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Mehrheit der Arbeitgeber glaubt nicht ans Homeoffice

Umfrage
Nach Corona: Mehrheit der Arbeitgeber glaubt nicht ans Homeoffice

Nach Corona: Mehrheit der Arbeitgeber glaubt nicht ans Homeoffice
Viele Unternehmen haben vor Ausbruch der Pandemie in eine neue Büroorganisation und New-Work-Konzepte investiert. Heißt das nun Homeoffice adé?
Bild: olezzo/stock.adobe.com

Die Mehrheit der Unternehmen und Behörden in Deutschland sieht laut einer Umfrage in Remote-Arbeit keinen Ersatz für Präsenzarbeit. Allerdings variieren die Homeoffice-Pläne je nach Branche. Vor allem Banken und Versicherer können sich einen größeren Anteil dezentraler Arbeit auf Dauer gut vorstellen, ergab eine Umfrage unter 221 Führungskräften. Und auch die Industrie denkt um. Ein Gewinn für die Umwelt wäre es allemal, wie eine Hochrechnung des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, zeigt.

Wirtschaft und öffentliche Verwaltung in Deutschland haben in den vergangenen 18 Monaten viel in den organisatorischen Umbau investiert. Bei 84 Prozent der befragten Arbeitgeber ging es dabei um die Integration von Homeoffice- und Remote-Arbeit in die Organisation, um den Geschäftsbetrieb aus der Distanz aufrecht zu erhalten. 63 Prozent der Unternehmen und Behörden investierten in kollaboratives Arbeiten. Sie stellten Infrastruktur bereit, führten passende Software ein und schulten die Mitarbeitenden und Führungskräfte. Dennoch glauben 54 Prozent der Arbeitnehmer, dass der Homeoffice-Anteil nach dem Ende der Pandemie nicht über 30 Prozent steigen wird. Das ergab eine Umfrage unter 221 Führungskräften durch Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Homeoffice ersetzt nicht den realen Kontakt

Das Arbeiten von zuhause oder unterwegs aus sowie virtuelle Events und Meetings werden demnach kurz- bis mittelfristig den realen Kontakt mit Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern nicht ersetzen. Nur 46 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider glauben daran, dass der Anteil von Remote-Arbeit dauerhaft über 30 Prozent liegen wird. Zum Vergleich: Im März 2021 arbeiteten 32 Prozent der Beschäftigten teilweise oder dauerhaft im Homeoffice. In einzelnen Dienstleistungsbranchen lag der Anteil höher: bei rund 43 Prozent. Das ergibt eine Erhebung des ifo Instituts. Viele Unternehmen hatten vor Ausbruch der Pandemie in eine neue Büroorganisation und New-Work-Konzepte investiert, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Davon wollen die Firmen profitieren, sobald es die Lage wieder erlaubt.

Mittelstand muss beim Digital Office noch nachbessern

Investitionen in Reorganisation sollten nicht verpuffen

Speziell Finanzdienstleister werden ihren aufgebauten Remote-Arbeitsanteil allerdings beibehalten oder ausweiten. Jeder zweite Versicherer ist beispielsweise in der Lage, Kunden auch per Videochat zu beraten, ergibt der Branchenkompass Insurance von Sopra Steria. In der verarbeitenden Industrie und der öffentlichen Verwaltung sehen die Befragten Homeoffice dagegen mehrheitlich eher als Ausweichmöglichkeit denn als flächendeckende Alternative. „Es ist nicht ratsam, das Rad vollkommen zurückzudrehen. Unternehmen und Behörden sollten schauen, dass sie nachhaltig von den Investitionen in dezentrale Arbeit profitieren und die Erfahrungen für künftige Hybridmodelle nutzen“, sagt Martin Weisath, Leiter Digital Soul bei Sopra Steria Next, der Management-Consulting-Marke von Sopra Steria. 

Maschinen aus der Ferne überwachen 

In der Industrie setzt beispielsweise ein Umdenken ein. Unternehmen haben im Lockdown erkannt, dass sich selbst Arbeiten in der Produktion durch digitale Technologien wie Augmented Reality (AR) aus der Distanz erledigen lassen. Mitarbeitende sollen künftig Maschinen über AR-Brillen verstärkt auch von zuhause oder anderen Standorten aus steuern und überwachen können. „Es ist wichtig, den Reorganisationsimpuls der Pandemie bei den Arbeitsmodellen nicht isoliert zu betrachten, sondern mit einer Neuausrichtung der Geschäftsmodelle zu verknüpfen. Grundvoraussetzung für dezentrales Arbeiten ist beispielsweise, dass die Prozesse digitalisiert sind. Das bedeutet: Die Organisation gehört übergreifend auf den Prüfstand“, so Martin Weisath von Sopra Steria Next.

Über die Studie

Die Studie „Potenzialanalyse Organisation x.0“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 221 Führungskräften wieder. Der Großteil der Befragten arbeitet in den Branchenclustern Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe sowie öffentliche Verwaltung & Versorgungsunternehmen. Im April und Mai 2021 wurde danach gefragt, wie die Organisationen mit dem aktuellen Veränderungsdruck umgehen und wie groß ihre Bereitschaft zur Neuorganisation ist.

14.000 Mal zum Mond und zurück

Nach Hochrechnungen des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. sorgte das Arbeiten im Homeoffice für enorme Einsparpotenziale auf Pendelstrecke, Fahrtzeit und CO2-Ausstoß. „Hochgerechnet kann man es so vergleichen: Wenn 25 Prozent der Beschäftigten, durchschnittlich einen Tag in der Woche zu Hause gearbeitet haben, würde das ein Einsparpotenzial von etwa 11,3 Milliarden Kilometer für Pendelstrecken allein in Deutschland bedeuten. Das entspräche in etwa 14.000 mal zum Mond hin und zurück* oder 283.000 Erdumrundungen**“, so Dr. Ufuk Altun, wissenschaftlicher Experte des ifaa.

Deloitte Sustainability Studie Nachhaltigkeit
Homeoffice spart Pendelstrecke und senkt den CO2-Ausstoß. Bild: Pasko Maksim/stock. adobe.com

Laut einer aktuellen Studie (Statistisches Bundesamt, zitiert nach de.statista.com, 2021) arbeiten rund 25 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ausschließlich oder teilweise zu Hause. Weniger Fahrten zur Arbeit bedeutet auch, dass die Beschäftigten 333.300.000 Stunden (333,3 Millionen Stunden) an Fahrzeit gespart haben. Folglich lägen die positiven Effekte für einen reduzierten CO2-Ausstoß bei 2.133.120.000 kg (2,133 Milliarden Kilogramm). Neben Umweltaspekten hat dies auch positive Effekte zur Freizeitgestaltung. So haben die Menschen mehr Flexibilität für soziale und kulturelle Aktivitäten sowie für Familie und Freunde.

Annahme: Die Anzahl der Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, wird steigen

Eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt, dass weitere Unternehmen ihren Beschäftigten Homeoffice ermöglichen werden und weitere Beschäftigte gerne zu Hause arbeiten möchten. Wenn angenommen wird, dass 50 Prozent der Beschäftigten einen Tag in der Woche zu Hause arbeiten, würde das konkret bedeuten: Ersparnisse an 22.664.400.000 km Pendelstrecke, 666.600.000 Stunden Fahrzeit und 4.266.240.000 kg CO2-Ausstoß. (kf)

* Entfernung zum Mond: der Mittelwert liegt bei 384.403 Kilometern (Hin und zurück bei 768.806 km)

** Der Erdumfang beträgt – am Äquator gemessen – 40.075,017 km

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