Der Wechsel ins Homeoffice wegen Corona sorgte dafür, dass im Projektmanagement und bei der Zusammenarbeit Flexibilität und Agilität die Gebote der Stunde waren. Gleichzeitig mussten Unternehmen weiterhin Produktivität und effiziente Prozesse sicherstellen – in vielen Fällen komplett remote. Wie gut waren deutsche Unternehmen auf diesen Umbruch vorbereitet? Die Studie „So arbeitet Deutschland“ von SThree gibt Aufschluss.
Der Autor Timo Lehne ist Managing Director bei SThree
Agilität und agiles Projektmanagement: Was sich vor Corona meist in Workshops und ambitionierten Aktionsplänen erschöpfte und an vielen Stellen nicht mehr als ein schönes Buzzword war, hat durch die Pandemie eine völlig neue Dynamik angenommen.
Agile Arbeitsweisen und ein „agiles Mindset“ sind die Antworten auf die Herausforderungen der (Post-)Corona-Arbeitswelt. Nur agile und flexible Unternehmen können mit der rasanten Entwicklungs-Geschwindigkeit und den enormen Disruptionen mithalten. Doch noch zu Beginn des letzten Jahres, also noch vor der Corona-Pandemie, waren deutsche Unternehmen in Sachen Agilität relativ mager aufgestellt. Ausnahme: die IT-Branche. Das ist wenig verwunderlich, immerhin sind hier doch die Erfinder und Vordenker in Sachen Agilität zu finden.
Agilität als Schlüssel für Change
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: 49 Prozent der Befragten der Studie „So arbeitet Deutschland“ gaben vor Ausbruch der Pandemie an, noch nicht agil zu arbeiten. Ernüchternd ist auch, dass 25 Prozent mit dem Konzept der Agilität noch nichts anfangen konnten.
Vorreiter der agilen Arbeitsweise und Spitzenreiter bei der Anwendung: die IT-Branche. Hier nutzten bereits 62 Prozent agile Ansätze im Projektmanagement, 20 Prozent gaben an, komplett agil zu arbeiten. Es war schon immer die methodische Herangehensweise der IT-Fachkräfte, in Teilschritten Projekte anzugehen, kontinuierlich die Ergebnisse zu überprüfen und gegebenenfalls zu verwerfen.
Der traditionsbewusste deutsche Mittelstand ist nach wie vor eher darauf aus, nach tendenziell intransparenter und langer Projektarbeit das perfekte Ergebnis abzuliefern. Der Wechsel hin zur Agilität ist für viele Unternehmen daher ein echter Paradigmenwechsel, vor allem auch im Mindset.
Wichtige Voraussetzung für Agilität: flache Hierarchien
Wie aber müssen Unternehmen aufgestellt sein, damit Agilität auch wirklich gelebt werden kann?
Als Top 3 der Voraussetzungen für agiles Arbeiten nannten die Befragten flache Hierarchien und Kommunikation auf Augenhöhe (68 Prozent), Transparenz und eine offene Feedbackkultur, in der man aus Fehlern lernt (61 Prozent) und eigenverantwortliches Arbeiten und Priorisieren in zeitlich begrenzten Etappen (58 Prozent). Command & Control sollte der Vergangenheit angehören, will man erfolgreich in die Zukunft starten – so die einhellige Überzeugung der Befragten.
Präsenz-Kultur spielt für Produktivität untergeordnete Rolle
Agile Prozesse und ein agiles Mindset sind nur ein Baustein, um auch zukünftig die Produktivität zu sichern. Auch Remote Work und Hybrid Work werden in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger. So zeigen die Ergebnisse der „So arbeitet Deutschland“-Studie, dass bereits vor Corona die Präsenz-Kultur im Büro bei der Produktivität eine untergeordnete Rolle gespielt hat.
Nur 14 Prozent der Befragten sehen räumliche Begebenheiten, 16 Prozent regelmäßige persönliche Meetings als Voraussetzung dafür, produktiv arbeiten zu können. Der Wechsel ins Homeoffice habe dabei kaum Einbußen bezüglich der Produktivität nach sich gezogen – entgegen der Sorgen vieler Führungskräfte.
Aktuell kristallisiert sich heraus, dass sich die Rolle des klassischen Büros auch hinsichtlich der Produktivität ändern wird. Was nämlich besonders auf produktives und kreatives Arbeiten einzahlt, ist die Möglichkeit, Jobs in ungestörter Atmosphäre zu erledigen. Sollte die hybride Lösung, wie sie sich eine deutliche Mehrheit der Angestellten wünscht, zukünftig die Regel werden, sollten sich Unternehmen auf die veränderten Ansprüche ihrer Mitarbeiter einstellen.
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