Die vergangenen zehn Jahre seien Lehrjahre im Umgang mit der Industrie 4.0 gewesen, heißt es von Capgemini. Das Beratungs-Unternehmen ist sich sicher: Der Markt wird den Unternehmen keine weiteren zehn Jahre geben. Deshalb die Aufforderung an Unternehmen, dass sie heute handeln und ihre Position in der Wertschöpfungskette neu definieren müssen. Die CxO-Architekten der Zukunft seien gefordert.
Gespräche mit CxOs führender Industrie-Unternehmen über die Auswirkungen der letzten 1,5 Pandemie-Jahre hätten einen eine generelle Entwicklung aufgedeckt: Die Unsicherheit des Marktes hat im Maschinen- und Anlagenbau zu einer deutlichen Steigerung von Investitionen in die Digitalisierung von Produktion, Lieferketten, Produkten und Services geführt. Die Verschmelzung von OT und IT-Systemen sowie Verschiebungseffekte entlang der Wertschöpfungs-Ketten sind die Folgen.
Dabei dient der Chip-Produzent Qualcomm, der auf den Markt der Automobil-Zulieferer drängt, als Beispiel.
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau steht vor Herausforderungen
Herausforderungen für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer lassen sich unter anderem bei der Verfügbarkeit finanzieller Mittel und der Unklarheit über mögliche zukunftsorientierte Geschäftsmodelle finden. Zudem sind sich die Unternehmen unsicher, ob der Fokus weg von der Organisation des Kerngeschäfts und hin zu einer Umstrukturierung des Unternehmens erfolgen darf.
Auch technologische und regulatorische Hürden bremsen aus: Hier nennt Capgemini Anforderungen an IT- und Daten-Sicherheit sowie nicht ausreichende Standardisierung und Konnektivität von Prozessen, Produkten und Assets. Zudem fehlt relevante interne Kompetenz in Bezug auf Software und Daten.
Unternehmen sind die Bildungsplattform der Zukunft
Maschinenbau-Unternehmen müssen attraktiver für Absolventen oder Berufsanfänger werden. Andernfalls werden diese nur nach Positionen bei High-Tech Giganten oder Service-Integratoren Ausschau halten.
Hier empfiehlt Capgemini, das Mittel der Weiterbildungen zu nutzen. Diese sind gerade mit Blick auf neue Industrie 4.0-Technologien der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum – und ein Wettbewerbsvorteil „Made in Germany“.
Eco-Verband fordert von neuer Regierung Tempo bei Digitalisierung
Das Ziel müsse die Etablierung von „EdTech“ (Education and Technology) in Unternehmen sein. Dabei handelt es sich um digitale Plattformen, die zentrale Bildungs-Marktplätze und Ausbildungs-Plattformen zugleich darstellen, um die Mitarbeiter in neuen Aufgabengebieten zu schulen.
Neupositionierung durch ganzheitliche Sichtweise
Die Neupositionierung deutscher Maschinenbau-Unternehmen muss über einen ganzheitlichen Ansatz erfolgen. Dieser bezieht Aspekte in Bezug auf Geschäftsmodell, Architektur & Technologie, Organisation, Mitarbeiterförderung sowie das passende Operating Model mit ein.
Das Thema landet somit auf der Agenda der CxOs und wird zur Chefsache. Dadurch kann ein breiter Blick für Opportunitäten und Synergien gelingen. Die kritischen nicht-technologischen Erfolgsfaktoren können nachdrücklicher bespielt werden. Allerdings müssen die CxOs dazu als Architekten der Zukunft ihre persönlichen sowie organisationalen Hemmnisse in Bezug auf digitale Initiativen ablegen.
Effiziente und beschleunigte Umsetzung durch Plattform-Elemente
Der zielgerichtete Einsatz von Plattform-Elementen liefert eine geringe Einstiegsbarriere in die digitale Transformation. Dadurch werden mehrere Vorteile ermöglicht, etwa die notwendige schnelle Umsetzung, Effizienzgewinne durch Wiederverwendung sowie die Möglichkeit, Lösungen zu flexibilisieren.
Digitalisierung gelingt nur, wenn Mitarbeiter ihr Verhalten ändern
Beispielsweise verknüpft eine „Manufacturing Operations Plattform“ flexibel Assets, Daten und Services auf Basis standardisierter Technologie-Bausteine. Ein Unternehmen kann so das Operating Model in der Produktion einfach anpassen und flexibler auf Änderungen des Marktes reagieren.
Industrie 4.0-Lehrjahre sind vorbei – Jetzt gilt es zu handeln
Der Markt wird dem deutschen Maschinenbau keine weitere zehn Jahre für die Umsetzung von Industrie 4.0 mehr geben, ist Capgemini überzeugt. Produkte und die Unternehmens-Struktur müssen für die Integrationsfähigkeit in neue Ökosysteme geöffnet werden. Sollten die Rahmenbedingungen hierfür noch nicht gesetzt sein, müssen Unternehmen geeignete Plattform-Elemente identifizieren, um an entscheidenden positiven Entwicklungen des Marktes in der Zukunft teilhaben zu können. (wag)