Viele Unternehmen sind nach eigener Einschätzung noch nicht auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet. 53% der Entscheider in Deutschland halten gelegentliche Ereignisse von der Größenordnung einer weltweiten Pandemie in naher Zukunft für wahrscheinlich. Doch nur rund ein Fünftel von ihnen ist überzeugt, dass ihr Unternehmen darauf schnell und angemessen reagieren kann, zeigt eine aktuelle Befragung von Deloitte.
„So manches Unternehmen hat seine Hausaufgaben in den Bereichen strategischer Szenarioplanung, bei der Flexibilisierung von Arbeitsmodellen oder auch bei der Diversifizierung seiner Lieferketten noch nicht gemacht“, sagt der verantwortliche Partner für den Bereich Industrial Products und Construction bei Deloitte, Thomas Döbler. „Das muss sich ändern, denn die nächste Krise wird kommen.“
Zwar ist die Zahl der Executives, die sich gut vorbereitet sehen, im Lauf des vergangenen Jahres von 18 Prozent (vor 2020) auf 22 Prozent (in 2020) gestiegen. Im globalen Vergleich ist dieser Anstieg jedoch deutlich geringer: Weltweit waren 30% der Befragten im Jahr 2020 vollständig der Meinung, ihr Unternehmen könne schnell und angepasst reagieren (plus 9%).
Für die Studie „Building The Resilient Organization. 2021 Deloitte Global Resilience Report“, die in diesem Jahr die Reihe des „Industry 4.0 Readiness Report“ fortsetzt, wurden im Juli, August und September 2020 mehr als 2.200 Entscheider in 21 Ländern befragt. In Deutschland kamen 126 Executives zu Wort.
Besonderer Nachholbedarf vor allem im Personalbereich
Handlungsbedarf sehen die Entscheider vor allem beim Einsatz ihrer Mitarbeiter: 46% wollen hier in den kommenden Jahren flexible Möglichkeiten entwickeln (weltweit: 32%). Ein weiterer offener Punkt ist die Weiterbildung. 38 Prozent wollen hier in den kommenden Jahren mit Trainings- und Rotationsprogrammen aktiv werden (global: 33%).
„Es zeigt sich, dass in den Personalbereichen in Deutschland erheblicher Nachholbedarf besteht“, so Döbler. Es sei vergleichsweise einfach, neue Technologien einzusetzen. Deutlich komplexer sei es, die Belegschaft auf dem Weg zu einem krisenfesten und zukunftsfähigen Unternehmen mitzunehmen. Ein wichtiger Punkt, denn im weltweiten Vergleich werden ebenfalls Flexibilität und Anpassungsfähigkeit als wichtigstes Merkmal krisenfester Unternehmen gesehen.
Herausforderungen des Klimawandels werden nach Pandemie größer
Der Klimawandel ist angesichts der Corona-Pandemie in den Hintergrund geraten. Dieser wird laut Studie wieder an Bedeutung gewinnen. Knapp die Hälfte der Entscheider (48%) in Deutschland ist der Ansicht, dass die Herausforderungen infolge des Klimawandels größer sein werden als die aktuelle Krise (weltweit: 44%). 31% in Deutschland und weltweit glauben, dass beide Herausforderungen eine ähnliche Dimension haben.
Doch welche Merkmale machen ein Unternehmen abseits dieser Handlungsfelder in Zukunft erfolgreicher? Die Studie gibt darauf die Antwort, dass diejenigen Organisationen, die bereits vor 2020 Prozesse zum flexiblen Einsetzen der Mitarbeiter etabliert haben, gut durch das Corona-Jahr gekommen sind (72%). Sie bieten Trainings- und Rotationsprogramme zur Weiterbildung an und setzen moderne Technologien ein, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln (Deutschland und global 69%).
Außerdem habe die Bedeutung so genannter weicher Faktoren zugenommen. Krisenfeste Firmen zeichnen sich vielfach durch eine wertschätzende Kultur gegenüber ihren Mitarbeitern aus (82%), verpflichten sich zu ökologischer, sozialer und organisatorischer Nachhaltigkeit (79%) und engagieren sich in ihrem unmittelbaren Umfeld (78%).
Die gesamte Studie finden Sie bei Deloitte zum Download. (wag)
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