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Fahrzeug-Software der Zukunft: 3 strategische Fragen, die sich Automobilhersteller jetzt stellen sollten

3 Fragen, die sich Automobilhersteller jetzt stellen sollten
Fahrzeug-Software der Zukunft

Fahrzeug-Software der Zukunft
Beim Thema Fahrzeug-Software sollten sich Automobilhersteller jetzt 3 strategische Fragen stellen.
Bild: metamorworks/
stock.adobe.com

Tesla und Google agieren autark, Stellantis kooperiert mit Amazon, VW setzt auf eine unternehmenseigene Softwareeinheit – wenn es um die Entwicklung des Betriebssystems im Auto geht, gibt es nicht den einen Königsweg. Automobilhersteller, die beim Thema Fahrzeug-Software die Nase vorn haben wollen, sollten sich jetzt drei strategische Fragen stellen.

Der Autor Ralf Blessmann, Executive Vice President, ist Leiter des Automotive-Sektors bei Capgemini in Deutschland

Die Software-Transformation in der Automobilbranche ist im vollen Gange. So zeigte unsere globale Softwarestudie, dass die Zahl der Software-Funktionen im Fahrzeug insgesamt weiterhin steigt. Bis 2031 dürfte der Markt für softwarebasierte Funktionen und Services weltweit 640 Milliarden US-Dollar ausmachen.

Besonders spannend dabei ist das Zusammenwirken von InCar-Software, Software für die Customer Journey und Enterprise-Software in Kombination mit der Cloud. Der Kunde wird eines Tages in eine völlig neue Erlebniswelt tauchen.

Ralf Blessmann, Leiter des Automotive-Sektors, Capgemini Deutschland
Ralf Blessmann, Leiter des Automotive-Sektors, Capgemini Deutschland.
Bild: Capgemini

Dennoch – auch das zeigt die Studie – sind die meisten Fahrzeughersteller (OEM) erst am Anfang ihrer softwaregetriebenen Transformation. Doch es gibt eine kleine Avantgarde-Gruppe, denn während 70 Prozent der OEMs ihre Reise gerade erst starten, sind 15 Prozent der „Frontrunner“ schon deutlich weiter. Sie rechnen bereits damit, dass ihnen in zehn Jahren neue Software-Funktionen bereits 28 Prozent ihrer Gesamtumsätze bescheren werden.

Auf dem Weg zum Car-Software-Unternehmen müssen sich Automobilhersteller nun drei kaskadierende Fragen beantworten, die sich jeweils voneinander ableiten:

  1. Fokussiert das Unternehmen mit aller Energie auf die eigene Softwareplattform oder kollaboriert es für eine gewisse Zeit oder dauerhaft mit Tech-Unternehmen?
  2. Entwickelt man die eigene Plattform in einem Tochterunternehmen oder ist es zielführender, eine Transformation des Gesamtunternehmens in Richtung Software-Zentrierung einzuleiten?
  3. Entscheidet sich das Unternehmen, diesen Weg alleine oder innerhalb eines Ökosystems mit Herstellern, Zulieferern und Integratoren zu gehen?

Im Folgenden möchte ich die jeweiligen Vor- und Nachteile skizzieren, die sich daraus ergeben.

Eigene Software oder Kooperation mit Big-Tech?

Die erste Möglichkeit besteht darin, sich entweder durchgehend stark auf die eigenen Fähigkeiten zu konzentrieren und schnellstmöglich einen eigenen Software-Stack auf den Markt zu bringen. Kooperationen mit den großen Technologieunternehmen werden dabei selten eingegangen. Große Vorteile dieses Ansatzes sind zunächst Unabhängigkeit und Geschwindigkeit – die Herausforderung dabei ist aber eine hohe Qualität der Lösung in einer kurzen Zeitspanne zu erzielen.

Bosch und Microsoft entwickeln gemeinsam neue Softwareplattform

Die zweite Möglichkeit besteht darin, in den ersten Releases zunächst noch stark mit den Technologieunternehmen zu kollaborieren und erst danach einen dann sehr reifen und eigenen Software-Stack als Version auf den Markt bringen. Der Vorteil hier ist die durchgängig hohe Qualität, der Nachteil ist eindeutig die Abhängigkeit von den Technologieunternehmen und die relativ lange Dauer bis zur Marktreife.

Transformation Gesamtunternehmen ver­sus Tochterunternehmen

Erstens kann der Automobilhersteller ein dediziertes Car-Software-Tochterunternehmen gründen, um darin sein Auto-Betriebssystem und weitere fahrzeugspezifische Lösungen zu entwickeln. Er baut so ein Unternehmen mit einer eigenen, flexibleren Kultur für den Arbeitsmarkt auf und das bei höherer Geschwindigkeit – ohne eine Transformation des Gesamtunternehmens zu einem Software-Unternehmen für ein Auto-Betriebssystem auf sich nehmen zu müssen.

Die Herausforderung dabei bleibt die Koordination mit – und Akzeptanz durch – das Mutterunternehmen. Hier gilt es, die beiden Kulturen miteinander zu vernetzen.

Eclipse Foundation gründet Open-Source-Arbeitsgruppe

Es bietet sich, zweitens, aber auch eine Transformation des Unternehmens hin zu einem softwarezentrischen Unternehmen an, bei dem die Entwicklung des Auto-Betriebssystems Teil des Gesamtunternehmens wäre. Der OEM erspart sich hier die Ausgrenzung oder Beschränkung auf das Car-Software-Tochterunternehmen.

Die Herausforderung bei diesem Ansatz liegt in der längeren Dauer der Transformation der Gesamtorganisation; der Schlüssel dazu ist, die Organisation dauerhaft „auf Trab“ zu halten, ohne sie zu überfordern.

Betriebssystem im Auto: Eigene Lösung oder Kollaboration?

Schließlich und letztlich gibt es innerhalb des Fahrzeug-Ökosystems noch einmal zwei Möglichkeiten. Der Hersteller kann sich entweder voll auf die eigene Lösung konzentrieren oder er kollaboriert mit anderen Automobilherstellern oder großen Zulieferern.

Ein Beispiel dafür ist die Open-Source-Stiftung Eclipse Foundation mit ihrer Software Defined Vehicle Working Group, der auch wir bei Capgemini angehören. Ziel des Arbeitskreises ist es, auf Open-Source-Basis einen der branchenweit ersten Software-Stacks für die Kernfunktionen einer neuen Fahrzeugklasse zu entwickeln.

Die Frage, welcher Ansatz der richtige ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Jedes Unternehmen muss sich eigene Ziele setzen, Szenarien prüfen und genau abwägen.

Wenn Sie Fragen zum Thema Software haben oder einzelne Aspekte diskutieren möchten, sprechen Sie mich gerne an. Weitere Informationen zur genannten Studie finden Sie in diesem Artikel. (bec)

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