Die Zahl der Kurzarbeits-Anzeigen ist auch im Maschinenbau durch die Corona-Krise steil angestiegen, berichtet der VDMA. Für den Verband zeige das eindrücklich, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt ernst ist. Im Maschinenbau haben allein im April gut 7100 Unternehmen mehr als 300.000 Personen zur Kurzarbeit angezeigt, zeigen vorläufige Zahlen – mehr als drei Mal so viele wie zum Höchststand in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009.
In der aktuellen Lage sei es deshalb unverständlich, dass die Bundesregierung nun die falsche Richtung einschlage. Dieser Meinung ist Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des VDMA.
Zu den falschen Entscheidungen gehöre zum einen die Aufstockung des Kurzarbeitergelds, was sowohl die Bundesagentur für Arbeit als auch die Unternehmen mit zusätzlicher Bürokratie belaste. Zum anderen sei auch die Verlängerung des Arbeitslosengelds I ein Schritt in die falsche Richtung.
„Auch wenn die Maßnahmen befristet sind, wecken sie doch Begehrlichkeiten, die weit über die Corona-Zeit hinaus die Sozialkassen in erheblichem Umfang belasten werden“, warnt Brodtmann.
Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit bleiben auch nach der Krise
Die hohe Zahl an Kurzarbeitern und die wachsende Zahl an Arbeitslosen werden sich auch nach einer schrittweisen Aufhebung der Corona-Beschränkungen nicht einfach in Luft auflösen, ist man sich beim VDMA sicher.
Gerade international aufgestellte Industrien werden noch lange Zeit mit brüchigen Lieferketten zu kämpfen haben. Viele Unternehmen müssen erst mühsam ihre Marktposition zurückgewinnen. Das wird dazu führen, dass nicht jeder Arbeitsplatz gerettet werden kann. „Für weitere Belastungen der Unternehmen ist deshalb kein Platz“, so Brodtmann.
Maschinenbau nutzt Homeoffice-Regelungen
Zu den weiteren Belastungen gehöre auch der Plan des Arbeitsministers, einen Rechtsanspruch auf Homeoffice einzuführen. Dieser soll auch nach der Corona-Krise Gültigkeit besitzen.
Brodtmann hält ein solches Gesetz im Maschinenbau ohnehin für überflüssig. Nach einer VDMA-Umfrage haben mindestens 56 Prozent der Unternehmen Homeoffice-Regelungen, weitere 14 Prozent planen damit.
Die Folgekosten eines gesetzlichen Anspruchs wären immens, rechnet der VDMA vor. Unternehmen müssten unter Umständen anteilig Kosten für Wohnen, Energie und digitale Infrastruktur übernehmen, die den Beschäftigten im Homeoffice entstehen.
Homeoffice werfe außerdem zahlreiche Fragen des Arbeitsschutzes und des Versicherungsrechts auf. „Ganz abgesehen davon, stellt ein solcher Rechtsanspruch einen erheblichen Eingriff in bestehende Arbeitsverträge und die Organisationshoheit der Unternehmen dar“, erläutert Brodtmann.
Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften müssen an einem Strang ziehen
„Gemeinsame Aufgabe von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften muss es nun sein, unser Wirtschafts- und Sozialgefüge möglichst unbeschadet durch die Krise zu bringen“, fordert Brodtmann.
„Die Corona-Pandemie ist der falsche Zeitpunkt, um die endgültige Rückabwicklung früherer äußerst erfolgreicher Arbeitsmarkt- und Sozialreformen einzuläuten, von der mancher Gewerkschafter oder Sozialpolitiker immer noch träumen mag“, resümiert der VDMA-Hauptgeschäftsführer. (wag)
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