Startseite » Arbeitswelt »

Bitkom-Umfrage: Bei der Digitalisierung geben sich deutsche Unternehmen nur die Note 3

Bitkom-Umfrage
Deutsche Unternehmen bei Digitalisierung nur „befriedigend“

Deutsche Unternehmen bei Digitalisierung nur "befriedigend"
Faxgeräte stehen sinnbildlich für die Zeit vor der Digitalisierung.
Bild: piyaphunjun/ stock.adobe.com

Am Ende steht nur die durchschnittliche Schulnote „befriedigend“: Bei der Digitalisierung ist innerhalb deutscher Unternehmen viel Luft nach oben. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Bitkom, die der Digitalverband unter 603 Unternehmen in allen Branchen durchgeführt hat.

Bei Mittelständlern, die zwischen 100 und 499 Mitarbeiter beschäftigen, fällt die Einschätzung sogar noch pessimistischer aus. Sie geben sich durchschnittlich nur die Note „ausreichend“.

Auch die Sicht darauf, wo die deutsche Wirtschaft bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich stehe, ist weniger optimistisch als im Vorjahr. 2019 hatten noch 26 Prozent der Befragten Deutschland in der Spitzengruppe gesehen. In diesem Jahr waren es nur noch 22 Prozent.

Als weltweit führend im Bereich Digitalisierung sieht Deutschland keiner. Und vier Prozent halten Deutschland für digital abgeschlagen.

Achim Berg: Corona-Krise zeigt Bedeutung digitaler Technologien auf

„Die Corona-Krise hat uns die Bedeutung digitaler Technologien für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft sehr klar vor Augen geführt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Krise ist ein Weckruf, die Digitalisierung nun massiv voranzutreiben.“

In Deutschland habe man sich in der Vergangenheit zu viel Zeit bei der Digitalisierung gelassen. „Das Motto des ‚Weiter so‘ gilt nicht mehr“, sagt Berg. Er fordert den Aufbau einer digitalen Infrastruktur, die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle.

Großteil der Unternehmen sieht Digitalisierung als Chance

Die Breite der deutschen Wirtschaft sieht die Digitalisierung positiv. 90 Prozent der Unternehmen sehen sie eher als Chance, nur fünf Prozent als Risiko.

Die Digitalisierung wird in anderen Bereichen von den Unternehmen ganz unterschiedlich gesehen:

  • 34 Prozent haben Probleme, die Digitalisierung zu bewältigen
  • Jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent) sieht seine Existenz durch die Digitalisierung gefährdet (Vorjahr: 12 Prozent; 2018: 24 Prozent)
  • 60 Prozent bringen als Folge der Digitalisierung neue Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt (Vorjahr: 53 Prozent; 2018: 48 Prozent)
  • 75 Prozent passen bereits bestehende Produkte oder Dienstleistungen an
  • 49 Prozent nehmen Produkte oder Dienstleistungen vom Markt

Je früher digitalisiert wurde, desto größer der Vorteil

Eine Mehrheit der Unternehmen berichtet davon, dass Firmen aus fremden Branchen auf ihren Markt drängen. Außerdem sagt knapp die Hälfte (48 Prozent), dass Wettbewerber aus der eigenen Branche, die frühzeitig auf Digitalisierung gesetzt haben, ihnen nun voraus seien (Vorjahr: 42 Prozent so; 2018: 37 Prozent).

Viele Unternehmen drängen als Resultat der Digitalisierung auf fremde Märkte. Grafik: Bitkom
Viele Unternehmen drängen als Resultat der Digitalisierung auf fremde Märkte. Grafik: Bitkom

„Digitalisierung entwickelt sich exponentiell. Je länger man bei der Digitalisierung zögert, umso schwieriger wird es, den Vorsprung der anderen aufzuholen„, sagt Berg und gibt eine Empfehlung: „Nicht im Analogen verharren, sondern so schnell wie möglich die Digitalisierung selbst vorantreiben“.

Mehr als drei Viertel haben inzwischen eine Digital-Strategie

Inzwischen geben 77 Prozent der Unternehmen an, eine Digital-Strategie entwickelt zu haben. Dabei verfügen 39 Prozent über Strategien in einzelnen Unternehmensbereichen, 38 Prozent über eine zentrale Digital-Strategie.

Dem Bitkom bereitet allerdings Sorge, dass rund jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) auf eine solche Strategie verzichtet.

  • Alle Unternehmen mit 2.000 oder mehr Beschäftigten verfügen über eine Digital-Strategie
  • Sieben Prozent der Unternehmen mit 500 bis 1.999 Mitarbeitern haben keine Digital-Strategie aufgestellt
  • Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern verfolgen keine Digital-Strategie
  • 23 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern haben noch keine Digital-Strategie erarbeitet

„Wer nicht einmal für Teile seines Unternehmens eine Digital-Strategie aufgestellt hat, muss sich schon fragen lassen, ob er seine Existenz mutwillig aufs Spiel setzen will“, so Berg.

Der Bitkom-Chef zeigt sich besorgt darüber, dass viele kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung auf Sicht fahren. Er hält es für die Pflicht eines jeden Unternehmens, eine Digital-Strategie zu entwickeln und umzusetzen.

Wenige Unternehmen investieren 2020 in digitale Geschäftsmodelle

24 Prozent der Unternehmen haben geplant, 2020 gezielt in digitale Geschäftsmodelle zu investieren. Zwar haben das 2019 mit 23 Prozent ähnlich viele gemacht – sie wollen in diesem Jahr aber nicht nachlegen.

33 Prozent der Unternehmen haben zuletzt 2018 oder früher solche Investitionen getätigt.

14 Prozent haben dafür noch nie Geld in die Hand genommen.

Ein kleiner Teil der Unternehmen investiert 2020 ins digitale Geschäft. Grafik: Bitkom
Ein kleiner Teil der Unternehmen investiert 2020 ins digitale Geschäft. Grafik: Bitkom

„Digitalisierung ist nicht zum Nulltarif zu bekommen und die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle kostet zunächst einmal Geld„, macht Berg klar. „Für viele Unternehmen dürfte es sich dabei aber um die bedeutendste Zukunftsinvestition handeln“.

Digitale Technologien werden für den Unternehmenserfolg wichtiger

Der Bitkom zeigt sich ob der Investitionszurückhaltung überrascht, zumal die Unternehmen digitalen Technologien eine immer größere Bedeutung zuschreiben.

Big Data und Datenanalyse werden von sehr großer oder eher großer Bedeutung sein, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen geht. Das geben 90 Prozent der Befragten an. Vor einem Jahr waren es 83 Prozent.

Dahinter rangieren das Internet of Things (IoT) mit 81 Prozent (2019: 79 Prozent) und der 3D-Druck mit 72 Prozent (2019: 68 Prozent).

Deutliche Anstiege gibt es auch bei autonomen Fahrzeugen (68 Prozent; 2019: 57 Prozent) und bei Künstlicher Intelligenz (KI). Hier stieg der Anteil gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozentpunkte auf 67 Prozent.

Genannte Technologien werden eher selten eingesetzt

In den Unternehmen werden die genannten Technologien trotz allem noch selten eingesetzt – auch wenn ihre Verbreitung zunimmt.

  • 62 Prozent setzen Big Data oder Datenanalyse ein oder planen deren Einsatz (2019: 59 Prozent)
  • 51 Prozent setzen auf 3D-Druck (2019: 43 Prozent)
  • Das Internet of Things kommt bei 49 Prozent (2019: 44 Prozent) zum Einsatz
  • Virtual und Augmented Reality finden bei 35 Prozent (2019: 32 Prozent) Anwendung
  • Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz steigt von 12 auf 28 Prozent
  • Die Blockchain-Technologie stagniert bei sechs Prozent

Technologie-Bremsen Datenschutz, IT-Sicherheit, Fachkräftemangel

Wenn es um den Einsatz neuer Technologien geht, machen die Unternehmen vor allem drei große Hürden aus: Die Anforderungen an den Datenschutz (79 Prozent, 2019: 74 Prozent), die Anforderungen an die technische Sicherheit (63 Prozent, 2019: 57 Prozent) und fehlende Fachkräfte (55 Prozent, 2019: 48 Prozent).

Auf diese drei Probleme folgen mit einigem Abstand Zeitmangel im Alltagsgeschäft (33 Prozent), fehlende finanzielle Mittel (25 Prozent) und das Fehlen marktfähiger Lösungen (18 Prozent).

Unternehmen und Politik sind bei der Digitalisierung gefordert

„Wir müssen jetzt schon an die Zeit nach der Corona-Krise denken und überall die Weichen in Richtung Digitalisierung stellen“, appelliert Berg an die Unternehmen. „Wir können aktuell sehr schön sehen, dass stärker digitalisierte Unternehmen und die Digital-Wirtschaft sehr viel mehr sind als ein Wachstumsmotor. In Krisenzeiten sind sie weniger anfällig, sie stabilisieren die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.“

Die Unternehmen seien gefordert, trotz der Auswirkungen des Lockdowns die eigene Digitalisierung voranzutreiben. „Aber auch die Politik braucht für die Zeit nach Corona eine Strategie, um die Wirtschaft wieder hochzufahren. Ihre Basis ist das Digitale“, so Berg. (wag)


Kontakt zum Bitkom

Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.
Albrechtstraße 10
10117 Berlin-Mitte
Tel.: +49 30 2757 60
E-Mail: bitkom@bitkom.org
Website: www.bitkom.org

Ebenfalls interessant:

Fast die Hälfte arbeitet momentan im Homeoffice

Unsere Webinar-Empfehlung
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de