Durch die zügige Expansion nach Nordamerika wollen der Volkswagen-Konzern und sein im Juli 2022 gegründetes Batterie-Unternehmen PowerCo SE den Aufbau ihres weltweiten Batteriegeschäfts beschleunigen.
Bereits im August dieses Jahres wurde hierzu ein nicht bindendes Memorandum of Understanding unterzeichnet, das die Bestimmung geeigneter Standorte für eine Zellfabrik in Kanada beinhaltet. VW-CEO Oliver Blume und der kanadische Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, François-Philippe Champagne, haben jetzt eine entsprechende Zusatzvereinbarung schriftlich niedergelegt.
Zudem haben PowerCo und der belgische Materialtechnologie-Konzern Umicore ein strategisches Lieferabkommen über Kathodenmaterial für Nordamerika vereinbart. Die beiden Unternehmen hatten im September angekündigt, in Europa eine gemeinsame Fertigung von Vormaterial und Kathodenmaterial anzustreben.
Hohe Nachhaltigkeitsstandards in Kanada
„Kanada ist eine logische Option für den Bau einer Gigafactory in der Region Nordamerika“, erklärt Oliver Blume. Das Land biete hohe Nachhaltigkeitsstandards und ideale wirtschaftliche Bedingungen; die kanadische Regierung habe sich bereits als starker und zuverlässiger Partner erwiesen.
„Dies ist erst der Anfang“, betont Blume. „Der E-Fahrzeug-Markt in Nordamerika befindet sich an einem Wendepunkt und wir sind entschlossen, in der gesamten Region zu investieren, um diese historische Chance für Volkswagen und unsere Kunden zu nutzen.“
Die Autoindustrie sei für die kanadische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung und sichere den Lebensunterhalt von Hunderttausenden Familien, erklärt François-Philippe Champagne. „Unsere hochqualifizierten Arbeitskräfte werden ein Schlüssel zum Bau des grünen Fahrzeugs der Zukunft sein.“
ESG-Kriterien bilden die Grundlage
Im August 2022 hatten der VW-Konzern und Kanada ein erstes Memorandum of Understanding geschlossen. Für die Entwicklung einer nachhaltigen Batterieproduktion beabsichtigen beide Parteien, auf der Grundlage anerkannter ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) die Zusammenarbeit zwischen PowerCo und dem kanadischen Bergbausektor zu intensivieren.
Kern der jetzt unterzeichneten Zusatzvereinbarung ist die Suche nach geeigneten Standorten für eine Gigafabrik. „Bei jeder Investition in eine ökologisch nachhaltige Batterieproduktion berücksichtigen wir nicht nur Standorteigenschaften und Infrastruktur, sondern vor allem auch die ausreichende Verfügbarkeit von Energie aus erneuerbaren Quellen und wettbewerbsfähige finanzielle Bedingungen“, betont Thomas Schmall, Volkswagen Konzernvorstand Technik und PowerCo-Aufsichtsratschef.
Kanada sei neben anderen Optionen auf einer Shortlist von Standorten, die für ein Werk in Nordamerika in Betracht gezogen werden: „Wir werden in Kürze ausführliche Verhandlungen mit allen Beteiligten führen, um den wettbewerbsfähigsten Standort zu ermitteln.“
Kooperation mit Umicore zum Aufbau regionaler Lieferketten
Um in Nordamerika die erforderlichen Lieferketten für eine Zellproduktion aufzubauen, vertiefen PowerCo und Umicore ihre bestehende Kooperation zum Aufbau regionaler Lieferketten für nachhaltige Batteriematerialien. Die Partner unterzeichneten ein Memorandum of Understanding über eine langfristige strategische Partnerschaft zur Sicherung von Kathodenmaterial für die künftige Zellfertigung in Nordamerika.
Bereits im September hatten die beiden Partner die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens beschlossen, das ab 2025 die europäischen Batteriezellfabriken der PowerCo SE mit Schlüsselmaterialien für die Produktion der Einheitszellen versorgen wird.
Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen sie in Europa Kathoden- und Vormaterial für 160 GWh Zellkapazität pro Jahr produzieren. Das entspricht einer jährlichen Produktionskapazität für rund 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge. (jk)