Beim Thema Digitale Transformation herrscht in deutschen Unternehmen Optimismus: 97 % der Führungskräfte glauben, dass der Fortschritt und die Veränderungsmaßnahmen im Zuge der digitalen Transformation in ihrem eigenen Unternehmen auf einem guten Weg seien.
Die von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland durchgeführte Befragung unter 500 Führungskräften ergab, dass gut die Hälfte der Unternehmen (52 %) sich seit mehr als drei Jahren mit der für die digitale Transformation erforderlichen Organisationsentwicklung beschäftigt.
Die Mehrheit der Führungskräfte gab außerdem an, dass das Thema digitale Transformation in ihrem Unternehmen Top-Priorität hat: Die Verantwortung sei überwiegend auf C-Level-Ebene (59 % Zustimmung, in Industrieunternehmen sogar 72 %) und auch noch auf Ebene des mittleren Managements (50 %) angesiedelt.
Verantwortung auf C-Level-Ebene
„Dass die Verantwortung für Organisationsentwicklung auf C-Level-Ebene angesiedelt ist, ist eine wichtige Grundvoraussetzung. Diese Verantwortung sollte auch nicht delegiert werden“, meint Peter Seethaler, verantwortlich für Transformationsthemen bei PwC Deutschland.
Seiner Beobachtung nach geschehe dies allerdings noch viel zu oft. „Haltungsfragen, die Reflexion des eigenen Führungsverständnisses und ein verändertes Denkverhalten sind bedeutend für den Erfolg und müssen vorgelebt werden“, betont Seethaler. „Meiner Erfahrung nach hat sich ein Tandem aus CEO und Chief Transformation Officer mit Fokus auf Systementwicklung bewährt. Immer mehr Unternehmen gehen diesen Weg.“
Kundenbedürfnisse und Umsatzziele sind wichtigste Treiber
Mit der digitalen Transformation werden in etwa gleichberechtigt kundenorientierte und wirtschaftliche Ziele verfolgt. Die kundenorientierten Hauptziele sind laut der Befragten vor allem die Erhöhung der Kundenzufriedenheit (50 %) und die Erhöhung der Geschwindigkeit hinsichtlich der Umsetzung von Kundenanforderungen (48 %). Vor allem für Unternehmen aus dem Bereich Medien, IT und TK ist der Faktor Geschwindigkeit wichtig (54 %).
Ähnlich bedeutsam sind die wirtschaftlichen Ziele, die mit der digitalen Transformation verfolgt werden, etwa Gewinnsteigerung (46 %) und Umsatzsteigerung (43 %). Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen (21 %) und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit im Unternehmen zu verbessern (20 %), spielt eher eine untergeordnete Rolle.
„Natürlich ist Kundenzufriedenheit ein Haupttreiber. Eine reine Fokussierung auf Gewinn- und Umsatzziele springt jedoch entschieden zu kurz“, sagt Peter Seethaler. Neben Kundenzufriedenheit und Anpassungsfähigkeit würden die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und der Wert bereichsübergreifender Zusammenarbeit oftmals massiv unterschätzt. „Beides zahlt jedoch in hohem Maße auf die erstgenannten Ziele ein.“
Fehlende Akzeptanz ist größte Herausforderung
Auch wenn fast alle der befragten Führungskräfte optimistisch sind – sie sehen auch Herausforderungen bei der digitalen Transformation im eigenen Unternehmen. Knapp ein Drittel aller befragten Führungskräfte sieht die fehlende Akzeptanz für Veränderungen als die größte Herausforderung. Von Führungskräften im öffentlichen Dienst gab es sogar 48 % Zustimmung zu dieser Aussage. Führungskräfte aus der Branche Handel/Konsumgüter stimmten zu 41 % zu.
Weitere Herausforderungen sind vor allem die fehlende Zeit für die Anpassung der Arbeits- und Verhaltensweisen, die unzureichende Nutzung von neuen Technologien und das Verständnis von Technologie als reines Umsetzungsvehikel (jeweils 31 %).
Die Führungskräfte gaben außerdem an, dass in nicht einmal jedem dritten Unternehmen (31 %) Begriffe wie agiles Arbeiten, Lean, Scrum und Co. der Mehrheit der Mitarbeitenden soweit vertraut sind, dass sie diese mit einfachen Worten erklären können.
Bestandteile der Umsetzung sind vielfältig
Bei der Frage, wie die digitale Transformation umgesetzt wird, machten die Führungskräfte sehr vielfältige Angaben. Für 43 % geht es vor allem um die deutlich bessere Vernetzung und Kollaboration von Business und Technologie. Laut Seethaler ist genau das ein neuralgischer Punkt.
Peter Seethaler: „Sehr oft wird der IT-Bereich als Auftragnehmer des Business angesehen, anstatt dass IT und Business eng zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen für Kunden entwickeln.“ Die Erfahrung zeige, dass in letzterem Setup ein Quantensprung an Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu beobachten sei. Umgekehrt würdigten Kunden die daraus resultierende deutlich verbesserte Liefer- und Anpassungsgeschwindigkeit.
Etwa gleichberechtigte Angaben wurden beim Aufbau von Cloud-basierten Plattformen (38 %), der Nutzung von agilen Methoden zur Bewältigung von Komplexität (37 %) und beim digitalen Upskilling von Mitarbeitenden (35 %) gemacht. Vor allem bei Industrieunternehmen (45 % Zustimmung) sind agile Methoden ein wichtiger Bestandteil zur Umsetzung der digitalen Transformation.
Wie die Befragung weiter ergab, wird die digitale Transformation am häufigsten von Projektmanager*innen (58 %), Cloud-Technolog*innen (53 %) und Datenexpert*innen (50 %) umgesetzt. Rollen und Fähigkeiten wie agile Coaches, Product Owner oder Lean Coaches setzen die Unternehmen im Vergleich seltener ein. (jk)
Direkt zum Download der Befragung