Die Coronavirus-Pandemie hat zahlreiche Wirtschaftszweige ausgebremst. Ein großer Teil der Unternehmen nutzte jedoch diese Situation, um neue Wachstumsoptionen zu schaffen. Mittelstand und Familienunternehmen weltweit blicken heute nahezu durchgehend optimistisch in die nähere Zukunft: 88 Prozent erwarten eine moderate bis starke Umsatzsteigerung im kommenden Jahr. Das zeigt die „Deloitte Private Global Survey“.
68 Prozent sind laut Studie zuversichtlich bis sehr zuversichtlich, dass sich ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten auch in Sachen Profitabilität und Wachstum erfolgreich entwickeln wird.
Für den „Deloitte Private Global Survey“ hat das Beratungsunternehmen Deloitte zwischen Januar und März 2021 weltweit mehr als 2.700 Führungskräfte mittelständischer Unternehmen sowie Firmen in Privat- und Familienbesitz befragt. Auch 100 deutsche Unternehmen fanden sich darunter.
Neben einer Wachstums-Initiative hat die Pandemie vor allem hierzulande für einen Digitalisierungsschub gesorgt – ein längst überfälliger Schritt, wie der globale Vergleich zeigt.
Nur 9 Prozent der Unternehmen wollen Arbeitsplätze abbauen
Für das kommende Jahr haben die deutschen Unternehmen verschiedene Pläne.
- 56 Prozent möchten ihre Produktivität steigern
- 52 Prozent möchten neue Produkte und Services entwickeln
- 47 Prozent möchten ihr Geschäft in den bestehenden Märkten ausbauen
52 Prozent der Unternehmen erwarten, dass ihre Profite in den nächsten zwölf Monaten steigen.
Zwei Drittel (66 Prozent) wollen zudem kein Personal abbauen: 34 Prozent der deutschen Unternehmen geben an, ihren Mitarbeiterstamm stabil halten zu wollen. Fast ebenso viele (32 Prozent) wollen qualifizierte Fachkräfte einstellen. Das ist deutlich mehr als im globalen Vergleich (18 Prozent).
Einen Arbeitsplatzabbau beabsichtigen hingegen nur neun Prozent der deutschen Befragten.
„Mittelständische und Familienunternehmen sind nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sie erweisen sich ebenso als äußerst robust in wirtschaftlich unruhigeren Zeiten. Fast die Hälfte aller befragten deutschen Unternehmen gibt sogar an, dass ihnen die Covid-19-Krise neue Geschäftschancen eröffnet hat“, sagt Christine Wolter, Partnerin und Leiterin von Deloitte Private.
Dabei seien es deren qualitative Besonderheiten, die auf eine erfolgreiche Krisenbewältigung einzahlten – „nämlich ihr hohes Maß an Agilität und ihre auf Langfristigkeit beruhende Strategie“, so Wolter.
Die Coronakrise ist ein maßgeblicher Digitalisierungstreiber
Eine Antwort auf die stetige Volatilität des Marktes ist die Digitalisierung. Bereits vor Ausbruch der Pandemie hat etwa ein Viertel der befragten deutschen Mittelständler die digitale Transformation ihres Unternehmens angestoßen – ein Trend, der durch die Krise bei 63 Prozent der Unternehmen noch verstärkt wurde.
Knapp zwei Drittel der Befragten sehen in IT-Sicherheitslücken und Cyber-Attacken ein zumindest mittleres Unternehmensrisiko – und investieren darum vor allem in die Datensicherheit (38 Prozent). Weitere Investitionen fließen in Data Analytics und Business Intelligence (36 Prozent) sowie in die Automatisierung von Unternehmensprozessen (35 Prozent).
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In Deutschland steckt gut ein Drittel der Befragten mitten im Transformationsprozess (global: 24 Prozent). Umso überraschender ist, dass die digitale Transformation hierzulande im globalen Vergleich einen niedrigeren Stellenwert einnimmt: In den kommenden drei Jahren ist die Digitalisierung in Deutschland zwar für immerhin 35 Prozent Teil der Wachstumsstrategie, auf globaler Ebene ist sie das allerdings bereits für 42 Prozent der Unternehmen.
Christine Wolter: Digitalisierung steigert Resilienz
Doch was sind nun die Treiber der digitalen Transformation? Den wichtigsten Beweggrund sehen die befragten deutschen Unternehmen in der Reduktion ihrer Kosten (21 Prozent) – global liegt der Aspekt Kostensenkung nur auf Rang vier der Digitalisierungstreiber.
Hohe Relevanz hat auch die verbesserte Kundenbindung, die für 16 Prozent aller Unternehmen deutschland- wie auch weltweit ein wesentlicher Grund für die Transformation ist.
„Ob es um Kostenreduktion, Bestandsmanagement, die Menge verkaufter Güter oder Kundenbindung geht: Alle Unternehmensbereiche profitieren von der Digitalisierung ihrer Prozesse, denn sie steigern dadurch ganz erheblich ihre Resilienz“, fasst Wolter zusammen. „Gerade diese Resilienz, die man vor allem Familienunternehmen zu Recht nachsagt, bewirkt letztlich eine schnellere Anpassungsfähigkeit an technologische Entwicklungen, an einen volatilen Markt mit immer kürzeren Innovationszyklen und an sich rasant ändernde Kundenbedürfnisse. Und nicht zuletzt ebnet sie den Weg hin zu flexiblen Konzepten der Zusammenarbeit im Rahmen von New Work.“
Die zentralen globalen Studienergebnisse finden Sie hier. (wag)