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Partnerschaft für Wasserstoff aus Abfällen

GHT gewinnt Partner für „Wasserstoff made in Germany“
Aus Müll wird Wasserstoff

Aus Müll wird Wasserstoff
Bernhard Kluttig, Robert Nave und Gabriele Schwarz bei der Pressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz am 13.09.2024. Bild: Marco Urban

Das Greentech-Startup Green Hydrogen Technology (GHT) hat in einer ersten Finanzierungsrunde Partner für eine Revolution der Energieproduktion gewonnen: Gemeinsam mit dem Energieversorger RheinEnergie, dem Wasserstoff-Lkw-Vermieter Hylane (DEVK-Gruppe) und dem mittelständischen Recyclingunternehmen ETG will GHT ab Mitte Oktober die erste Anlage realisieren, die Abfälle in klimaneutralen Wasserstoff umwandelt.

GHT bringe die Technologie ein, die RheinEnergie werde die Anlagen als Kundenlösung im sogenannten Contracting ohne erforderliche Vorab-Investitionen anbieten und Hylane Abnahmesicherheit für den Wasserstoff bieten, gaben die Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt.

Das Projekt hat das Potenzial, ein relevanter Eckpfeiler in der Umsetzung der Wasserstoffwirtschaft zu sein. Denn hier soll Wasserstoff dezentral, kostengünstig und nachhaltig produziert werden – ohne teure Elektrolyseure, Sonnenenergie oder kostbares Wasser.

Wasserstoff nachhaltig und kostengünstig produziert

GHT hat eine patentierte Technologie entwickelt, um Wasserstoff klimaneutral zu erzeugen. Herzstück der Anlage ist ein sogenannter Flugstromreaktor, der nicht-recycelbare Kunststoffabfälle oder andere Materialien bei bis zu 1.600 °C in ein Synthesegas umwandelt. Aus diesem wird direkt flüssiges CO₂ als Kreislaufprodukt und Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität gewonnen.

Damit will GHT eine Zukunft erschließen, in der Abfälle Teil des Kreislaufes sind – und in der Wasserstoff keine teure Vision ist, sondern bezahlbare Realität. Mit Produktionskosten von bis zu 1,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff will GHT Maßstäbe setzen. Zum Vergleich: Bei der herkömmlichen Elektrolyse werden bis zu acht Euro pro Kilogramm fällig. Dies könnte nicht nur eine völlig neue Wirtschaftlichkeit, sondern auch immense Chancen für Investoren eröffnen, die frühzeitig in eine Schlüsseltechnologie der Energiewende investieren wollen. Das GHT-Modell könnte dazu beitragen, dass die Wasserstoffinfrastruktur auch in der Fläche ausgebaut und funktionstüchtig umgesetzt werden kann.

Die erste Finanzierungsrunde unterstreicht das Vertrauen in die innovative Technologie des Unternehmens. „Unsere Partner teilen unsere Vision“, sagt GHT-CEO Robert Nave, „wir wollen einen Beitrag dazu leisten, Wasserstoff dauerhaft nachhaltiger und günstiger herzustellen.“

Das Verfahren sei bereits erprobt worden und werde nun auf dem Gelände des baden-württembergischen Recyclingunternehmens ETG Entsorgung und Transport in Betrieb genommen. Künftig sollen dort pro Jahr 100 t klimaneutraler Wasserstoff aus biogenen Reststoffen entstehen – genug, um den Jahresbedarf einer Wasserstofftankstelle zu decken. Der Spatenstich soll nächsten Monat erfolgen; der Produktionsstart ist für 2025 geplant.

Wasserstoff-Lkw-Betreiber garantiert Abnahme

Der deutsche Energieversorger RheinEnergie soll Kunden den einfachen Zugang zu den Wasserstoffanlagen als Contracting-Lösung ermöglichen und zudem den Betrieb übernehmen. „Mit der innovativen Wasserstoff-Lösung werden unsere Kunden nicht nur von der nachhaltigen Versorgung, sondern auch von der einzigartigen Wirtschaftlichkeit der Technologie profitieren“, sagt RheinEnergie-Vertriebsvorstand Stephan Segbers. „Dank der Sektorenkopplung über alle Gewerke hinweg leisten wir zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.“

Hylane, ein Tochterunternehmen der 1886 gegründeten DEVK-Versicherungen, garantiert als Betreiber der größten Wasserstoff-Lkw-Flotte Europas die Abnahme des produzierten Wasserstoffs. Bereits die aktuelle Flotte der Hylane hat einen Wasserstoffbedarf von rund 1.000 t pro Jahr. In den nächsten Jahren soll dieser Bedarf weiter steigen. Hylane plant einen wesentlichen Teil dieses Bedarfs mit der Technologie der GHT zu decken: „Solche Partnerschaften ermöglichen es uns, unsere Flotte noch schneller auszubauen“, sagt Hylane-Geschäftsführerin Sara Schiffer, „und unseren Kunden attraktive und nachhaltige Transportlösungen anzubieten.“ Maximilian Draxler, Leiter Finanzen bei Hylane stellt klar: „Unser Ziel ist es, unseren Kunden über die Partnerschaft mit GHT nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch nachhaltigen Wasserstoff anzubieten.“

Vergleichbare Projekte bereits in Planung

Doch das Projekt in Ebersbach soll erst der Anfang einer Reise sein, die – so die Vorstellung der Beteiligten – die Zukunft der Energieversorgung neu definieren soll: Gemeinsam mit seinen Partnern plane GHT in den nächsten fünf Jahren mindestens fünf weitere Projekte, die jährlich über 2.000 t Wasserstoff erzeugen sollen.

Damit will GHT den Grundstein für eine völlig neue Wasserstoff-Industrie legen – eine Industrie, die nachhaltig, profitabel und global skalierbar sein soll. Allein in Deutschland warten mehr als 1.000 Recycling- und Entsorgungsbetriebe auf innovative Lösungen, um Abfälle nicht nur nachhaltig zu entsorgen, sondern gleichzeitig profitabel weiter zu verwerten. Deshalb will GHT zeitnah eine zweite Finanzierungsrunde starten.

Deutschland zählt mit rund 237 kg Verpackungsmüll pro Kopf zu den Spitzenreitern in der EU, vor allem bei Kunststoffverpackungen. Auch international sind die Potenziale enorm. Um Wasserstoff als zentralen Baustein einer klimaneutralen Zukunft zu etablieren, muss die Herstellung in den kommenden Jahren deutlich skalieren. Dafür braucht es niedrigere Produktionskosten, Massenproduktion und effiziente Geschäftsmodelle, die ökologische und ökonomische Vorteile vereinen.

Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betont die Bedeutung von Unternehmensallianzen für den Wasserstoffhochlauf: „Für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist es essenziell, dass sich verschiedene Branchen mit innovativen Technologien unternehmerisch daran beteiligen“, sagt Bernhard Kluttig, Leiter der Abteilung Industriepolitik im BMWK. „Solche Initiativen seien wichtig, um die erfolgreichen Geschäftsmodelle der deutschen Industrie so weiterzuentwickeln, dass sie klimaneutral und dabei auch in Zukunft global wettbewerbsfähig sind. (ah)

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