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Schere zwischen Arm und Reich: Führungskräfte besorgt

Schere zwischen Arm und Reich
Führungskräfte besorgt

Führungskräfte besorgt
Führungskräfte befürchten, dass Sie fürchten, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Zukunft größer wird. Bild: Hwui Zhi Cheng

Vom Produktivitätsfortschritt durch neue Technologien wie Roboter, künstliche Intelligenz oder Blockchain werden nicht alle Arbeitnehmer gleichermaßen profitieren. Davon sind 73 Prozent der in einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) befragten Personalleiter und Geschäftsführer überzeugt. Sie fürchten, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in Zukunft größer wird. Befragt wurden 301 Personalverantwortliche, Inhaber und Geschäftsführer von Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern. Von ihnen betrachten 39 Prozent das Thema sozialer Abkopplung und schwindender Teilhabemöglichkeiten einzelner Gruppen als drängendes Problem für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

 

„Die Personalverantwortlichen in den Unternehmen spüren einen starken Handlungsbedarf“, kommentiert Nelson Taapken, Partner und HR-Spezialist bei EY, das Ergebnis. 71 Prozent der Führungskräfte, die sich intensiv mit dem Thema Personal beschäftigten, hätten in den vergangenen fünf Jahren starke oder sehr starke Veränderungen in ihrem Unternehmen durch die Digitalisierung erlebt. In 17 Prozent der Firmen seien digitalisierungsbedingt Arbeitsplätze abgebaut worden, besonders stark betroffen sei dabei der Finanzsektor mit 43 Prozent gewesen. Für die Zukunft gingen die befragten Personalleiter und Geschäftsführer von einer deutlichen Verschärfung dieser Entwicklung aus: Insgesamt erwarteten 33 Prozent der Befragten, dass in ihrem Unternehmen Arbeitsplätze wegfallen würden, in der Banken- und Versicherungsbranche seien es sogar weit mehr. Neun Prozent gehen davon aus, dass durch die Digitalisierung zusätzliche neue Arbeitsplätze entstehen würden.

Gegen bedingungsloses Grundeinkommen

Bedingungsloses Grundeinkommen wird laut den Ergebnissen der Studie als betriebswirtschaftlich schädigend betrachtet. So sind 84 Prozent der Umfrageteilnehmer der Ansicht, dass bei dem derzeit stark diskutierten Konzept die Nachteile überwiegen oder dass sich Vor- und Nachteile die Waage halten (jeweils 42 Prozent). Lediglich 14 Prozent befürworten das bedingungslose Grundeinkommen. 67 Prozent halten es für betriebswirtschaftlich schädigend, weil in den unteren Einkommensklassen die Arbeitsmotivation sinken würde.

Auch was ihr eigenes Unternehmen betrifft, gehen die Befragten unterm Strich von negativen Auswirkungen auf die Motivation der Belegschaft aus: 37 Prozent erwarten, dass die Leistungsbereitschaft sinkt, wohingegen nur fünf Prozent von einem steigenden Einsatz ausgehen. Positive Aspekte des bedingungslosen Grundeinkommens sind nach Einschätzung von 62 Prozent der Befragten die Einsparung von Verwaltungskosten, wenn bisherige Sozialleistungen wegfallen. Und: Wenn Menschen eine Grundabsicherung erhalten, werden sie häufiger bereit sein, auch kurzfristige Jobs anzunehmen und beruflich etwas zu wagen (45 Prozent).

„Obwohl sie auch Vorteile sehen, halten die Führungskräfte das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens insgesamt nicht für stimmig und wollen bei der Lösung des Problems der sozialen Ungleichheit nicht nach dem ersten Strohhalm greifen“, erklärt Taapken. Gefragt seien intelligentere Lösungen, an deren Entwicklung sich auch die Wirtschaft beteiligen solle. Mit dem Thema eines bedingungslosen Grundeinkommens hätten sich 43 Prozent der Umfrageteilnehmer schon einmal intensiver befasst. Die mittleren Altersgruppen zwischen 35 und 50 Jahren (49 Prozent) beschäftigten sich bislang stärker mit dem Thema als die jüngeren und älteren Führungskräfte. Jüngere Personalverantwortliche empfänden das Thema Digitalisierung insgesamt weniger bedrohlich und befürchteten auch weniger Demotivationseffekte durch das Grundeinkommen als ihre älteren Kollegen. „Die jüngere Generation fühlt sich besser auf die künftigen Entwicklungen vorbereitet. Zudem hat sie bereits andere Motivationsstrukturen, der Wechsel von Job und Arbeitgeber ist für sie zum Normalfall geworden“, folgert Nelson Taapken.

Viele Fragezeichen bei der Finanzierung

Sollte es ein bedingungsloses Grundeinkommen geben, halten 41 Prozent der Führungskräfte einen Betrag zwischen 751 und 1.000 Euro für adäquat, um die Bedürfnisse der gesellschaftlichen Teilhabe zu erfüllen. Damit nennen sie etwa die Höhe der Zuwendungen, die ein Hartz IV-Empfänger erhält. Was die Finanzierung des bedingungslosen Grundeinkommens angeht, trifft von den beiden vorherrschenden Vorschlägen einer so genannten Roboter- oder Konsumsteuer der zweitgenannte Vorschlag am ehesten auf Akzeptanz. Dieser Variante stimmen 42 Prozent der Befragten zu. Insgesamt äußern sich die Führungskräfte zum Thema Finanzierung der Grundsicherung eher verhalten. „Insbesondere auch bei der Diskussion zur Finanzierbarkeit wird deutlich, dass das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens aus Sicht der Unternehmen noch nicht ausgereift ist“, resümiert Taapken.

An der Umfrage „Geld ohne Leistung? Was Deutschlands Führungskräfte vom Bedingungslosen Grundeinkommen halten“, haben sich 301 Personalverantwortliche, Inhaber und Geschäftsführer von deutschen Unternehmen aus den Branchen Banken/Versicherungen, Handel, Maschinenbau und Automotive mit mehr als 200 Mitarbeitern beteiligt. Befragt wurden sie telefonisch vom 15. Februar bis 16. März 2018. (ig)

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