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Autoindustrie erleidet schwächstes Absatzjahr des Jahrhunderts

PwC-Analyse
Autoindustrie erleidet schwächstes Absatzjahr des Jahrhunderts

Autoindustrie erleidet schwächstes Absatzjahr des Jahrhunderts
Einziges Segment in Europa, das trotz der Krise wächst: E-Mobilität.
Bild: Petair/stock.adobe.com

Die Corona-Pandemie hat die Automobilindustrie weltweit hart getroffen. Das Jahr 2020 sei ein schmerzhafter Stresstest für die Branche gewesen – allerdings unter Praxisbedingungen, sagt der Global Automotive Leader des Beratungsunternehmens PwC Deutschland, Felix Kuhnert. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen gingen gegenüber der Prognose von 2019 drastisch um 16,5 Prozent zurück.

Branchenexperten gingen 2019 noch davon aus, dass weltweit rund 80 Millionen Pkw verkauft werden. Stattdessen wurden nur 67 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen (Stand: Oktober 2020).

„Im April 2020, also während des weltweiten Lockdowns, waren die Prognosen noch dramatischer, damals deuteten die Daten auf bis zu 22,5 Prozent Verkaufsrückgang hin“, sagt Felix Kuhnert. Für Europa gingen die Analysten im Frühjahr sogar von 26 Prozent Rückgang gegenüber der ursprünglichen Prognose aus, für Deutschland von minus 18 Prozent.

Schwächstes Absatzjahr in diesem Jahrhundert

„Tatsächlich wird das Jahr 2020 in Deutschland und Europa als das schwächste Absatzjahr in diesem Jahrhundert eingehen; auf weltweiter Ebene fällt das Markvolumen auf den Stand von 2011 zurück“, sagt Christoph Stürmer von PwC-Autofacts.

Betrachte man nur die weltweite Produktion von Light Vehicles, müsse man sogar bis zum Krisenjahr 2009 zurückgehen. Hier lag der Wert der veräußerten Einheiten bei 59,4 Millionen. Für dieses Jahr werden insgesamt 73,6 Millionen Neuzulassungen erwartet.

Die beiden PwC-Experten rechnen für 2021 mit diesen Absatz-Zahlen in den Märkten:

  • Deutschland: 5 Prozent Steigerung (von 2,8 Millionen auf knapp unter 3,0 Millionen)
  • Europa (inkl. GB): 6 Prozent Wachstum
  • Weltmarkt: 13,5 Prozent Wachstum

Das prognostizierte Wachstum auf dem Weltmarkt begründen die PwC-Experten mit der starken Nachfrage in China. Allerdings: Der Wert lag 2019 bei 16,5 Prozent.

Deutsche OEMs erhöhen Marktanteil in China

Die deutschen OEMs konnten im Covid-Jahr ihre Marktanteile verteidigen und ausbauen. Bei den Light Vehicles hielt VW seinen Anteil mit 12 Prozent, Daimler und BMW konnten ihre Anteile steigern (4,1 bzw. 5,9 Prozent).

Im wichtigen chinesischen Pkw-Markt konnte die VW-Gruppe ihren führenden Marktanteil auf 20,0 Prozent erhöhen, Daimler und BMW legten von 3,5 bzw. 3,6 auf 4,0 Prozent zu.

Schwerpunktseite: Coronavirus

In Deutschland baute VW seine Dominanz von 36,4 auf 36,9 Prozent aus, Daimler blieb bei ca. 10,7 Prozent stabil, BMW wuchs von 9,2 auf 9,8 Prozent.

„Sämtliche europäischen OEM sind – mit Ausnahme der PSA-Gruppe – im ersten Halbjahr in die Verlustzone gerutscht, konnten aber im dritten Quartal zum Teil wieder operative Gewinne erzielen,“ analysiert PwC-Partner Felix Kuhnert.

Umsatzverluste bis 2023: 680 bis 880 Milliarden Euro

„Die rund 13 Millionen Einheiten, die in diesem Jahr nicht gebaut werden, werden bis 2023 aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr aufgeholt“, vermutet Christoph Stürmer. Er geht davon aus, dass sich die Umsatzverluste für die kommenden drei Jahre zwischen 680 und 880 Milliarden Euro bewegen (Grundlage: 34 bis 44 Millionen nicht verkaufte Einheiten bis 2023, durchschnittlicher Verkaufspreis 20.000 Euro).

Dieses Geld fehle nun in der Wertschöpfungskette der globalen Automobilindustrie. „Geht man davon aus, dass die Automobilindustrie eine Profitabilität von etwas weniger als fünf Prozent hat, bedeutet das: Ihre Profitabilität geht auf absehbare Zeit strukturell verloren“, prognostiziert Stürmer.

E-Fahrzeuge auf ursprünglichem Wachstumspfad – trotz Corona

Der Wachstumstrend im Bereich E- Fahrzeuge hingegen bleibt trotz der Krise in Europa nahezu ungebrochen. Für 2020 wurden hier etwa 7,2 Millionen verkaufte E-Fahrzeuge prognostiziert. Derzeit sind es rund 6,8 Millionen Einheiten. Der Bestand reiner E-Fahrzeuge wird sich in Deutschland im Corona-Jahr voraussichtlich auf mehr als 300.000 Einheiten mehr als verdoppeln, die Plug-In- Hybride wachsen um über 120 Prozent auf knapp unter 300.000.

„Die neuesten Modelle scheinen bei den Verbrauchern gut anzukommen. Besonders Plug-In- Hybride werden jetzt wegen der hohen steuerlichen Förderung angeschafft. Die hohe Nachfrage hat dann weitere selbstverstärkende Effekte“, sagt Kuhnert.

Pandemie zwingt zur Erhöhung der Transformations-Geschwindigkeit

„Für die Automobilindustrie ist 2020 ein sehr schmerzhaftes, aber auch sehr lehrreiches Jahr gewesen“, lautet Kuhnerts Fazit. „Die Verschärfung der Klimaziele für 2030 zum Jahresende bringt zusätzliche Herausforderungen für die Industrie und den gesamten Mobilitätssektor.“

Kuhnert empfiehlt den Herstellern, die Investitionen in innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen klarer zu priorisieren. Nur so könnten ein zukünftiger Markterfolg und die zunehmende Erfüllung der ESG-Nachhaltigkeitskriterien sichergestellt werden. „Dabei rücken auch strategische Partnerschaften mit Technologieunternehmen immer mehr in den Vordergrund“, sagt er.

Für 2021 rechnet Stürmer mit einer ruppigen ersten Jahreshälfte. „Wie hart der Jahresbeginn wird, hängt nicht zuletzt von der Härte des Lockdowns am Jahresende und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab.“ Wenn 2021 etwa Insolvenzen zunehmen und die Arbeitslosigkeit steige, dann wirke sich das unmittelbar auf die Automobilnachfrage aus. Die Industrie habe daher im kommenden Jahr 2021 gleich zwei wichtige Aufgaben: die kurzfristigen Schäden zu reparieren und die richtigen langfristigen Konsequenzen zu ziehen. (wag)


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