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Nadine Dlouhy beantwortet die Frage, wie nachhaltig eine digitale Zukunft sein kann – der Mensch steht im Fokus

Gastbeitrag von Nadine Dlouhy
Wie nachhaltig kann eine digitale Zukunft sein?

Wie nachhaltig kann eine digitale Zukunft sein?
Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein großes Thema in allen Industrie-Bereichen.
Bild: Stockwerk-Fotodesign/ stock.adobe.com

Wie nachhaltig kann eine digitale Zukunft sein? Eine Frage, die kurz zu beantworten ist: So nachhaltig, wie wir Menschen es wollen und zulassen. Aber seien wir realistisch. So einfach wird es nicht sein. Die Autorin Nadine Dlouhy ist Geschäftsführerin der BrandLite GmbH ist ausgewiesene Expertin für strategische Marktentwicklung und Positionierung. Im Gastbeitrag gibt sie Denkanstöße für eine digitale Zukunft.

Ein Beispiel: Elon Musk kündigte vor wenigen Monaten an, dass Tesla die Kryptowährung Bitcoin nun doch nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptieren werde. Als Grund führte er die schlechte Umweltbilanz bei Mining und Transaktionen an.

Auch wenn der Tesla-Chef dem Bitcoin in einem erneutem Tweet Rückenwind verschaffte, bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Denn: Das Konzept der Nachhaltigkeit ist unvermeidbar. Nur so können die Folgen des Klimawandels beherrschbar gemacht werden. Gleichzeitig steigt aber auch die Relevanz der Digitalisierung.

Es stellt sich also die Frage, inwieweit sich Digitalisierung und Nachhaltigkeit miteinander vereinen lassen. Welche Widersprüche gibt es hier – und wie lassen sich diese beheben?

Hier wird es wichtig sein, mutig und mit Verantwortungs-Bewusstsein zwischen den Zeilen zu lesen. Fragen zu stellen, welches Ziel etwa Elon Musk mit seiner Äußerung, seinem Handeln verfolgt hat.

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

An der Stelle ist mir wichtig, das omnipräsente Wort „Nachhaltigkeit“ in seinen heutigen drei System-Säulen zu definieren.

Es beschreibt das Handlungs-Prinzip zu Ressourcen-Nutzung in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales unter der Berücksichtigung der natürlichen Regenerations-Fähigkeit innerhalb und unter den Systemen.

In der Vergangenheit haben wir das menschliche Leben auf der Erde unter kapitalistischen und wirtschaftlichen Entwicklungen vorangetrieben. Nun dringt es auch zur Mehrheit durch, dass wir uns mit diesem Weg langfristig in eine Sackgasse manövrieren.

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In einer Welt, in der es lange Zeit keine Grenzen zu geben schien, wird uns nun die Endlichkeit unseres Planeten und damit auch die unseres Lebens vor Augen geführt.

Das ist heute die Realität. Aber wie die Realität in der Zukunft aussieht, liegt in unseren Händen. Derweil ist wohl jedem klar: Nachhaltigkeit ist kein Trend. Sondern vielmehr – unabhängig von der Erhaltung der Natur – das Chancen-Ticket, um sich im internationalen Ranking der Top-Wirtschaftsnationen wieder nach vorne zu bringen.

Digitalisierung als Basis für Innovationen fördern

Es ist wichtig, dass wir in Deutschland die Digitalisierung als Basis für Innovationen verstehen und fördern. Die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit sind dabei eng miteinander verknüpft. Denn nur durch Innovationen werden wir es schaffen, nachhaltiger zu produzieren, zu konsumieren und somit zu leben.

War früher die Industrialisierung der Motor der innovativen Entwicklungen und Gestaltung einer neuen Welt, so ist es heute die Digitalisierung. Sie ist es unter anderem, die die Industrialisierung effizienter und nachhaltiger macht.

Deutschland hat im Bereich Grundlagenforschung der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz sehr starke Kompetenzen. Es fehlt und scheitert an der Transformation hin zu intelligenten und nachhaltigen Geschäftsmodellen.

Deutschland hat unfassbar gute Forschungs-Institute und Universitäten. Allerdings kommen Wissen und Umsetzung an dieser Stelle nicht fruchtbar zusammen. Alte Geschäftsmodelle bringen uns nicht weiter – und in den neuen Geschäftsmodellen ist Deutschland bereits abgehängt oder aufgekauft.

Der Ausverkauf deutscher Kern-Kompetenzen in internationale Märkte geschieht bereits seit einigen Jahren ganz offen. Das Ergebnis: wir büßen immer weiter an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit im globalen Vergleich ein.

Das Gebot der Stunde: Mutig sein und Dinge ausprobieren

Aktuell befinden wir uns weltweit auf einem Tummelplatz der Möglichkeiten. Welche Entwicklung wird gewinnen und schließlich die Märkte und damit unser Leben dominieren?

Der Weg dorthin bedeutet Mut und vor allem ausprobieren. Auch in diesem Bewusstsein Fehler zu machen. Für ein Land wie Deutschland ist dies schwer. Die Bundesrepublik pflegt eher den Gedanken der Perfektion à la Made in Germany.

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Eine innovative Unternehmenskultur benötigt aber auch eine gute Fehlerkultur. Und genau darin sind wir in Deutschland nicht gut geübt. Von Kindesbeinen an werden wir dazu erzogen, Fehler zu vermeiden.

Doch Innovation benötigt Raum für Fehler. Daraus ziehen wir Erkenntnisse, die uns den Weg zu guten und bahnbrechenden Innovationen weisen. Früher gab es eine Steckdose, es war klar, da kommt Strom raus. Ende. Mit diesem Bewusstsein haben wir die vergangenen Jahrzehnte gelebt und den Startschuss zur innovativen Neuausrichtung von Unternehmen, Märkten und damit die Digitalisierung und nachhaltige Energiegewinnung verschlafen.

Vielleicht haben wir aber auch nicht hinsehen wollen, dass wir auf einem Pulverfass sitzen. Die Corona-Pandemie war da nur die Zündschnur bzw. der Brandbeschleuniger.

Der Mensch braucht die Natur – nicht umgekehrt

Nachhaltigkeit steht für eine Unternehmens-Haltung. Für eine ökologisch-ökonomisch-soziale Zukunft ist diese gewissermaßen eine Pflicht.

Denn: die Menschen schauen immer genauer hin und hinterfragen, für welches Unternehmen sie arbeiten, von welchem Unternehmen sie Waren und Dienstleistungen beziehen. Die Unternehmen laufen in Zeiten von höher, schneller und weiter immer mehr Gefahr, beliebig und austauschbar zur sein.

Die Digitalisierung eines Unternehmens sagt in erster Instanz etwas über die Haltung eines Unternehmens aus. In Zeiten der Digitalisierung müssen sich die Unternehmen dringend auf schnelle Entwicklungen in Märkten und Innovationen einstellen. Zeit schlägt dabei die Perfektion. Nachhaltigkeit ist die Wirtschaftskraft der nächsten Jahre.

Kompetenz Mensch oder Human 4.0

Es ist Zeit, dass wir uns der Kompetenz Mensch bewusst werden. Die Welt funktioniert immer mehr mit Algorithmen, aber der Mensch ist ein Wesen mit der Möglichkeit, neue Wirklichkeiten zu schaffen.

Das bedeutet aber auch, dass wir dafür ein Ziel definieren müssen. Anschließend muss dieses mit einem Plan und einer Strategie nachhaltig umgesetzt werden.

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Kommt nach Industrie 4.0 und Digitalisierung 4.0 jetzt auch der Mensch 4.0? Braucht der Mensch ein Update? Der Mensch hat die Digitalisierung erschaffen. Schaffen die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz nun den Menschen als Arbeitskraft ab? Oder muss im Zeitalter der Maschinen und der Digitalisierung das Konstrukt Mensch neu gedacht werden?

In Zeiten der Digitalisierung muss sich der Mensch auf seine Stärken-DNA besinnen. In einer Zeit, in der wir durch Emojis fühlen, „Danke Alexa“ sagen und nicht „Danke Schatz“, Siri fragen und nicht Mama, muss es wieder mehr „menscheln“. Denn aus meiner Sicht ist der Mensch Erfolgs- und Innovationsfaktor Nr. 1. Kurz: Menschenverstand tut gut!

Nachhaltige Entwicklung mit Digitalisierung zusammenführen

Die Digitalisierung ist dabei deutlich mehr als ein Projekt. Die erfolgreiche Implementierung der Digitalisierung in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziologie ist zunächst einmal eine Entscheidung – und noch viel mehr eine Haltung, die es über Jahre als Basis für alle neuen Entwicklungen zu leben und zu transformieren gilt.

Ziel muss es sein, nachhaltige Entwicklungen mit der Digitalisierung zusammenzuführen und voranzutreiben. Digitale Technologien werden die einzige Möglichkeit sein, nachhaltige Entwicklungen in den diversen Bereichen und Branchen zu ermöglichen. Und auch zu beschleunigen, etwa durch datengetriebene Effizienzsteigerungen oder digitale Innovationen.

Ein Beispiel: Ist Wasserstoff nun die neue bahnbrechende Energiequelle der Zukunft? Oder ist die Technologie im Hinblick auf tatsächliche Nachhaltigkeit und Energieentwicklung doch nur „heiße Luft“? Welche Alternativen gibt es und wie werden sie gefördert?

Stellvertretend für viele weitere Innovationsbereiche wird dies eine essenzielle Frage sein. Welche Nachhaltigkeits-Entwicklung ist für welche Industrie interessant und von Vorteil – Stichwort Wettbewerb? Wie bereits gesagt liegt es an uns Menschen, wie mutig wir hinterfragen, ausprobieren, Entwicklungswege gehen.

Uns läuft die Zeit davon

Fakt ist: Wenn wir eines nicht haben, dann ist es Zeit. Zeit ist einer der wichtigsten Innovations-Faktoren überhaupt. Dies wird bei der Energiewende besonders deutlich. In den vergangenen Jahren ist besonders deutlich geworden, dass Reden wenig hilft. Es müssen Handlungen und Umsetzungen anhand von Daten und Fakten her.

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Und die liegen schon lange auf dem Tisch. In vielen Bereichen, wie auch etwa in der Landwirtschaft, ist es längst 5 nach 12. Das Klingeln des Weckers müsste von allen gehört worden sein. Jetzt ist eine kontinuierliche Umsetzung wichtig. Dazu müssen wir auch neue Kompetenzen aufbauen. Digitale Innovationen entstehen nicht von alleine, es braucht kluge, smarte und intelligente Köpfe, die es wagen, neu zu denken und eine Zukunft für uns Menschen neu zu gestalten.

Fazit: Der Mensch steht im Fokus

Es ist wichtig, dass wir die Digitalisierung als Basis für Innovationen verstehen und fördern. Nur so können wir eine nachhaltige Zukunft für unsere System-Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales ermöglichen.

Dabei ist die Kompetenz Mensch im Fokus. Denn mit ihr sind wir gefordert und in der Verantwortung, aus Wünschen und Visionen Realität werden zu lassen. Eine nachhaltige Zukunft, in der wir Lebensräume – ob ökonomisch, ökologisch oder sozial – schaffen und nicht vernichten.

Über Nadine Dlouhy

Nadine Dlouhy, Geschäftsführerin der BrandLite GmbH
Die Management-Beraterin Nadine Dlouhy.

Nadine Dlouhy ist Expertin für strategische Markenentwicklung und Positionierung. Sie führt seit 20 Jahren die BrandLite GmbH und begleitet 46 Unternehmen in 35 Ländern.

Dlouhy ist Co-Autorin von „Erfolg geht anders“, Bestseller-Autorin des Buches „Think Innovation – der Management-Ratgeber“ sowie Dozentin an der Hochschule Fresenius University of Applied Science für „Digitale Innovation“, „Strategisches Management“, „Media-Management“, Schwerpunkt Automotive und Mobility.

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