G-Technologien profitieren, seien die Nutzung von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). „Wenn man Big Data Analytik auf die Daten anwendet, die dank 5G-Netzen gesammelt werden und auf die Firmen zugreifen können, dann sollte der digitale Zwilling einer Industrieanlage bald Wirklichkeit werden“, erwartet Roth. „Ingenieure und Anlagenbetreiber werden die Möglichkeit haben an simulierten Industrieanlagen zu trainieren und auf der Basis von VR mit der Umgebung lernend zu interagieren. Anlagenbetreiber werden mithilfe der AR-Technologie Probleme identifizieren und Remote-Support bekommen. Die Technologie hat das Potenzial den Fachkräftemangel innerhalb der Fertigungsindustrie und im Bereich Steuerungs- und Automatisierungstechnik in einem breiteren Sinne zu adressieren.“
Flexibilität gefordert
Laut Roth werden Geschäftsprozesse und Industrieunternehmen – was die Produktionsprozesse angeht – noch sehr viel beweglicher werden müssen: „Anbieter von Konsumgütern werden ihren Kunden flexibel konfigurierbare Produkte ermöglichen, während die Kunden den gesamten Produktionsprozess nachvollziehen können, Bestellungen werden weitgehend ‚on demand‘ produziert werden.“
Der Bedarf an großen Lagerbeständen wird daher drastisch sinken. „Was die industrielle Produktion angeht, werden die Erwartungen an den Produktionsprozess hinsichtlich seiner Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit steigen“, so Roth. „Von Produktionsplänen wird man erwarten, dass sie sehr viel dynamischer werden und Firmen auf dieser Basis ein potenziell breiteres Portfolio anbieten.“ Zudem fördere die Adaptive Produktion unter Umständen einen Trend zum Outsourcing in der Fertigung, damit Unternehmen bedarfsgerechter auf steigende oder sinkende Nachfrage reagieren können. (rhh)