Die Schaeffler AG hat einen Stellenabbau von mehreren Tausend Stellen in Europa angekündigt – die meisten davon in Deutschland. Hintergrund ist die Schwäche im Industriegeschäft und die Flaute bei Elektroautos. Mit den Maßnahmen sollen jährliche Einsparungen von 290 Mio. bis 2029 erzielt und die Wettbewerbsfähigkeit sichergestellt werden.
Die geplanten strukturellen Maßnahmen des Automobil- und Industriezulieferers fokussieren sich im Wesentlichen auf drei Handlungsstränge. Der erste zielt auf erforderliche Ergebnisverbesserungen der Sparte Bearings & Industrial Solutions, die mit anhaltender Konjunkturschwäche, strukturellen Problemen sowie erhöhter Wettbewerbsintensität konfrontiert ist.
Der zweite Handlungsstrang adressiert die bereits zuvor angekündigte Realisierung von Synergien aus dem Zusammenschluss mit der Vitesco Technologies Group AG (fortan „Vitesco“), die zum größten Teil über Umsatz- und Einkaufssynergien, aber zu einem Teil auch durch Personalabbau erzielt werden sollen.
Der dritte Handlungsstrang umfasst Maßnahmen, die sich aus der anhaltenden Transformation der Automobilzuliefererindustrie ergeben. Dabei seien Maßnahmen im Kontext des rückläufigen Volumens in der Verbrennungstechnologie sowie die aktuelle Abschwächung neuer Programme bei E-Antrieben in Europa berücksichtigt. In der Folge seien sowohl die Sparte Powertrain & Chassis als auch die Sparte E-Mobility von den Maßnahmen betroffen.
Bruttoabbau von 4.700 Stellen in Europa
Die Maßnahmen sehen einen Bruttoabbau von rund 4.700 Stellen vor, von denen circa 2.800 auf Deutschland entfallen. Verlagerungen sollen den Nettoabbau auf rund 3.700 Stellen reduzieren. Dies entspricht in etwa 3,1 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl nach dem Zusammenschluss, die sich seit Oktober 2024 um rund 35.000 auf rund 120.000 Beschäftigte erhöht hat.
Von den Abbaumaßnahmen seien in Deutschland zehn Standorte betroffen. Daneben seien fünf weitere Standorte in Europa betroffen, von denen zwei geschlossen werden sollen. Weitere Informationen zu diesen Standorten will Schaeffler bis Ende des Jahres bekannt geben. Die Umsetzung der Maßnahmen soll mehrheitlich zwischen 2025 und 2027 erfolgen.
Einsparpotenzial in Höhe von jährlich rund 290 Mio. Euro
Die Maßnahmen sollen ab 2029 zu einem jährlichen Einsparpotenzial von rund 290 Mio. Euro führen. Davon entfallen rund 75 Mio. Euro auf Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco, die in dem bei Ankündigung der Transaktion genannten Zielwert von 600 Mio. Euro pro Jahr enthalten seien. Die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen erfordere einen Einmalaufwand in Höhe von rund 580 Mio. Euro, der sich maßgeblich aus Rückstellungen und Verlagerungskosten zusammensetze.
Maßnahmen, die im Zusammenhang mit bereits angekündigten Programmen von Vitesco und Schaeffler vereinbart wurden, sollen weiter planmäßig umgesetzt werden.
„Mit den heute angekündigten Maßnahmen packen wir drei Dinge an: Wir bringen unser Lager- und Industriegeschäft zurück auf Kurs. Zweitens realisieren wir Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco Technologies. Und drittens setzen wir die Transformation der Sparten Powertrain & Chassis und E-Mobility weiter fort. Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen“, sagte Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG.
„Die genannten Maßnahmen sind in der aktuellen Markt- und Wettbewerbslage ohne Alternative. Unser Bekenntnis zum Standort Deutschland steht. Wir werden im Interesse unserer Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Deutschland und Europa weiterhin in Zukunftsfelder und -technologien investieren“, so Rosenfeld weiter. (ah)