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Online-Coaching als Retter aus der Krise? Wie Covid-19 die Coaching-Branche verändert

Gastbeitrag von Alexander Brungs
Wie Covid-19 die Coaching-Branche verändert

Wie Covid-19 die Coaching-Branche verändert
Das Coronavirus verändert die Coaching-Branche massiv.
Bild: Olivier Le Moal/ stock.adobe.com

Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit und vermutlich eine Rezession – keine guten Voraussetzungen und wenig Möglichkeiten, (Präsenz-)Coaching umzusetzen: In den vergangenen Wochen und Monaten scheint Online-Coaching als prinzipielle Alternative in den Vordergrund gerückt zu sein.

Der Autor Alexander Brungs ist Vorstand im Deutschen Coaching Verband (DCV)

Überlebenswichtig für die Coachingbranche und die Klienten sind sogenannte Coachees, also Personen, die ein Coaching in Anspruch nehmen. Mit der großen Welle ins Homeoffice (wo immer es möglich ist) werden schließlich bereits lange zuvor propagierte New Work-Konzepte in die Tat umgesetzt.

Auch deren Schattenseiten werden dabei deutlich sichtbar: Denn wird die neue Arbeitskultur nur halbherzig oder bloß interessengebunden umgesetzt, kann sie schnell zur Belastung für die meisten Beteiligten werden.

Überstunden, lange Arbeitstage und der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit sind nur einige der negativen Begleiterscheinungen, die sich einstellen können. Um auch unter solchen Umständen die Entscheidungsfähigkeit zu erhalten und immer einen Überblick zu ermöglichen, wird Coaching in vielen Unternehmen zu einem bevorzugt eingesetzten Instrument.

Coaches, die auf die individuellen Herausforderungen ihrer Klienten eingehen, können die Vorteile von New Work in der Corona-Arbeitswelt sinnvolle und zufriedenstellend herausarbeiten.

Ist Online-Coaching das New Coaching?

Infolge der Corona-Pandemie rückte die Digitalisierung stark in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Eine besonders häufig diskutierte Frage: „Wird die Krise zum Innovationsbeschleuniger hinsichtlich der Digitalisierung auch für Coaching und Coaching-Ausbildungen?“

Neue technische Möglichkeiten und die aktuell prekären Rahmenbedingungen für direkte Kontakte lassen das Online-Coaching zumindest als Hoffnungsträger erscheinen. Denn es ermöglicht schnelle Hilfe für Coachees in Problemsituationen – auch oder gerade in Krisenzeiten, die kaum Gelegenheit zur persönlichen Begegnung bieten.

Doch reicht das aus, um das Präsenzcoaching zu verdrängen? Coaching ist in unterschiedlichen Szenarien und Formaten durchführbar. Für viele Ausgangssituationen und Fragestellungen eignen sich – wie generell in der neuen Arbeitswelt – virtuelle Kanäle der Kommunikation.

Große Vorteile eines virtuellen Coachings sind die deutlich erhöhte Reaktionsfähigkeit bis hin zur Echtzeit-Antwort sowie die ungleich größere Flexibilität in räumlicher und zeitlicher Hinsicht.

Blended Coaching schlägt Online-Coaching

Da die Kommunikation im Coaching zwischenmenschliche Interaktion in ihrer gesamten Bandbreite und in allen Verhaltens- und Wahrnehmungs-Dimensionen berührt, wird Präsenzcoaching auch in Zukunft relevant bleiben.

Online-Coaching hingegen wird vor allem eine unterstützende Funktion gewinnen. Wöchentliche Updates zur Reflexion und Anpassung konkreter Arbeitsschritte und Übungen etwa lassen sich online unter vertretbarem Ressourcenaufwand realisieren, während sie über Präsenztreffen zum gleichen Zweck kaum sinnvoll durchführbar wären.

Reines Online-Coaching wird ein Sonderfall bleiben. Die Zukunft gehört vielmehr hybriden Formaten wie dem Blended Coaching, die Präsenz- und virtuelle Formate kombinieren.

Wie verändert sich die Zusammenarbeit nach der Krise?

Fest steht, dass die neue Art der (Zusammen)arbeit einige Veränderungen nach sich ziehen wird. Diese zu benennen ist allerdings noch schwer möglich. So bleiben Fragen wie „Was macht die Krise mit den Mitarbeitern?“ und „Wie gehe ich als Einzelperson damit um?“ häufig offen.

Hier empfiehlt es sich, einen verlässlichen Tätigkeitsrahmen mit nachvollziehbaren Entwicklungsperspektiven zu schaffen. Und zwar für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vom Praktikanten bis zum CEO.

Gerade auf Führungs- bzw. Management-Ebene ist es wichtig, bewährte soziale Kompetenzen um neue Komponenten zu ergänzen, die Homeoffice-tauglich sind: Remote Leadership, also das Führen von virtuellen Teams, oder das Anbieten zeitnaher Feedback-Gespräche hat im zurückliegenden Quartal manchen an persönliche Leistungsgrenzen gebracht.

Solche neuen Aufgaben, zu denen es noch wenig Erfahrungswerte gibt, bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, weil sie leicht und häufig unerkannt zu Quellen von Fehlern, Stress und Unsicherheit werden.

Qualifizierte Coaches helfen dabei, diese Situationen zu reflektieren, Handlungsoptionen auszuloten und Ziele zu klären. All dies ist essenziell für den Erfolg des gesamten Unternehmens. Nur wenn die Kommunikation zwischen Führungskräften und Teammitgliedern zielgerichtet, klar und offen ist, kann ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein.

Fazit: Online-Coaching kann in der Pandemie hilfreich sein

Kooperation, Vertrauen, Freiheit und eine gute Work-Life-Balance stehen im Fokus der Aufmerksamkeit von New Work. Damit diese Werte gewinnbringend für Unternehmen zur Entfaltung gebracht werden können, sollte das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung auf allen Hierarchie-Ebenen ins Blickfeld gerückt werden – ohne daraus Empfindungen von Kontrollverlust, Bedrohung und Haltlosigkeit zu generieren.

Nur wenn die neuen Herausforderungen auf konkrete Tätigkeits-Kontexte heruntergebrochen werden, können die positiv gedachten Implikationen von New Work auch in der Praxis das Arbeitsleben erleichtern.

Online-Coaching-Formate bieten gute Möglichkeiten und können angesichts der aktuellen Pandemie-Situation hilfreich sein. Die hohe Flexibilität in räumlicher und zeitlicher Hinsicht, besonders die Möglichkeit, nahezu umgehend auf Ereignisse reagieren zu können, ist ein entscheidender Vorteil.

In Zukunft werden wir vermehrt hybride Formate erleben, bei denen Präsenz- und Online-Coaching-Formate verknüpft werden. Blended Coaching scheint die erste Wahl für die Zukunft zu sein.

Zur Person: Dr. Alexander Brungs

Alexander Brungs ist seit 2010 als Coach tätig und seit mehr als vier Jahren Vorstand im Deutschen Coaching Verband e.V. (DCV). Diesen repräsentiert er auch im Roundtable Coaching e.V. (RTC).

Nach seinem Studium in Göttingen, Erlangen und Rom war Brungs an mehreren internationalen Forschungsprojekten beteiligt und unterrichtete an verschiedenen Universitäten in Deutschland und der Schweiz im Fach Philosophie.

Derzeit ist er auch Projektmitarbeiter an der Professur für Neuere Geschichte (deutsch-jüdische Geschichte) der Universität Potsdam. (wag)


Kontakt zum DCV

Deutscher Coaching Verband (DCV) e. V.
Friedrichstraße 95
10117 Berlin
Tel.: +49 30 4036 3190 0
E-Mail: info@coachingverband.org
Website: www.coachingverband.org

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