Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist seit etwa einem Jahr gültig. Der Branchenverband Bitkom hat nun eine Studie zum Thema veröffentlicht, in dem er eine gemischte Bilanz zieht.
Die DSGVO hat dazu geführt, dass Unternehmen und Organisationen erweiterte Informationspflichten erfüllen, Verarbeitungsverzeichnisse für Personendaten erstellen sowie den Datenschutz schon in Produktionsprozessen berücksichtige müssen. Auch wenn es viele positive Effekte durch die DSGVO gebe, sieht Bitkom noch immer großen Nachbesserungsbedarf. Bitkom-Präsident Achim Berg: „Auf der Haben-Seite stehen erstmals EU-weit einheitliche Datenschutzregeln. Mit der DS-GVO hat die EU zudem eine internationale Strahlwirkung erzeugt. Globale Konzerne orientieren sich ebenso daran wie wichtige Handelspartner.“ Allerdings sieht Berg auch die Probleme, die mit der praktischen Umsetzung einhergehen. Die Mitgliedsstaaten, Datenschutzbehörden und Unternehmen würden die Verordnung noch unterschiedlich interpretieren.
Aus Bitkom-Sicht gibt es große Rechtsunsicherheiten in der Anwendung der Verordnung. Die DSGVO mache keinen Unterschied zwischen globalen Konzernen und kleinen Handwerksbetrieben. „Tatsächlich profitieren große Anbieter sogar stärker von dem einheitlichen Rechtsrahmen als kleinere und mittlere Unternehmen, bei denen der Verwaltungsaufwand stärker zu Buche schlägt“, sagt Berg. Das Ergebnis: Alltägliche Geschäftsprozesse würden für viele zum Datenschutzhürdenlauf.
Drei von vier Firmen halten Datenschutz für größte Hürde beim Einsatz neuer Technologien
Insgesamt habe die DSGVO die Wirtschaft nachhaltig verändert. „Das Bewusstsein für Datenschutz ist auf allen Seiten höher. Das ist positiv. Dennoch: Im Rahmen der ausstehenden Überprüfung muss die Politik sagen, wo Bürokratie abgebaut und Unklarheiten im Text beseitigt werden“, so Berg. Datenschutzbehörden sollten nach Meinung des Bitkom-Chefs stärker der Dialog mit Unternehmen suchen und ihnen Hilfestellungen zur Umsetzung geben. Viele Unternehmen fühlten sich nämlich von den Datenschutzregeln ausgebremst. Laut der Studie, die von Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt wurde, sehen 74 Prozent der befragten Unternehmen die Anforderungen an den Datenschutz als größte Hürde beim Einsatz neuer Technologien. Zum Vergleich: Im Vorjahr gaben dies 63 Prozent der Unternehmen an, 2017 nur 45 Prozent. Für die repräsentative Studie wurden 606 Unternehmen telefonisch befragt. „Datenschutzregeln dürfen nicht dazu führen, dass Unternehmen technologisch zurückfallen“, resümiert Berg. Es gehe letztendlich darum, eine richtige Balance zwischen Datenschutz einerseits und innovativen, datenbasierten Anwendungen andererseits zu finden