Die Energiewirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz fokussiert sich immer stärker auf grüne Energieprodukte. Zu diesem Ergebnis kommen EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer Studie, für die 70 Energieversorgungs- und Industrieunternehmen in der DACH-Region befragt wurden. Rund 75 Prozent der Energieversorger messen dem Thema Dekarbonisierung in der Energiebeschaffung zukünftig die größte Bedeutung zu.
Der Umfrage zufolge spielen insbesondere langfristige Stromlieferverträge auf Basis erneuerbarer Energien („Green PPAs“) und grüner Gase (wie etwa Wasserstoff) eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energiewirtschaft. Derzeit planen 94 Prozent der Befragten Investitionen in die Beschaffungseinheiten, um so die Integration grüner Energieprodukte voranzutreiben. Es geht dabei auch darum, sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Dekarbonisierungs-Ziele erfordern entsprechende Energieversorgung
„Die globalen Dekarbonisierungs-Ziele erfordern eine umfangreiche Weiterentwicklung unserer Energieversorgung“, stellt Carsten Buhl, Associate Partner bei EY, fest. „Wir sehen diesen Trend nicht nur in der Energiewirtschaft, sondern auch in der Industrie. Grün, digital und sektorübergreifend vernetzt: So sieht die Beschaffung im Jahr 2025 aus.“
Neben den Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie steht bei den globalen Dekarbonisierungs-Zielen die Energiewirtschaft im Mittelpunkt. Denn: Dass die globale Erderwärmung zunehmende Auswirkungen auf unseren Alltag hat, spiegelt auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts wider, wonach das deutsche Klimaschutzgesetz nicht mit den Grundrechten vereinbar ist.
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Grüne Geschäftsmodelle sind auf dem Vormarsch. „Weiterentwicklungen bei Digitalisierung und Risikomanagement sind daher natürlich“, sagt Marcel Steinbach. Der Abteilungsleiter Handel und Beschaffung beim BDEW beobachtet aber auch, dass die Energieversorgungsunternehmen aktuell ihre Anpassungsfähigkeit zeigten. „Man sieht auch im Markt, dass unsere Branche im Energiehandel die Energiewende mit hohem Engagement vorantreibt.“
Grüne Beschaffungs-Strategie liegt vor allem an steigender Nachfrage
81 Prozent geben an, dass die steigende Nachfrage der Industriekunden der wesentliche Grund dafür ist, grüne Energie zu beschaffen. Dahinter folgt die Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeits-Strategie (68 Prozent). „Energieversorger müssen das grüne Kundensegment bedienen, wollen sie nicht mit Umsatzeinbrüchen rechnen. Daneben wächst der Druck auf die Beschaffungseinheiten aufgrund der Umsetzung der eigenen unternehmensweiten Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt Carsten Buhl.
Die Dekarbonisierung berge dabei Chancen für die Energieversorger. Der Handel mit Green PPAs etwa oder das Plattformgeschäft für grüne Energieprodukte hätten ein hohes Potenzial für ökologische und ökonomische Geschäftsmodelle. Buhl: „Fast 50 Prozent der Befragten erwarten hierdurch eine Verbesserung der Unternehmensreputation, die sich wiederum auf alle Geschäftsaktivitäten positiv auswirkt.“
Grüne Geschäftsmodelle brauchen konsequente Digitalisierung
Grüne Geschäftsmodelle lassen sich erst durch den Einsatz von Automatisierungs- und intelligenter Datenauswertungstechnologie kosteneffizient umsetzen, schreiben die Autoren der Studie.
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So gaben 46 Prozent an, dass sie bis spätestens 2025 Künstliche Intelligenz im Einsatz haben werden. Ein ähnliches Bild zeichnet sich für Desktop Automation und Robotic Process Automation ab.
Nicht nur für die Steigerung der Kosteneffizienz sind Digitaltechnologien unerlässlich. Durch den höher werdenden Anteil erneuerbarer Energien wird die Energieversorgung zunehmend wetterabhängig. Kurzfristige Prognoseabweichungen sind an der Tagesordnung, wodurch neue Risiken entstehen. Mittels Digitaltechnologien können jedoch unter anderem Prognosen verbessert werden. Zudem ermöglicht erst der automatisierte Energiehandel die kurze Reaktionszeit, die für die Beschaffung grüner Energieprodukte nötig ist. (wag)
Die Studie „Trends der Energiewirtschaft 2021“ finden Sie hier