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Corona-Krise: Automobilzulieferer Schaeffler baut 4.400 Stellen ab

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Corona-Krise: Schaeffler baut 4.400 Stellen ab

Corona-Krise: Schaeffler baut 4.400 Stellen ab
Das Herzogenauracher Unternehmen Schaeffler baut 4.400 Stellen ab.
Bild: Schaefller

Auch von Schaeffler gibt es dieser Tage keine guten Nachrichten: Der weltweit tätige Automobil- und Industriezulieferer setzt seinen Sparkurs fort und will erneut Stellen streichen. Die Werke in Wuppertal und Clausthal-Zellerfeld könnten komplett geschlossen werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Herzogenauracher. 

Schaeffler will aufgrund der Coronavirus-Krise bis Ende 2020 weitere 4.400 Stellen in Deutschland und Europa abbauen. Betroffen sind demnach der Stammsitz in Herzogenaurach, elf weitere Standorte in Deutschland sowie zwei im europäischen Ausland.

Für die Standorte Wuppertal und Clausthal-Zellerfeld wird eine Komplettschließung nicht mehr ausgeschlossen. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben eine „sozialverträgliche Umsetzung“ auf Basis der bestehenden Vereinbarung mit der IG Metall.

„Trotz einer Belebung der Nachfrage in allen drei Sparten und vier Regionen in den letzten Monaten bleibt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und die daraus resultierende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage hoch“, heißt es in der Pressemitteilung von Schaeffler. Markt- und Umsatzerwartungen für die Zeit bis 2025 deuten nur auf eine „langsame Erholung“ hin, daher seien die strukturellen Maßnahmen „zwingend erforderlich“.

250 bis 300 Millionen Einsparpotenzial

Durch den Stellenabbau erhofft sich Schaeffler Einsparungen in Höhe von 250 bis 300 Millionen Euro jährlich. Dem stehen Transformationsaufwendungen in Höhe von rund 700 Millionen Euro gegenüber, von denen voraussichtlich der Großteil als Rückstellung im Jahr 2020 gebucht werden soll.

Das im Zuge der Umsetzung des jetzt von Schaeffler vorgestellten Maßnahmenpakets freiwerdende Kapital soll in Deutschland in Zukunftsgeschäfte und -technologien reinvestiert werden.

Die Zahl der Beschäftigten der Schaeffler Gruppe hat sich seit Ende 2018 um rund 8.250 Stellen von 92.478 auf 84.223 per Ende Juni 2020 verringert, was einem Rückgang um knapp 9 Prozent entspricht. Die genannten Maßnahmen sind dabei bisher nur teilweise in den Beschäftigtenzahlen reflektiert.

Sozialverträgliche Umsetzung in Absprache mit IG Metall

Die Umsetzung des Maßnahmenpakets erfolgt sozialverträglich auf Basis der Zukunftsvereinbarung, die das Unternehmen 2018 mit der IG Metall abgeschlossen hat. Das Unternehmen befindet sich mit den Arbeitnehmervertretern in einem konstruktiven Dialog mit dem Ziel, die strukturellen Maßnahmen mithilfe eines Mix von unterschiedlichen Instrumenten zu realisieren, heißt es von Schaeffler.

„Wir haben frühzeitig alle notwendigen Schritte unternommen, um die aktuelle Krise zu bewältigen. Trotzdem sind angesichts der Marktentwicklung weitere Maßnahmen unvermeidlich, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe langfristig zu verbessern. Das vom Vorstand heute hierfür vorgestellte Paket trägt dazu bei, diese Ziele zu erreichen“, sagte Klaus Rosenfeld, der Vorsitzende des Vorstands der Schaeffler AG.

„Als Vorstandsteam wollen wir die Transformation der Schaeffler Gruppe so sozialverträglich und partnerschaftlich wie möglich gestalten. Dafür haben wir 2018 eine Zukunftsvereinbarung geschlossen, die weiterhin gilt. Als Familienunternehmen sind wir uns bewusst, dass der Strukturwandel und die Transformation der Schaeffler Gruppe nur dann gelingen wird“, so Rosenfeld.

Strukturelle Maßnahmen mit zwei Stoßrichtungen

Auf die in den Monaten Februar/März 2020 einsetzende Coronavirus-Pandemie und die hiermit verbundenen starken Nachfragerückgänge in allen drei Sparten reagierte die Schaeffler Gruppe zunächst mit kurzfristig orientierten Gegensteuerungsmaßnahmen, so dass das Unternehmen bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist.

Neben einer Ausweitung des europäischen Freiwilligenprogramms von 1.300 auf 1.900 Stellen, von denen 1.700 auf Deutschland entfallen, nutzte Schaeffler temporäre Maßnahmen, wie zum Beispiel Schließtage, den Abbau von Zeitkonten und Urlaubstagen sowie die Einführung von Kurzarbeit.

Trotz einer Belebung der Nachfrage in allen drei Sparten und vier Regionen in den letzten Monaten, bleibt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und die daraus resultierende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage hoch.

Zudem deuten die Markt- und Umsatzerwartungen für den Zeithorizont bis 2025 auf eine langsame Erholung hin, was strukturelle Unterauslastungen der Produktionswerke zur Folge hat. Insbesondere der Automobilsektor, der sich bereits zuvor in einem Strukturwandel hin zur E-Mobilität befand, wird durch die Coronakrise hart getroffen.

Die für das Jahr 2020 erwartete globale Produktion von Fahrzeugen liegt mit minus 20 Prozent signifikant unter Vorjahr. Ein Erreichen des Vorkrisenniveaus wird frühestens 2024 erwartet. Aber auch die globale Industrieproduktion wird im Jahr 2020 mit schätzungsweise minus 8 bis minus 12 Prozent deutlich rückläufig sein.

In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage sind daher neben temporären Maßnahmen, die auch weiterhin voll ausgeschöpft werden, zusätzliche strukturelle Maßnahmen zwingend erforderlich.

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Schaeffler treibt Kapazitätsabbau an Standorten voran

Vom Kapazitätsabbau und der Konsolidierung sind neben den Großstandorten Herzogenaurach, Bühl, Schweinfurt, Höchstadt und Homburg vor allem Standorte mit einem technologisch auslaufenden Produktportfolio oder kleinteiligen Werksstrukturen betroffen.

Zu letzteren gehören die Produktionsstandorte Wuppertal, Luckenwalde und Eltmann, der Schaeffler-Engineering-Standort in Clausthal-Zellerfeld sowie die Aftermarket-Betriebsstätten Hamburg und Köln.

Im Hinblick auf den Standort Wuppertal ist nach mehrjähriger Prüfung sämtlicher Optionen eine Standortschließung nicht mehr auszuschließen. Gleichwohl soll versucht werden, im Zuge einer Teilverlagerung der Produktion so viele Arbeitsplätze wie möglich in Deutschland zu erhalten.

Für den Standort Luckenwalde ist eine Teilverlagerung von Aktivitäten geplant. Gleichzeitig wird aktiv nach alternativen Nutzungs- und Verkaufsmöglichkeiten gesucht. Die Produktion am Standort Eltmann wird nach Schweinfurt verlagert. Der überwiegende Anteil der Arbeitsplätze soll damit in geographischer Nähe erhalten bleiben.

Bereits heute produziert Eltmann im Wesentlichen für den Standort Schweinfurt, so dass es sich faktisch um eine Integration der Produktion handelt. Der Standort Clausthal-Zellerfeld wird geschlossen, sofern sich kurzfristig keine Verkaufsmöglichkeit ergibt.

Den Beschäftigten der Aftermarket-Betriebsstätten Hamburg und Köln wird angeboten, soweit möglich, künftig aus dem Home-Office heraus zu arbeiten.

Zudem ist vorgesehen, die Verwaltungsbereiche der Zentralfunktionen und der Sparten zu reduzieren. Die betrifft vor allem die Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Bühl sowie Homburg.

Genauere Angaben zu den Planungen an den jeweiligen Standorten werden in lokalen Mitarbeiterversammlungen vorgestellt. Finale Ergebnisse können dabei erst nach dem Abschluss der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die notwendigen Interessenausgleiche kommuniziert werden.

Insgesamt sind in Europa vom Abbau netto rund 4.400 Stellen betroffen, von denen der weitaus größte Anteil auf Deutschland entfällt. Alle drei Sparten und alle Zentralfunktionen tragen zu den Maßnahmen bei.

Neues Kompetenzzentrum für E-Mobilität

Der Standort in Bühl, Sitz der Sparte Automotive OEM, wird als Kompetenzzentrum für E-Mobilität und die Serienfertigung von Elektromotoren ausgebaut. In diesem Zusammenhang werden zusätzlich 500 Stellen in Bühl entstehen, die in der ursprünglichen Planung zunächst für den Standort Szombathely in Ungarn vorgesehen waren.

Der Aufbau des Werkes in Ungarn ist davon nicht betroffen. Schweinfurt, Sitz der Sparte Industrie, wird durch die Bündelung der Wertschöpfung für die klassischen Lagerprodukte im mittleren- und großen Durchmesserbereich eine klare Stärkung der Kompetenz erhalten.

Gestärkt wird auch die Hauptentwicklungsaktivität für Zukunftsfelder der Sparte Industrie, wie zum Beispiel der Bereich Robotik. Zudem wird ein Innovationszentrum für gruppenweite Industrie-4.0-Themen errichtet. Zusätzlich ist der Ausbau des Bereichs Aerospace-Spezialprodukte vorgesehen.

Daneben steht das AKO-Logistik-Zentrum in Halle kurz vor der Inbetriebnahme. In Halle werden mit Unterstützung der Schaeffler Gruppe bei einem externen Dienstleister rund 600 Arbeitsplätze mit Tarifbindung geschaffen. (ag)


Kontakt zu Schaeffler

Schaeffler Technologies AG & Co. KG
Industriestraße 1-3
91074 Herzogenaurach
Tel.: +49 9132 820
E-Mail: info.de@schaeffler.com
Website: www.schaeffler.de

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