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Bitkom-Studie zu datengetriebenen Geschäftsmodellen: Deutsche Unternehmen öffnen sich der Datenökonomie

Datenökonomie
Deutsche Unternehmen öffnen sich der Datenökonomie

Deutsche Unternehmen öffnen sich der Datenökonomie
Es tut sich was im Bereich der Datenökonomie bei deutschen Unternehmen.
Bild: vegefox.com/stock. adobe.com

Deutsche Unternehmen setzen vermehrt auf Daten. Aktuell sagen sieben Prozent, dass ihr Business ausschließlich oder sehr stark von datengetriebenen Geschäftsmodellen abhängt. Weitere 14 Prozent erwarten, dass dies in zwei Jahren bei ihnen der Fall sein wird. Damit würde jedes siebte deutsche Unternehmen sein Kerngeschäft auf Daten aufbauen. Zu diesem Schluss kommt der Bitkom, der 604 Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen zum Thema befragt hat.

Die deutsche Wirtschaft sieht zudem großen Nachholbedarf bei der Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle. Nur eines von hundert Unternehmen sieht sich als Vorreiter in der Datenökonomie. Immerhin 16 Prozent verorten sich im Mittelfeld.

Demgegenüber stehen 35 Prozent, die sich als Nachzügler bezeichnen, 19 Prozent, die den Anschluss verpasst und 24 Prozent, die sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben.

„Daten und ihrer verantwortungsvollen Nutzung kommt in der globalen Wirtschaft eine immer größere Bedeutung zu“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Das reicht von der Analyse von Mobilitätsdaten im Verkehrssektor über die vorausschauende Wartung in Industrieunternehmen und Smart Farming in der Landwirtschaft bis hin zur bedarfsabhängigen Steuerung von Energiespeichern für eine nachhaltige Stromversorgung.“

Als rohstoffarme Nation könnten wir es uns nicht leisten, Daten in Silos wegzuschließen und auf ihre verantwortungsvolle Nutzung zu verzichten, bemerkt Rohleder. Die Bundesrepublik könne „mit einem konsequenten Schritt in die Datenökonomie wettbewerbsfähiger werden, das Risiko von Krisen verringern, Ressourcen schonen und zugleich die Lebensqualität erhöhen“, so der Bitkom-Geschäftsführer.

6 von 10 Unternehmen teilen keine Daten mit anderen

Damit dies gelingt, müssen die Unternehmen aber auch konkrete Schritte unternehmen. Die große Mehrheit (63 Prozent) verzichtet derzeit noch darauf, Daten mit anderen Unternehmen zu teilen. Je 21 Prozent bieten eigene Daten anderen zur Nutzung an oder nutzen selbst Daten Dritter.

Aber: Nur acht Prozent teilen Daten mit anderen und setzen umgekehrt auch geteilte Daten anderer ein. Bei 43 Prozent derer, die derzeit Daten austauschen, trägt dies stark zum eigenen Geschäftserfolg bei.

Viele Unternehmen stecken bei Industrie 4.0 noch in den Startlöchern

Der Bitkom vermutet, dass das sogenannte B2B-Data-Sharing in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Bereits 51 Prozent wollen innerhalb der nächsten zwei Jahre Daten anderer Unternehmen einsetzen – mehr als doppelt so viele wie heute. Und 30 Prozent wollen bis dahin selbst zum Daten-Anbieter geworden sein. Immerhin 27 Prozent wollen in zwei Jahren sowohl Daten weitergeben als auch fremde Daten nutzen.

Doch der Datenaustausch stellt Unternehmen auch vor große Hürden:

  • 50 Prozent bemängeln, dass dass Daten miteinander nicht kompatibel sind
  • 45 Prozent finden keinen passenden Partner für das Datenteilen
  • 38 Prozent beklagen rechtliche Unsicherheiten
  • 37 Prozent haben Schwierigkeiten bei der Einigung mit Partnern 
  • 36 Prozent vermissen die wirtschaftliche Attraktivität als Daten-Anbieter
  • 35 Prozent kritisieren Datenschutzvorgaben, die einen Datenaustausch nicht erlauben
  • 29 Prozent erscheint die Nutzung von Daten anderer wirtschaftlich nicht attraktiv

„Fehlende Kompatibilität, die schwierige Partnersuche sowie Rechtsunsicherheiten sind die größten Hürden auf dem Weg in die Data-Sharing-Economy. Die Entwicklung von Datenräumen, wie derzeit etwa im Mobilitätsbereich, können hier Abhilfe schaffen“, sagt Rohleder.

Datenökonomie und Datenräume: Anreiz zum sicheren Teilen

Das Konzept von Datenräumen ist noch nicht bei allen Unternehmen bekannt. In einem Datenraum verständigen sich Unternehmen auf gemeinsame Regeln und Verfahren, die den dezentralen Zugriff auf Daten ermöglichen oder vereinfachen. 26 Prozent der Unternehmen haben davon noch nie gehört, 28 Prozent haben zwar davon gehört, wissen aber nicht, um was es geht.

27 Prozent wissen in etwa, worum es sich handelt und 16 Prozent können nach eigener Angabe erklären, was ein Datenraum ist. Gleichzeitig erwarten 56 Prozent, dass Datenräume zu mehr Datenteilen führen würden. 54 Prozent glauben, dass so ein sichererer Datenaustausch möglich wäre. 49 Prozent würden Datenräumen als Ergänzung zu bisherigen Angeboten nutzen. Und 45 Prozent wünschen sich von der Politik, dass Datenräume stärker gefördert werden.

Bitkom Grafik Daten teilen und empfangen
27 Prozent der Unternehmen wollen künftig Daten teilen und empfangen. Grafik: Bitkom

Derzeit sind nur drei Prozent der Unternehmen in Datenräumen aktiv, weitere 15 Prozent planen dies. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei die verbesserte Steuerung von Lieferketten, die Verringerung von Abhängigkeiten (78 Prozent) und die Erhöhung der Leistung von Produkten und Dienstleistungen (67 Prozent). Erst mit deutlichem Abstand folgen die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (47 Prozent), die Erfüllung von Transparenzpflichten (32 Prozent), die Messung des ökologischen Fußabdrucks (23 Prozent) und allgemein der Verbesserung des Herstellungsprozesses (19 Prozent).

Es gibt aber auch Sorgen in der Wirtschaft. 35 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass Datenräume dem eigenen Unternehmen ganz neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen würden. Umgekehrt sehen allerdings 44 Prozent das eigene Geschäftsmodell durch Datenräume potenziell bedroht.

„Die richtigen Anreize sind für den Erfolg der Datenökonomie unverzichtbar“, sagt Rohleder. „Investitionen in datengetriebene Geschäftsmodelle müssen sich für Unternehmen immer auch lohnen. Deshalb sollten wir mit Datenteilungspflichten sehr vorsichtig sein und stattdessen faire Kompensationsmechanismen weiterentwickeln.“

Datenschutz bremst Innovationen in den meisten Unternehmen

Größte Hürde bei der Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle ist für die Unternehmen der Datenschutz. 64 Prozent erleben, dass durch den Datenschutz die Umsetzung datengetriebener Geschäftsmodelle gehemmt wird – bei 42 Prozent ein wenig, bei 22 Prozent sehr.

Fragt man diese Unternehmen, auf welche Weise dies geschieht, so nennen

  • 62 Prozent die datenkritische Grundstimmung in Politik und Gesellschaft
  • 53 Prozent die Kosten für den Datenschutz
  • 52 Prozent Rechtsunsicherheit bei der Auslegung des Datenschutzes
  • 51 Prozent die Strafen bei möglichen Verstößen
  • 49 Prozent die schnelle Änderung der Datenschutzgesetze
  • 48 Prozent die insgesamt sehr strengen Regelungen
  • 38 Prozent beklagen die uneinheitliche Auslegung
  • 37 Prozent die mögliche Reputationsverluste bei Verstößen

Datenökonomie: Unternehmen sehen Deutschland international abgeschlagen

Derzeit sieht die Hälfte der Unternehmen Deutschland bei datengetriebenen Geschäftsmodellen im internationalen Vergleich entweder abgeschlagen (29 Prozent) oder unter den Nachzüglern (20 Prozent).

Weitere 31 Prozent verorten Deutschland im Mittelfeld. Aber nur 13 Prozent sehen Deutschland unter den Vorreitern, nur vier Prozent als weltweit führend.

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„Damit Deutschland in der Datenökonomie tatsächlich eine Führungsrolle einnehmen kann, müssen wir umdenken: Viele Daten entfalten ihren Wert erst, wenn man sie teilt“, sagt Rohleder. „Wir sind in einer Phase, wo weltweit neue, datengetriebene Geschäftsmodelle entstehen. Die Politik muss den Freiraum geben, damit sich solche Innovationen auch in Deutschland entwickeln können.“ (wag)

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