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Coronakrise: Schub für die Automatisierung in der deutschen Industrie

Gastbeitrag von Damian Heimel
Coronakrise: Schub für die Automatisierung in der deutschen Industrie

Coronakrise: Schub für die Automatisierung in der deutschen Industrie
Die Automatisierung erhält durch die Coronakrise einen Schub, so die Meinung des Gastautors Damian Heimel.
Bild: Nataliya Hora/stock.adobe.com

Damian Heimel ist COO von Deevio, einem Berliner Jungunternehmen, das die industrielle Qualitätskontrolle automatisiert. Er beobachtet den Automatisierungsgrad von Produktionsprozessen in der deutschen Industrie seit geraumer Zeit sehr genau. In diesem Gastbeitrag erklärt er, wie die Automatisierung durch die aktuelle Coronakrise einen Schub erhält und welche Zukunftschancen sich daraus ergeben.

Der Autor  Damian Heimel ist COO von Deevio

In einer aktuellen Erhebung hat die renommierte Beratungsgesellschaft EY untersucht, wie sich die Covid-19-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft auswirkt (Quelle). Das sogenannte „Capital Confidence Barometer“ aus dem April 2020, bei dem das höhere Management von 145 Unternehmen befragt wurde, fördert mehrere interessante Erkenntnisse zutage.

So gehen 56 Prozent der deutschen Betriebe davon aus, dass die Corona-Thematik schwerwiegende Auswirkungen auf ihr Geschäft haben wird. Besonders betroffen sind die Branchen Automobil und Transport sowie die hochentwickelte Fertigung.

Selbstverständlich ziehen die Unternehmen außerdem bereits ihre Schlüsse aus der Krise. Besonders spannend: Die mit Abstand am häufigsten genannte Reaktion auf die Covid-19-Pandemie ist eine Beschleunigung der Automatisierung.

47 Prozent der Befragten gaben an, in diesem Punkt eine höhere Geschwindigkeit anzustreben. Erst danach folgen Maßnahmen wie Personalanpassungen und Änderungen in den globalen Lieferketten.

Lieferketten unterbrochen: Bänder stehen vielerorts still

Wenn wir uns derzeit in deutschen Industrieunternehmen umsehen, so ist vielerorts immer noch ein Stillstand der Bänder zu beobachten. Zurückzuführen ist dies neben dem Nachfrageeinbruch auch auf die Unterbrechung von Lieferketten, die sich aufgrund ihrer globalen Verflechtungen momentan als sehr fragil erweisen.

Eine Konsequenz aus der Krise kann es daher sein, die Komplexität und Internationalisierung der Supply Chains in Zukunft zu reduzieren. Die Produktionsstätten der aktuellen Zulieferer werden sich somit in die Nähe der Kunden verlagern.

Da hier jedoch deutlich höhere Löhne zu zahlen sind als beispielsweise in Fernost, müssen andere Hebel gefunden werden, um die Fertigung wirtschaftlich zu gestalten. Zwar wäre es illusorisch zu behaupten, dass alles Vorort produziert werden wird, da letztlich weiterhin der Preis einen großen Ausschlag im Einkauf macht und globale Supply Chains nicht mehr wegzudenken sind.

Allerdings wäre davon ein wesentlicher Bestandteil der Güter betroffen. Das Ausfallen oder auch Engpässe von Lieferketten können durch regionale Produktionsmöglichkeiten erheblich reduziert werden.

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Zukunftsszenario: Nearshoring und hoher Automatisierungsgrad

Halten wir als Zwischenfazit fest: Damit Lieferketten in Zukunft robuster werden, müssen Zulieferbetriebe räumlich wieder deutlich näher an ihre Abnehmer heranrücken. Somit kehrt ein Teil der Arbeitsplätze, der in den vergangenen Jahren an internationale Zulieferer ausgelagert wurde, in die Regionen zurück.

Damit all dies nicht zu unvertretbar hohen Kosten für die Beteiligten führt, muss jedoch ein hoher Automatisierungsgrad erreicht werden. Hierfür sind aus heutiger Sicht mehrere Technologien relevant.

Zu nennen sind beispielsweise die Robotik, der 3D-Druck und die autonome Fördertechnik. Ebenso kommt Sensor- und Übertragungstechnologien eine hohe Bedeutung zu. Auch die intelligente Bildverarbeitung ist nicht zu vernachlässigen, da sie für automatisierte Qualitätskontrollen eingesetzt werden kann.

Neben der „Hardware“ spielen außerdem KI-basierte Software-Lösungen eine tragende Rolle. Denn die „Smart Factory“ lebt von der Echtzeitverarbeitung großer Datenmengen und selbstlernenden Systemen, die Daten intelligent verknüpfen, Muster erkennen und eigenständig Rückschlüsse ziehen.

Fazit: Automatisierung wird schneller vorankommen

Bis vor wenigen Monaten blieb die deutsche Fertigungsindustrie mitunter deutlich hinter den technologischen Möglichkeiten der Automatisierung zurück. Die Coronakrise hat vielerorts jedoch zu einem Umdenken geführt.

Es wurde deutlich, dass internationale Lieferketten nicht die einzige Lösung sind und dass ein hoher Automatisierungsgrad maßgeblich zur Krisenfestigkeit von Unternehmen beiträgt, da der Ausfall von Personal leichter kompensiert werden kann.

In Summe werden Themen wie Digitalisierung und Automatisierung durch die Corona-Pandemie den Schub erleben, der hierzulande seit mehreren Jahren fehlt. Unternehmen haben in diesem Kontext die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. (ag)

https://industrie.de/arbeitswelt/trotz-corona-mehr-deutsche-startups-erhalten-frisches-kapital/

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