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58 Prozent der Unternehmen hinken bei Digitalisierung hinterher

Bitkom-Studie
58 Prozent der Unternehmen hinken bei Digitalisierung hinterher

58 Prozent der Unternehmen hinken bei Digitalisierung hinterher
Der Digitalverband Bitkom betrachtet den aktuellen Stand der Digitalisierung in Deutschland mit Sorge. Bild: whyframeshot / stock.adobe.com

Wie weit ist die Digitalisierung in deutschen Unternehmen vorangeschritten? Eine aktuelle Studie von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Demnach hält sich nur etwas mehr als jedes dritte Unternehmen (36 Prozent) für einen Vorreiter bei der Digitalisierung.

Für die repräsentative Studie befragte Bitkom Research insgesamt 502 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern. Und die Führungsetagen sind skeptisch: 58 Prozent der befragten Geschäftsführer und Vorstände gaben an, dass ihr Unternehmen bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Drei Prozent sind sogar der Meinung, den Anschluss komplett verpasst zu haben. Besonders kleinere Unternehmen sehen sich nicht gut aufgestellt. Eine klare Erkenntnis aus der Umfrage ist daher: Je größer eine Firma ist, desto eher sieht sie sich auch bei der Digitalisierung auf den vorderen Plätzen.

Bitkom Grafik Digitalisierung Deutsche Wirtschaft
Deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen sehen sich als Nachzügler bei der Digitalisierung. Grafik: Bitkom. Grafik in vollständiger Größe anzeigen.

71 Prozent der großen Unternehmen sehen sich als Vorreiter

Nur 34 Prozent der Unternehmen, die zwischen 20 und 99 Mitarbeiter beschäftigen, sagen, sie seien Vorreiter. Bei den Firmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern sind es 38 Prozent. Nahezu jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 500 und 1.999 zählt sich zur Avantgarde der Digitalisierer. Bei Firmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern steigt dieser Wert auf 71 Prozent. „Der innovative Mittelstand hat über Jahrzehnte die deutsche Wirtschaft geprägt und maßgeblichen Anteil an Wachstum und Wohlstand“, lobt Bitkom-Präsident Achim Berg, schickt aber gleich eine Warnung hinterher: „Erfolg ist aber kein Naturgesetz, künftig funktioniert er nur noch digital.“

Bitkom Grafik Verzicht auf Digitalstrategie
Ein Großteil der Unternehmen verzichtet noch immer auf eine Digitalstrategie. Grafik: Bitkom. Grafik in vollständiger Größe anzeigen.

Digitalstrategien gibt es nur in jedem dritten Unternehmen

Die aktuelle Umfrage gibt auch Berg Anlass zur Sorge, denn nur rund jedes dritte Unternehmen (38 Prozent) verfügt laut Studie über eine zentrale Digitalstrategie für das gesamte Unternehmen. „Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft, Exportweltmeister und industrieller Motor Europas. Diese Führungsrolle ist in einer künftig durchgängig digitalisierten Welt bedroht“, sagt der Bitkom-Präsident. Deutschland sei kein Motor bei der Digitalisierung, andere Länder gäben das Tempo vor. „Länder wie Dänemark, Singapur, die USA oder China könnten unterschiedlicher kaum sein, aber sie haben uns eines voraus: Sie gehen die Digitalisierung entschieden, mit Begeisterung, Engagement und in Höchstgeschwindigkeit an.“

Immerhin haben 37 Prozent in einzelnen Unternehmensbereichen digitale Strategien entwickelt. Aber: 23 Prozent verzichten weiterhin vollständig auf eine Digitalstrategie. Auch hier ist die Unternehmensgröße ein wichtiger Faktor: Kein Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern gab an, keine Strategie zu haben, bei Firmen mit 100 bis 499 bzw. 500 bis 1.999 Mitarbeitern sind es bereits acht Prozent. Dieser Wert steigt bei Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 20 und 99 auf 28 Prozent. „Analog fahren heißt auf Sicht fahren, und das wird nicht mehr genügen“, so Berg. „Unternehmer und Manager müssen ihre Geschäftsmodelle quer durch alle Branchen und Größenordnungen noch konsequenter digitalisieren.“

Bitkom-Chef Berg: „Das Digitale von Grund auf neu denken“

Berg gibt zu bedenken, dass die IT-Investitionen pro Einwohner beispielsweise in den USA doppelt so hoch sind wie in Deutschland. Außerdem wachsen sie doppelt so stark. Aus diesem Grund fordert er: „Das System Deutschland braucht kein Update, es braucht einen Restart. Wir müssen das Digitale von Grund auf neu denken – in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.“ Dazu bedürfe es einer Digitalpolitik aus einem Guss. Vier Handlungsfelder macht Berg dabei aus:

  • Der Bund müsse mit mehr Bildungskompetenz ausgestattet werden, dem Thema Weiterbildung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müsse mehr Anerkennung zuteil werden
  • Die Infrastruktur müsse state of the art sein, auch die Netze für Verkehr und Energie müssten digitalisiert werden
  • Der Staat sollte sich uneingeschränkt dem Prinzip „digital by design“ verpflichten, seine Verwaltung von Grund auf umbauen und Prozesse digital denken und anlegen
  • In der Datenpolitik brauche man eine neue Balance zwischen dem Schutz persönlicher Daten und dem Einsatz von Daten

Berg mahnt, dass Deutschland keine Zeit mehr zu verlieren habe. Für ihn ist daher ganz klar: „Wir müssen aus dem digitalen Dornröschenschlaf erwachen und vom Getriebenen zum digitalen Antreiber werden.“ (wag)


Kontakt zum Bitkom

Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.
Albrechtstraße 10
10117 Berlin-Mitte
Tel.: +49 30 2757 60
E-Mail: bitkom@bitkom.org
Website: www.bitkom.org

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