Schon länger wird darüber gesprochen, nun ist es vollzogen: Thyssenkrupp verkauft sein Aufzuggeschäft Elevator Technology vollständig an ein Konsortium um Advent, Cinven und die RAG-Stiftung.
Der Entscheidung zum Verkauf von Thyssenkrupp Elevator Technology hat der Vorstand des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG am Donnerstagabend, 27.2., zugestimmt. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags (Signing) ist erfolgt. Der Vollzug der Transaktion (Closing) wird bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres erwartet.
Kartellbehörden müssen Vrekauf noch zustimmen
Der Kaufpreis für Thyssenkrupp Elevator Technology beträgt 17,2 Milliarden Euro. Thyssenkrupp wird einen Teil des Kaufpreises[1] (1,25 Milliarden Euro) in eine Rückbeteiligung am verkauften Aufzuggeschäft investieren. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt fusionskontrollrechtlicher Genehmigungen, wobei Thyssenkrupp keine Bedenken der zuständigen Behörden erwartet.
Die durch die Transaktion zufließenden Mittel sollen im Unternehmen verbleiben und in erforderlichem Umfang zur Stärkung der Bilanz verwendet werden, heißt es. Darüber hinaus sollen die Erlöse zur Weiterentwicklung der verbleibenden Geschäfte und des Portfolios eingesetzt werden.
Wie in der Hauptversammlung Ende Januar angekündigt, setzt Thyssenkrupp dazu die Analysephase weiter fort, so dass im Mai über die konkrete Mittelverwendung entschieden werden kann. „Mit dem Verkauf schaffen wir die Voraussetzung, Thyssenkrupp erfolgreich zu machen. Wir haben nicht nur einen sehr guten Preis erzielt, sondern werden die Transaktion auch zügig abschließen können“, so Martina Merz, Vorstandsvorsitzende der Thyssenkrupp AG.
Entscheidend sei es nun, die bestmögliche Balance für die Verwendung der Mittel zu finden. Thyssenkrupp werde sich so weit wie nötig entschulden und gleichzeitig sinnvoll in die Entwicklung des Unternehmens investieren, heißt es von Seiten der Vorstandsvorsitzenden Merz.
Standort- un Beschäftigungsgarantien für Arbeitnehmer von Thyssenkrupp Elevator
In Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern und der IG Metall haben sich die Käufer zu weitreichenden Standort- und Beschäftigungsgarantien verpflichtet, heißt es von Seiten Thyssenkrupps. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass die Käufer Thyssenkrupp Elevator als globalen Konzern weiterführen. Außerdem verbleibt der Unternehmenssitz in Deutschland und die Arbeitnehmer-mitbestimmung wird fortgeführt. Die Lösung entspricht damit dem bei Thyssenkrupp gelebten Verständnis unternehmerischer und sozialer Verantwortung.
Mittel aus Verkauf soll Eigenkapitalbasis stärken
Der Konzern plant, das Geld aus dem Verkauf in notwendigem Umfang zur Entschuldung und zur Senkung der Strukturkosten zu nutzen. Konkret sollen die Pensionsverpflichtungen des Unternehmens zum Teil ausfinanziert werden. Dafür sollen Finanzmittel in ein rechtlich unabhängiges Treuhandvermögen (Trust) eingebracht werden.
Es ist vorgesehen, dem Trust neben Barmitteln auch die Rückbeteiligung am Aufzugsgeschäft zu übertragen, so dass er an der erwarteten weiteren Wertsteigerung des Geschäfts teilhaben kann. Darüber hinaus plant Thyssenkrupp einen Teil der Erlöse dafür einzusetzen, die Finanzschulden des Unternehmens deutlich zu reduzieren.
Dadurch sollen die jährlichen Mittelabflüsse für Zins- und Pensionszahlungen deutlich sinken. Damit können die Strukturkosten des Unternehmens deutlich reduziert werden. Auf diese Weise ließen sich die künftig wegfallenden positiven Cash-Beiträge des Elevator-Geschäfts zu einem Gutteil kompensieren.
Schneller Umbau des Konzerns beabsichtigt
Mit der wiedererlangten finanziellen Solidität möchte Thyssenkrupp den Spielraum für die Umsetzung der Transformation vergrößern. Vorrangiges Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit der Geschäfte schnell und substanziell zu verbessern („Performance first“). Die dazu im laufenden Geschäftsjahr notwendigen Maßnahmen sind überwiegend identifiziert und bereits in Umsetzung.
Darüber hinaus hat Thyssenkrupp angekündigt, konkrete Pläne zur Weiterentwicklung der einzelnen Geschäfte auszuarbeiten und dem Aufsichtsrat im Mai 2020 vorzustellen. Auf dieser Basis will der Konzern dann Portfolio-Entscheidungen treffen – welche Geschäfte aus eigener Kraft weiterentwickelt werden, welche eher in einer Partnerschaft eine führende Position erreichen können und welche besser durch andere Eigentümer fortgeführt werden sollten. Nach Erhalt des Kaufpreises ist Thyssenkrupp damit in der Lage, die Umsetzung der Maßnahmen und damit den Umbau des Unternehmens konsequent voranzutreiben.(ag)
Advent International, Cinven und Rag-Stiftung: Wer sind die Käufer?
Wer sind die drei Käufer von Thyssenkrupp Elevator:
- Die Advent International Corporation (Advent) mit Sitz in Boston ist einer der größten amerikanischen Private Equity Fonds mit einem betreuten Vermögen von rund 18 Milliarden Euro.
- Cinven wurde 1977 gegründet und ist eine führende internationale Beteiligungsgesellschaft, die sich auf den Aufbau von dynamisch wachsenden europäischen und globalen Unternehmen fokussiert.
- Die RAG-Stiftung mit Sitz in Essen wurde am 26. Juni 2007 als eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit einem Stiftungskapital von 2 Millionen Euro gegründet, um die Abwicklung des subventionierten deutschen Steinkohlenbergbaus zu bewältigen und die weitere Entwicklung des heutigen Evonik-Konzerns zu sichern.
[1] bei unterstelltem Closing zum 30. Juni 2020
Kontakt zu Thyssenkrupp
Thyssenkrupp AG
Thyssenkrupp Allee 1
45143 Essen
Tel.: +49 201 8440
Website: www.thyssenkrupp.de