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Autonomes Fahren in der Vertrauenskrise?

Global Automotive Consumer Study 2019
Autonomes Fahren in der Vertrauenskrise?

Autonomes Fahren in der Vertrauenskrise?
Sind autonom fahrende Autos sicher? 47 Prozent der deutschen Studienteilnehmer bezweifeln das – genauso wie 50 Prozent der US-Bürger und Japaner, während etwa Italiener und Chinesen mit 29 bzw. 25 Prozent mehr Vertrauen in die Technik haben. Bild: Daimler Benz
Das Vertrauen in die Perfektion der Technik hat ihre Grenzen – zumindest beim Thema autonomes Fahren. Gerade bei der Frage nach der Sicherheit autonomer Fahrzeuge herrscht weiterhin Skepsis – das zeigt die Deloitte Global Automotive Consumer Study 2019. Die Untersuchung analysiert die Einstellung von Konsumenten in verschiedenen globalen Märkten zu den Trends im Automobilbereich. Auf dem Vormarsch ist hingegen der Elektroantrieb, auch wenn er zum Massenmarkt noch Zeit brauchen wird. Konnektivität scheint den Herstellern zunächst keine zusätzlichen Wertschöpfungspotenziale zu bringen: Die Verbraucher wollen nur einen geringen Zusatzobulus für Connectivity Services bezahlen.

„Die vom Verbraucher bisher eher reserviert aufgenommene E-Mobilität gewinnt auch in Deutschland allmählich an Fahrt. Sie kann negative Umweltauswirkungen herkömmlicher Antriebsformen reduzieren. Und autonome Fahrzeuge haben das Potenzial, die Verkehrssicherheit dramatisch zu verbessern. Dies sind ohne Frage positive Ziele – sie zu erreichen, kann angesichts der Verbraucherbedenken aber eine Herausforderung werden“, erklärt Dr. Thomas Schiller, Partner und Leiter Automotive bei Deloitte.

Vertrauen in autonomes Fahren stagniert

Sind autonom fahrende Autos sicher? 47 Prozent der deutschen Studienteilnehmer bezweifeln das – genauso wie 50 Prozent der US-Bürger und Japaner, während etwa Italiener und Chinesen mit 29 bzw. 25 Prozent mehr Vertrauen in die Technik haben. Auffällig ist: Während die Werte von 2017 in den untersuchten Märkten noch bis zu 20 Prozentpunkte höher lagen, ist die Zahl der Zweifler von 2018 auf 2019 nur noch kaum gesunken – oder sogar wieder gestiegen.

Knackpunkt Sicherheit

Ausschlaggebend für die anhaltende Skepsis ist die Sicherheitsfrage: Medienwirksame Unfälle mit selbstfahrenden Testautos werden von den Verbrauchern aufmerksam registriert. Hierzulande gibt mit 56 Prozent mehr als die Hälfte an, dass die Berichterstattung ihr Bild vom autonomen Fahren negativ beeinflusst, in den Niederlanden und Großbritannien sind es sogar fast zwei Drittel. Zudem wird den Automobilherstellern immer weniger zugetraut, autonome Fahrzeuge auf den Markt zu bringen: Sahen 2018 noch 48 Prozent der deutschen Studienteilnehmer die OEMs dazu in der Lage, sind es 2019 nur noch 33 Prozent.

Den Staffelstab scheinen Technologieunternehmen zu übernehmen. Immer mehr Verbraucher gehen davon aus, dass sie diejenigen sind, die vollfunktionstüchtige autonome Fahrzeuge entwickeln werden: 2019 sind es hierzulande schon 32 Prozent. Angesichts der sich andeutenden Vertrauenskrise ist der Zuspruch für eine starke Regierungsaufsicht und regulatorische Standards bei der Entwicklung und Nutzung von autonomen Fahrzeugen entsprechend hoch. In Deutschland wünschen sich dies 59 Prozent, in den USA 56 Prozent und in den Niederlanden sind es sogar 73 Prozent.

E-Mobilität gewinnt an Fahrt

E-Mobilität lohnt sich nicht wirklich, das Angebot ist viel zu klein: Jahrelang waren dies die angeführten Gründe für die verhaltene Nutzung von E-Autos insbesondere im Autoland Deutschland. Hier scheint ein Umschwung in Sicht. So können sich jetzt immerhin 37 Prozent (Vorjahr: 34 Prozent) der deutschen Autofahrer ein Auto mit alternativem Antrieb vorstellen. In Italien sogar 58 Prozent. Ähnlich groß ist die Offenheit in den ostasiatischen Staaten gefördert von staatlichen Programmen, insbesondere in Japan (59 Prozent) und China (65 Prozent). Die Tendenz pro Elektroauto ist dabei in allen teilnehmenden Ländern steigend – auch wenn der Weg zu einem Massenmarkt für Elektromobilität noch weit ist.

Deutsche skeptisch bei Konnektivität

Das Versprechen: Das vernetzte Auto bringt viele Vorteile wie bessere Verkehrsinformationen oder smarte Wartung. Die Skepsis hinsichtlich des Nutzens und der Datensicherheit ist in Deutschland aber hoch. Gerade einmal ein Drittel (35 Prozent) sieht klare Vorteile. Damit liegt Deutschland – und zum Beispiel auch Japan – weit hinter Ländern wie China (79 Prozent), Indien (76 Prozent), aber auch Südafrika (66 Prozent) und Italien (60 Prozent). 60 Prozent der deutschen Studienteilnehmer hätten außerdem Bedenken, dass biometrische Daten von vernetzen Fahrzeugen generiert und geteilt werden. Wer soll die Daten managen und deren Sicherheit gewährleisten? Am ehesten noch die Hersteller, meinen die Verbraucher in Deutschland (31 Prozent). Die Sorge der Deutschen vor „Auto-Hackern“ nimmt hingegen insgesamt ab.

Kaum Bezahlbereitschaft für Connected Services

Bei der Bezahlung zeigen die Deutschen eine ähnliche Zurückhaltung wie die Autofahrer in den meisten anderen Ländern: Sie akzeptieren höchstens einen geringen Aufpreis in Form einer Einmal-Zahlung. 43 Prozent erwarten sogar einen Nulltarif. Lediglich die indischen Befragten weichen signifikant von dieser Linie ab: Hier würde die Hälfte auch höhere Kosten akzeptieren.

Das eigene Auto bleibt Priorität

Der Mobilitätsmix soll die Zukunft der Mobilität prägen. In Deutschland wird dies aber noch Zeit brauchen: Die Zahl derer, die im eigenen Wagen das wichtigste tägliche Fortbewegungsmittel sehen, liegt bei 47 Prozent. Es ist anzunehmen, dass sich dies auch in der nächsten Dekade nicht ändern wird. Auch verschiedene Mobilitätsmodi während einer Fahrt bleiben die Ausnahme: Die Hälfte der Deutschen kombiniert Fortbewegungsmittel nur kaum (55 Prozent) oder gar nicht (25 Prozent). Hingegen zeigt der Trend in den USA, Indien und auch Südkorea in die andere Richtung.

„Die Vision für die Mobilitätssysteme der Zukunft wird sich nicht über Nacht verwirklichen. Die Konsumenten weltweit evaluieren die neuen Fahrzeugtechnologien kritisch. OEMs müssen nun ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten vorantreiben – trotz geringer Sicherheit, wann sich ein Return on Investment einstellen wird,“ resümiert Schiller. (ig)

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