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Massiver Stellenabbau bei Stahlkonzern Thyssenkrupp

Stahlindustrie
Drastischer Stellenabbau bei Thyssenkrupp

Drastischer Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Dunkle Zeiten für Thyssenkrupp: Der Konzern will weitere 5000 Stellen bis 2022 abbauen.
Bild: Thyssenkrupp

Thyssenkrupp, einstiges Vorzeigeunternehmen Deutschlands, stehen dunkle Zeiten bevor. Schon länger kriselte es beim Traditionsunternehmen. Thyssenkrupp hat erneut eine desaströse Bilanz vorgelegt – und reagiert nun mit heftigen Einschnitten: 11.000 Arbeitsplätze sollen bis 2022 wegfallen, die meisten in Nordrhein-Westfalen. 

Keine einfachen Zeiten für die seit rund einem Jahr tätige Vorstandsvorsitzende Martina Merz, die versucht Thyssenkrupp wieder fit zu bekommen. Das ist an sich schon kein einfaches Unterfangen; die Corona-Pandemie macht sie zur Mammutaufgabe.

Bei der Vorstellung der neuen Geschäftszahlen sagte Merz, es dürfe beim Thema Kostensenkung keine Denkverbote geben: „Wir haben im Frühjahr jeden Stein umgedreht. Aber im Zweifel heben wir die jetzt noch mal an und schauen noch mal drunter.“ Oberstes Ziel sei es, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, so die Vorstandsvorsitzende in Anspielung auf Managementfehler aus der Vergangenheit.

Für ihre Bemühungen insgesamt bekommt Vorstandsvorsitzende Merz sogar Lob von der Gewerkschaft. IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner, selbst im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp, sagt: „Beim jetzigen Vorstand erkennen wir den ernsthaften Versuch, ein Konzept für die Zukunft zu entwickeln.“

Thyssenkrupp baut 3.000 Stellen ab – in den nächsten sechs Jahren

Hohe Verluste durch Corona-Krise

Ein solches Konzept ist bitter nötig. Im Herbst vergangenen Jahres ist Thyssenkrupp aus dem DAX geflogen, zählt also nicht mehr zu den 30 führenden Unternehmen des Landes. Durch fehlgeschlagene Auslandsinvestitionen, etwa in ein Stahlwerk in Brasilien, hat der Konzern im vergangenen Jahrzehnt Milliarden verbrannt.

Solche Fehler muss die jetzige Unternehmensspitze ausbaden – und dabei läuft fast alles gegen sie. Anfang des Jahres war Thyssenkrupp gerade dabei, sich einigermaßen zu berappeln. Die lukrative Aufzugssparte wurde verkauft, dadurch kamen mehr als 17 Milliarden Euro in die Unternehmenskasse. Mit diesem Geld sollte der Umbau des Unternehmens vorangetrieben werden. Stattdessen wird es jetzt gebraucht, um Verluste durch die Corona-Krise auszugleichen.

7000 Stellen werden in Deutschland gestrichen

Der Umsatz ist im Vergleich zum vergangenen Geschäftsjahr um 15 Prozent gesunken. Den Wegfall von 6000 Arbeitsplätzen bis 2022 hatte Thyssenkrupp schon im vergangenen Jahr angekündigt, nun werden in diesem Zeitraum noch mal 5000 weitere Jobs gestrichen.

„Wir befinden uns mitten im größten Restrukturierungsprozess seit Bestehen von Thyssenkrupp. Dazu gehört auch ein weiterer Stellenabbau, daran führt leider kein Weg vorbei“, kommentiert Personalvorstand Oliver Burkhard. So sollen in den kommenden drei Jahren 11.000 Arbeitsplätze wegfallen. Das ist mehr als jeder zehnte Job im Unternehmen und fast doppelt so viel wie bislang geplant.

Für die Beschäftigten ist das eine Hiobsbotschaft, die Gewerkschaft IG Metall kritisiert: „Die jetzt bekanntgegebenen Pläne für weiteren Stellenabbau sind nicht mit der Arbeitnehmerseite vereinbart.“ 7000 der Stellen sollen in Deutschland abgebaut werden. Der Konzern schließt auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus.

Anfang Oktober wurde die operative Teilung des automobilen Anlagenbaus bei Thyssenkrupp gestartet. Die bisherige Business Unit System Engineering wird dazu im laufenden Geschäftsjahr kaufmännisch, operativ und rechtlich in zwei eigenständige Geschäftseinheiten aufgeteilt. Zukünftig wird es einen auf Karosseriemontage spezialisierten Anlagenbauer geben, der weiterhin im automobilen Zuliefer- und Service-Segment (Automotive Technology) von Thyssenkrupp geführt wird.

Thyssenkrupp beginnt mit Neuausrichtung des automobilen Anlagenbaus

Die bisherigen Aktivitäten im Bereich der Antriebs- und Batteriemontage werden in einem Unternehmen gebündelt, das zum Portfoliosegment (Multi Tracks) von Thyssenkrupp gehört. Sowohl die Teilung des Unternehmens als auch ein durch die Corona-Krise drastisch verschärfter Einbruch des Auftragseingangs im zurückliegenden Geschäftsjahr machen eine Restrukturierung im In- und Ausland notwendig.

Standorte in Baden-Württemberg, Saarland und Hessen betroffen

Im Zuge der Restrukturierung werden im Karosserieteil des Unternehmens 157 Stellen an Standorten in Baden-Württemberg, dem Saarland und Hessen wegfallen. Auf den Antriebs- und Batterieteil entfällt ein weiterer Abbau von 228 Stellen an Standorten in Bremen und Sachsen.

Ein wesentlicher Baustein ist dabei die Bündelung aller Aktivitäten für Speichertechnologien am Standort Chemnitz. Bisher betreibt das Unternehmen in Hohenstein-Ernstthal noch einen zweiten Standort für Batteriemontage in Sachsen. Die dortigen Aktivitäten sollen bis zum Ende des Geschäftsjahres vollständig nach Chemnitz verlagert werden. Aus dem Marktrückgang und der Zentralisierung der Speichertechnologien an einem Standort ergibt sich ein Abbaubedarf von 154 Stellen in Hohenstein-Ernstthal und Chemnitz. (ag)


Kontakt  zu Thyssenkrupp

Thyssenkrupp AG
Thyssenkrupp Allee 1
45143 Essen
Tel.: +49 201 8440
Website: www.thyssenkrupp.de

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