In der Europäischen Union wächst der Mark für Produkte und Dienste der Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) im Jahr 2019 stabil, allerdings auch langsamer als im Vorjahr. Dieser Prognose legen Zahlen des European Information Technology Observatory (EITO) nahe. Derweil sieht der Verband VDE die Position Deutschlands als Weltmarktführer neben den USA und China in Gefahr.
Die Umsätze im ITK-Bereich werden dieses Jahr voraussichtlich um 2,4 Prozent auf 653 Milliarden Euro zunehmen, schreibt der Digitalverband Bitkom und stützt sich dabei auf die Zahlen des EITO. Die Umsätze mit IT-Hardware, IT-Dienstleistungen und Software steigen demnach um 3,0 Prozent auf 357 Milliarden Euro, wobei unter den nord- und westeuropäischen Staaten Irland (plus 6,6 Prozent), Finnland (plus 4,1 Prozent) und Schweden (plus 4,0) die stärksten Wachstumsraten verzeichnen. In den östlichen EU-Ländern liegen die Tschechische Republik (plus 6,6 Prozent), Bulgarien (plus 6,5 Prozent) und Kroatien (plus 5,2 Prozent) vorn.
Telekommunikationsmarkt wächst nur leicht
Der Telekommunikationsmarkt in der EU wächst ebenfalls, allerdings etwas schwächer: er steigert sich um 1,7 Prozent auf 296 Milliarden Euro. „Das IT-Geschäft steht für die Investitionen in die Digitalisierung. Es ist ein gutes Zeichen, dass der europäische Markt stabil wächst“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg und schiebt sofort eine Warnung hinterher: „Aber im internationalen Vergleich sind die USA und auch China mit deutlich höheren Wachstumsraten weit voraus.“ In dieselbe Kerbe schlägt der Präsident des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE), Dr. Gunther Kegel: „Wettbewerbsfähigkeit hängt von der Innovationskraft ab. Wer wenig in Forschung und Entwicklung investiert, kann keine großen Durchbrüche oder Innovationssprünge erzielen.“
In Deutschland sei es der Mittelstand, der maßgeblich die Mikrosystemtechnik prägt. „Unsere Hidden Champions kämpfen wie David gegen Goliath. US-Konzerne investieren doppelt so viel wie europäische Unternehmen, von den chinesischen Konzernen ganz zu schweigen“, gibt Kegel zu bedenken. Es bedürfe einer massiven Stärkung des Mikroelektronik-Standorts Europa mit gezielter Forschungs- und Industrieförderung, da Deutschland und Europa sonst ihre Chancen verpassten, die digitalen Technologien der Zukunft mitzugestalten.
IT-Geschäfte in China nehmen um neun Prozent zu
Die USA haben mit einem Volumen von 990 Milliarden Euro weiterhin mit Abstand den größten Anteil am weltweiten ITK-Markt. Während sich der US-Gesamtmarkt den Berechnungen zufolge ähnlich entwickelt wie in Europa (plus 2,4 Prozent), fällt die Wachstumsrate im IT-Teilmarkt höher aus (plus 3,9 Prozent auf 612 Milliarden Euro). Der Telekommunikationsmarkt dagegen schrumpft um 0,1 Prozent auf 377 Milliarden Euro. Auch in China (ITK-Gesamtmarkt: 410 Milliarden Euro, plus 3,3 Prozent) wachsen die Geschäfte mit IT besonders dynamisch (plus 9,0 Prozent auf 104 Milliarden Euro), allerdings auf noch immer niedrigem Niveau. Mit einem Volumen von 306 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent) ist der Telekommunikationsmarkt dort weiterhin der dominierende Teilmarkt. „Ohne verstärkte Investitionen wächst für den Standort Deutschland […] die Gefahr einer völligen, irreversiblen Abhängigkeit von Mikroelektronikherstellern aus Asien und den USA“, warnt der Kegel.
Schwellenländer mit kräftigem Wachstum
Weltweit werden die ITK-Umsätze laut EITO-Prognose um 2,8 Prozent auf 3,2 Billionen Euro steigen. Der Markt für Informationstechnik wächst global um 4,1 Prozent auf 1,5 Billionen Euro, in der Telekommunikation liegt das Wachstum bei 1,7 Prozent auf 1,7 Billionen Euro. Im internationalen Vergleich wachsen die ITK-Märkte in Indien (plus 8,7 Prozent), Brasilien (plus 6,8 Prozent), Russland (plus 6,0 Prozent) und in der Türkei (plus 5,1 Prozent) besonders kräftig. (wag)