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Humanisierte Digitalisierung: Der Mensch als Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung

Gastbeitrag von Benedikt Ilg
Der Mensch als Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung

Der Mensch als Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung
Bei der Digitalisierung müssen die Menschen mitgenommen werden.
Bild: Alexander Limbach/ stock.adobe.com

Der Mensch ist mittlerweile darauf angewiesen, digitale Anwendungen zu nutzen. Technologien entwickeln sich rasant, Menschen hingegen eher gemächlich. Der Mensch muss daher wohl oder übel seine Schwächen mithilfe digitaler Unterstützung ausgleichen. Aber: Die Digitalisierung braucht den Menschen ebenso wie der Mensch die Digitalisierung benötigt. Nur wenn jedes Individuum den digitalen Wandel zulässt, kann dieser überhaupt greifen. Es liegt also im Ermessen eines jeden Menschen, inwieweit die digitale Transformation ihn unterstützen oder ersetzen darf. Hieraus bildet sich ein neues Konzept, welches die Komponenten Mensch und Maschine zu einem gemeinsamen Gefüge verbindet: die humanisierte Digitalisierung.

Der Autor Benedikt Ilg ist CEO von Flip

Das Konzept der humanisierten Digitalisierung

Wie der Begriff schon erahnen lässt, wird die Digitalisierung hier aus einem menschlichen Blickwinkel betrachtet. Digitale Produkte werden so als Ergänzung und nicht als Substitution zur Arbeitskraft gesehen. Viel mehr macht sich der Mensch digitale Anwendungen zunutze und verwendet diese, um sein Potenzial und sein Können zu unterstützen und weiterzuentwickeln.

Beliebte Anwendungsbereiche sind unter anderem der Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie die Arbeitsorganisation. Aber auch die psychologische Arbeitsgestaltung kann durch die humanisierte Digitalisierung beeinflusst werden. Das Ziel: den Fokus der Digitalisierung weg von der eigentlichen technologischen Innovation hin zu einer möglichst wirksamen, menschlichen Adaption der digitalen Werkzeuge zu verschieben.

Der Mensch im Fokus

In den vergangenen Jahren stand die Entwicklung der Arbeitswelt im Zeichen des technologischen Aufschwungs. Aufgaben, die für den Menschen zu schwer, zu lästig oder nicht möglich waren, wurden mithilfe digitaler Anwendungen gelöst.

Der Mensch fokussierte sich dabei nur auf die Weiterentwicklung der Technologien, nicht aber auf seine eigene Weiterentwicklung. Das Bewusstsein für die eigenen Wünsche und Sorgen blieb auf der Strecke – auch das von den Unternehmen.

Im Fokus stand häufig die optimale Nutzung der Technologien, nicht jedoch, wie sie den Menschen optimal unterstützen könnten. Die wichtigsten Ressourcen sind aber weiterhin die Mitarbeiter, die hochkomplexe Anlagen oder kilometerlange Fließbänder am Laufen halten.

Jeder achte Arbeitnehmer fürchtet wegen Digitalisierung um seinen Job

Viele Unternehmen scheinen mittlerweile verstanden zu haben, dass sie Mitarbeiter im Unternehmen halten müssen. Eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung wurde schon länger als wichtigstes Thema der HR-Szene identifiziert.

Und doch agieren noch immer viele Firmen konträr zu dieser Aussage. Sie entwickeln kein Gespür dafür, welche Sorgen und Wünsche ihre Mitarbeiter haben und welcher Mensch hinter der Arbeitskraft steckt. So fürchten sich etwa 73 Prozent der Arbeitnehmer vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes durch die Automatisierung, Digitalisierung und ihren fehlenden Kenntnissen in diesen Bereichen.

Die Angst davor, von einer Maschine ersetzt zu werden, ist für einen Großteil der Berufstätigen gar nicht vorstellbar – in der Industrie ist diese aber durchaus präsent. Dennoch investieren Unternehmen weiterhin einen Großteil in die Digitalisierung im Bereich Fertigungs-Systeme und Robotik.

Unternehmen stehen nun in der Pflicht, die wichtigste Ressource – ihre Mitarbeiter – in den Fokus zu rücken. Hieraus ergeben sich nicht nur Chancen für die Mitarbeiter selbst, sondern auch das Unternehmen profitiert von dieser Entwicklung.

Kommunikation als Basis des Erfolgs

Doch wie schaffen es Unternehmen, den Menschen in den Fokus zu rücken und die Digitalisierung human werden zu lassen?

Die Antwort ist simpel: indem sie sich an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Menschen anpassen. Oftmals herrscht nur ein begrenztes Bewusstsein dafür, was operative Beschäftigte wollen und brauchen.

Das beste Beispiel hierfür sind Kommunikationslösungen. In vielen Unternehmen herrscht eine digitale Zweiklassengesellschaft. Sie ist der Auslöser für eine tiefgreifende kommunikative Kluft. Büro-Beschäftigte werden aufgrund der täglichen Nutzung von digitalen Kommunikations-Anwendungen aktiv in den unternehmensinternen Abstimmungsprozess mit einbezogen. Operative Mitarbeiter hingegen scheinen völlig ausgeschlossen zu sein scheinen. Sie können die Kommunikationskanäle nicht nutzen, weil diese nicht ihren Anforderungen bzw. Bedürfnissen entsprechen. Sie sind oft kompliziert, technisch anspruchsvoll und beinhalten Informationen, die keine Relevanz für Mitarbeiter der Produktion haben.

Operative Mitarbeiter scheinen völlig ausgeschlossen zu sein

Dabei wären passende digitale Kommunikations-Anwendungen bereits eine Maßnahme, um eine humanisierte Digitalisierung zu ermöglichen. Ein einfacher, mobiler Kommunikationskanal würde nämlich auch die operativen Mitarbeiter ohne einen festen Zugang zu einem Desktop-Arbeitsplatz die Teilnahme am Informations- und Kommunikations-Prozess ermöglichen.

Hierbei wird gleichzeitig auch wieder ein menschliches Bedürfnis in den Vordergrund gerückt: nämlich die Tatsache, dass man sich an relevanten Themen beteiligen, eigene Ideen und Interessen vertreten und in einen Dialog mit Kollegen und Führungskräften treten möchte. Damit wäre ein erster Schritt in Richtung Vermenschlichung getan.

Chancen der humanisierten Digitalisierung in der Industrie

Wenn Unternehmen alle Mitarbeiter auf kommunikative Basis einbinden, ergeben sich ungeahnte Potenziale und Chancen.

So kann beispielsweise Beispiel niemand einen Prozess besser optimieren als jemand, der seit Jahren genau diesen Arbeitsprozess umsetzt. Unternehmen sollten es also Beschäftigten ermöglichen, direktes Feedback zu Veränderungen zu geben oder direkt an der Einführung beteiligt zu sein. So können sich die Firmen sicher sein, dass eine erfolgreiche Veränderung größtenteils gewährleistet wird.

Eine humanisierte Digitalisierung bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Unternehmen. Mit der vierten industriellen Revolution wurde die Produktion flexibilisiert, Strukturen wurden wandelbar und Daten bilden inzwischen die Basis für die Fertigung.

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Beschäftigten erhalten hierdurch zwar möglicherweise Unterstützung zur eigenen Arbeitskraft, oft jedoch fehlen die nötigen Kenntnisse, um mit den technologischen Errungenschaften umzugehen. Qualifizierte Arbeitskräfte mit umfassendem digitalen Verständnis sind gefragt – und zwar überall, nicht nur in der Produktion.

Die einfachste Lösung befindet sich bereits im Unternehmen: die eigenen Mitarbeiter. Unternehmen können sie mithilfe von Schulungen, Fortbildungen und weiteren Bildungsmöglichkeiten zu digitalen Experten weiterbilden. Den Beschäftigten wird so die Angst genommen, ihren Arbeitsplatz aufgrund des Mangels an digitalem Verständnis zu verlieren.

Zusätzlich sparen sich Unternehmen eine aufwendige Suche nach den passenden Kandidaten und ein komplexes Onboarding – und den eigenen Mitarbeitern wird Vertrauen geschenkt, ein ebenfalls essenzieller Schritt in Richtung humanisierte Digitalisierung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hinter jedem Mitarbeiter ein Mensch steckt. Dieser sehnt sich nach Wertschätzung, Vertrauen, Sinnhaftigkeit und der Möglichkeit, an weitreichenden Veränderungen teilzuhaben.

Eine Einheit bilden und gemeinsame Lösungen finden

Sicherlich sind Kommunikation und Vertrauen nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Dennoch sind sie ein Grundstein für einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe.

Die Basis für ein erfolgreiches Industrie-Unternehmen wird zukünftig die optimale Ausrichtung aller Prozesse auf die Fähigkeiten des Menschen sein. Nur hierdurch und dank maschineller Unterstützung können Produktivität und Qualität gesteigert werden, ohne dass die menschliche Arbeitskraft ausgebeutet wird.

Ein solider Lohn und geregelte Arbeitszeiten genügen mittlerweile auch den operativen Mitarbeitern nicht mehr. Auch sie wollen ihre Fähigkeiten ausbauen, sinnhaften Aufgaben nachgehen, ergonomische Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt bekommen und damit zumindest einen Teil der Flexibilität eines Büro-Beschäftigten zugesprochen bekommen.

Die Unternehmen müssen lernen, dass der mächtigste Hebel für den Erfolg des Unternehmens der Mensch ist – der Mensch der eingebunden, wertgeschätzt und von digitalen Technologien unterstützt wird.

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