Was den Frauenanteil in Vorstand und Aufsichtsrat sowie deren Vergütung angeht, ist die Deutsche Telekom in Deutschland führend. Zu diesem Ergebnis kommt die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) in ihrem Gender Diversity Index 2020. Gemeinsam mit der TU München hat BCG die 100 größten börsennotierten Konzerne Deutschlands analysiert.
Vor allem im Hinblick auf Vorstandsvergütung und Parität im Aufsichtsrat konnte sich die Telekom verbessern, zeigt die BCG-Studie. Mit 79 Punkten im vergangenen Jahr steht das Bonner Telekommunikations-Unternehmen an der Spitze des Rankings.
Vorjahressieger Aareal Bank und das Pharma-Unternehmen Merck teilen sich den zweiten Platz mit jeweils 78 Punkten. Es folgen der Elektronik-Händler Ceconomy (Media Markt, Saturn), Schmierstoff-Hersteller Fuchs Petrolub und Konsumgüter-Konzern Henkel. Die komplette Liste gibt es auf der Website von BCG als PDF zum Download.
Zielvorgaben helfen Unternehmen bei Gender Diversity
Im Jahr 2017 belegte die Telekom noch den 13. Platz des Gender-Diversity-Rankings. Das über die Jahre hinweg stetig verbesserte Abschneiden des Konzerns belegt einen generellen Trend: Unternehmen, die sich ein klares Ziel für ihren Frauenanteil in Top-Positionen setzen, erreichen auch signifikant höhere Werte.
Firmen, die konkrete Zielvorgaben haben, kommen auf einen Frauenanteil im Vorstand von durchschnittlich 13 Prozent. Unternehmen, die sich auf keine Vorgaben geeinigt haben, landen bei vier Prozent.
„Eine selbstgesetzte Zielgröße für den Vorstand ist die Mindestvoraussetzung für mehr Geschlechtervielfalt“, sagt Nicole Voigt, Partnerin bei BCG und Co-Autorin der Studie. „Auch jene Unternehmen, die sich jetzt von der gesetzlichen Frauenquote für den Vorstand überrumpelt fühlen, hätten sich mit einer selbstgesetzten Zielgröße besser in Position bringen können.“
Gender Diversity Index 2020: Zehn Prozent Frauen in Vorständen
Der Gender Diversity Index, der 2020 zum vierten Mal erscheint, zeigt: Der Frauenanteil in den Vorständen der 100 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland liegt aktuell bei durchschnittlich zehn Prozent, in den Aufsichtsräten bei 33 Prozent. Das ist jeweils ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr.
„Über die Hälfte der analysierten Unternehmen hat bislang noch keine Frau im Vorstand – und 19 der Top-100-Firmen erreichen nicht die 2016 eingeführte gesetzliche Aufsichtsratsquote von 30 Prozent“, kommentiert Co-Autorin Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der TU München, die Ergebnisse des Gender Diversity Index 2020.
Aufholen konnten Deutschlands Unternehmen bei der Vergütung. Das Gender-Pay-Gap ist im Vorstand von 23 Prozent (2019) auf 14 Prozent gesunken. Außerdem: „Wären Frauen und Männer zu gleichen Teilen in den besser bezahlten Vorstandspositionen vertreten und gleich lange im Amt, gäbe es keinen Gender-Pay-Gap“, erläutert Voigt.
Im Aufsichtsrat hingegen gibt es keine Änderungen beim Gender-Pay-Gap. Hier liegt die Gehaltslücke nach wie vor unverändert bei 17 Prozent.
Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher
Im Jahr 2053 erreicht Deutschland die Geschlechterparität in Vorstand und Aufsichtsrat – jedenfalls dann, wenn die Top-100-Konzerne in diesem Tempo weiter machen. „Das ist rund zwanzig Jahre nach Großbritannien“, sagt BGC-Partner Marcus van der Vegte, der an der Studie als Co-Autor mitgearbeitet hat. Aber auch Frankreich (2039) und Spanien (2047) wären früher am Ziel als Deutschland.
BCG nennt zwei Dinge, die maßgeblich für den Diversity-Erfolg von Unternehmen sind: messbare Ziele und ein Set an Maßnahmen, das über flexible Arbeitsbedingungen oder Frauen-Netzwerke hinausgeht.
„Erfolgreiche Firmen verknüpfen beispielsweise die Vorstandsvergütung mit Diversitätszielen und haben ein Augenmerk darauf, Frauen auch in die besser vergüteten Vorstandspositionen zu bringen, also beispielsweise als Chief Operating Officer (COO) oder Vertriebsvorstand“, sagt van der Vegte.
Das sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Frauen überhaupt die Chance haben, in eine CEO-Rolle zu kommen, ergänzt Voigt. „Es braucht jetzt mutige Aufsichtsräte, die Frauen entsprechend ihren Potenzialen in verantwortungsvolle Positionen befördern.“ (wag)
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