Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der das gesetzliche Recht auf Homeoffice garantieren soll. Das Gesetz ist noch nicht beschlossen, der Entwurf wird von Wirtschaft und Teilen des Koalitionspartners CDU kritisiert. Und auch in der Bevölkerung stößt er mehrheitlich nicht auf Gegenliebe: 56 Prozent würden den aktuell diskutierten gesetzlichen Rechtsanspruch auf Homeoffice nicht begrüßen.
Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass jeder Arbeitnehmer, der seine Tätigkeit im Homeoffice ausüben kann, dies an mindestens 24 Tagen im Jahr auch tun darf. Den 56 Prozent, die dies ablehnen, stehen 40 Prozent gegenüber, die diesen Vorschlag willkommen heißen.
1.005 Personen in Deutschland ab 16 Jahren hat der Digitalverband Bitkom dazu befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Meinungen zum Gesetzesentwurf gehen dabei je nach Alter auseinander. Die Gruppe der 16- bis 29-Jährigen begrüßen das Vorhaben mehrheitlich (51 Prozent), bei den Altersgruppen ab 30 Jahren überwiegt mit 58 Prozent die Ablehnung.
Homeoffice-Gesetz: Arbeitnehmer fürchten Zwei-Klassen-Gesellschaft
„In der Krise haben Homeoffice und mobiles Arbeiten vielen Unternehmen und Beschäftigten sehr dabei geholfen, das Geschäft am Laufen zu halten und die zusätzlichen Herausforderungen sowohl im Berufs- wie im Privatleben besser miteinander zu vereinbaren“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg und fährt fort: „Trotz der weit überwiegend positiven Erfahrungen sieht eine Mehrheit der Bürger die Pläne für einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice kritisch.“
Doch woran liegt das? Viele befürchten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Arbeitnehmern: 48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass das Gesetz schlicht ungerecht gegenüber Kollegen ist, die ihre Tätigkeit nicht im Homeoffice ausführen können. Betrachtet man nur die Gruppe der Gegner des Rechts auf Homeoffice, sagen dies sogar 63 Prozent.
Vier von zehn (40 Prozent) befürchten, dass sich der Austausch mit Kollegen reduziert, unter den Gegnern sind es 53 Prozent. Knapp jeder Dritte (32 Prozent) vermutet, dass Kollegen im Homeoffice weniger arbeiten würden, bei den Gegnern des geplanten Rechtsanspruchs sagen das 45 Prozent.
Für jeden fünften Befragten (20 Prozent) ist das Gesetz ein unzulässiger Eingriff in die unternehmerische Freiheit, bei den Gegnern sieht das jeder Dritte (32 Prozent) so. 17 Prozent sorgen sich um die Datensicherheit, bei den Gegnern sind es 20 Prozent.
Berg: „Homeoffice sollte nicht staatlich verordnet werden“
„Homeoffice sollte nicht staatlich verordnet werden, sondern die Entscheidung darüber, wie gearbeitet wird, muss beim Arbeitgeber liegen“, fordert Berg. Seiner Meinung nach seien moderne und flexible Arbeitsformen kein Selbstzweck, sondern müssten im Einklang mit der Unternehmenskultur stehen und zu den innerbetrieblichen Prozessen passen.
Der Staat solle daher eher Anreize für zeit- und ortsflexibles Arbeiten geben, anstatt diesen Bereich übermäßig zu regulieren. „Wer regelmäßig zu Hause arbeitet und dabei hilft, Staus zu vermeiden und die Umwelt zu schonen, sollte dafür belohnt werden und steuerlich mit Berufspendlern gleichgestellt werden“, schlägt Berg vor.
Außerdem bringt der Bitkom-Chef einen Steuerbonus für Arbeitnehmer ins Spiel, die in der Krise aus beruflichen Gründen in ihre Heim-IT investieren. Langfristig sollten nach Ansicht des Digitalverbands Ausgaben für die ITK-Ausstattung eines häuslichen Arbeitsplatzes – unabhängig davon, ob ein Arbeitszimmer vorhanden ist oder nicht – pauschal als Werbungskosten geltend gemacht werden können. (wag)
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