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Medizintechnik-Branche sorgt sich um Standort Deutschland

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Medizintechnik-Branche sorgt sich um Standort Deutschland

Medizintechnik-Branche sorgt sich um Standort Deutschland
Trotz der angespannten Situation im Inland investieren die Medizintechnik-Unternehmen verstärkt in ihre deutschen Produktionsstandorte. Bild: medizintechnik.de

Um den Standort Deutschland sorgt sich zunehmend die Medizintechnik-Branche. Das erwartete Umsatzwachstum der Unternehmen im Inland liegt nach den Ergebnissen der Herbstumfrage 2017 des Bundesverbands Medizintechnologie (BVmed) bei nur noch bei 2,8 Prozent und damit deutlich unter den Vorjahreswerten. Die weltweite Umsatzentwicklung bleibt dagegen mit einem Plus von 5,9 Prozent auf dem guten Vorjahresniveau. Der „Innovationsklima-Index Medizintechnik“ des BVMed fiel im vierten Jahr in Folge von einem Wert von 6,2 im Jahr 2013 auf nur noch 4,5 in diesem Jahr.

Die Medizintechnik-Branche beschäftigt in Deutschland insgesamt über 210.000 Menschen. Der Gesamtumsatz der Branche lag 2016 bei über 29 Milliarden Euro. Rund zwei Drittel der Umsätze werden durch Exporte erwirtschaftet. 92 Prozent der Medizintechnik-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter. Als größte Hemmnisse für die künftige Entwicklung der Medizintechnologie-Branche sehen die Unternehmen die gestiegenen Anforderungen und die steigenden Kosten für den Marktzugang durch die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung sowie für die Erstattung durch die langen Nutzenbewertungsverfahren. „In der neuen Legislaturperiode sollten die Bewertungsverfahren daher verbessert und beschleunigt werden“, fordert BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt bei der Vorstellung der Ergebnisse der Herbstumfrage 2017.

Trotz der angespannten Situation im Inland investieren die Unternehmen verstärkt in ihre deutschen Produktionsstandorte. 26 Prozent der befragten BVMed-Unternehmen erhöhen ihre Investitionen, 50 Prozent halten das Investitionsniveau. Ähnlich ist die Situation bei den Forschungsausgaben. 29 Prozent der befragten Unternehmen erhöhen ihre Forschungsausgaben gegenüber dem Vorjahr, 45 Prozent halten das Niveau. Derzeit investiert die Branche 9 Prozent ihrer Umsätze in Forschung und Entwicklung.

MDR das größte Hemmnis für den Fortschritt

Als größtes Hemmnis für die künftige Entwicklung der Medizintechnologie-Branche sehen die Unternehmen die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) an, die überaus kritisch beurteilt wird. 65 Prozent der Medizintechnik-Unternehmen bezeichnen die zusätzlichen Anforderungen durch die MDR als größtes Hemmnis. 63 Prozent nennen die Pflicht zu umfassenden klinischen Daten durch die MDR als Hürde. Kritisch werden zudem die längeren Zulassungszeiten durch Ressourcendefizite bei den Benannten Stellen gesehen.

Als Folge der MDR-Implementierung befürchten 68 Prozent der Unternehmen, dass Produkte aus ökonomischen Gründen vom Markt genommen beziehungsweise nicht auf den Markt gebracht werden. Knapp zwei Drittel der Unternehmen erwarten, dass die Kosten und damit auch die Preise der Medizinprodukte durch die MDR-Folgen steigen werden. Der Druck werde dabei insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) steigen, sagen 56 Prozent der Befragten. Knapp die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) erwartet, dass durch die MDR-Folgen künftig die Patientenversorgung leiden wird.

Medizintechnik-Unternehmen wünschen sich „Fortschrittsbeschleunigung“

Als größte Hemmnisse der aktuellen nationalen Rahmenbedingungen werden von den Unternehmen der Medizintechnik der Preisdruck durch Einkaufsgemeinschaften (62 Prozent) sowie innovationsfeindliche Einstellungen von Krankenkassen (50 Prozent) bezeichnet. Die Befragten wünschen sich vor allem eine „Fortschrittsbeschleunigung“. 49 Prozent fordern eine Verkürzung der Dauer der Bewertungsverfahren, 42 Prozent eine aktive Beteiligung der Industrie an G-BA-Prozessen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Im Hilfsmittelbereich sprechen sich die Unternehmen für Verhandlungsverträge statt Open-House-Verträge oder Ausschreibungen aus. Die Verbandmittel-Unternehmen fordern zudem geschlossen eine Verbesserung der Versorgung chronischer Wunden.

Aufgrund der schwierig werdenden Rahmenbedingungen gerät der Jobmotor Medizintechnik in Deutschland ins Stottern. Nur noch 44 Prozent der Unternehmen schaffen in diesem Jahr zusätzliche Jobs (Vorjahr: 66 Prozent), 12 Prozent müssen sogar Arbeitsplätze abbauen. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der Branche sind dabei nach wie vor glänzend. 91 Prozent der Unternehmen halten die Berufsaussichten für unverändert gut bzw. besser. Gesucht werden vor allem Ingenieure (38 Prozent), Medizintechniker (32 Prozent) und Wirtschaftswissenschaftler (24 Prozent).

88 Prozent der Unternehmen geben an, offene Stellen zu haben. Das ist gegenüber dem Vorjahr (85 Prozent) nochmals eine Steigerung. An der Spitze der offenen Stellen stehen Vertriebsmitarbeiter (61 Prozent), gefolgt von Marketing und Kommunikation (36 Prozent), Key Account Management (28 Prozent), Regulatory Affairs (22 Prozent) sowie Produktion (21 Prozent). 76 Prozent der Unternehmen haben dabei Probleme, die offenen Stellen zu besetzen (Vorjahr: 80 Prozent). Das betrifft vor allem den Vertrieb (38 Prozent), Regulatory Affairs (17 Prozent), das Key Account Management (15 Prozent), Führungskräfte im gehobenen Management sowie Marketing und Kommunikation (jeweils 14 Prozent). Nur 39 Prozent der Medizintechnik-Unternehmen sehen sich derzeit von der Digitalisierung betroffen. Große Veränderungen erwarten sie durch elektronische Beschaffungsmaßnahmen, medizinische Apps und elektronische Rechnungen. (ig)

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