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Führung im Homeoffice: Kernpunkte sind Vertrauen und Transparenz

Führung auf Distanz
Homeoffice: Kernpunkte sind Vertrauen und Transparenz

Homeoffice: Kernpunkte sind Vertrauen und Transparenz
In diesen Corona-Zeiten finden Besprechungen und Zusammenarbeit virtuell statt. Wie Teams auf Distanz besser geführt werden, wird im Beitrag beleuchtet.
Bild: Girts/stock.adobe.com

Die Corona-Zeiten bedeuten für viele Führungskräfte: Führung auf Distanz, denn große Teile der Belegschaft arbeiten im Homeoffice. Heike Weishaupt ist Vice President Global Human Resources bei Benteler Automotive. Sie argumentiert, dass gute Mitarbeiterführung nicht primär auf räumlicher Nähe beruht, sondern vor allem auf grundsätzlichen Führungsqualitäten.

Die Autorin Heike Weishaupt ist Vice President Global Human Resources bei Benteler Automotive

Für viele ist es inzwischen ein vertrautes Szenario: Die Teammitglieder sitzen am heimischen Küchen- oder Esszimmertisch und die Führungskraft schaltet sich für die Besprechung ebenfalls von Zuhause aus zu.

Alle haben schon wochen- oder auch monatelang ausschließlich virtuell und am Telefon Kontakt zueinander. Der gewohnte persönliche Kontakt entfällt: Die Corona-Pandemie bringt nicht nur große wirtschaftliche Ungewissheit mit sich. Sie erfordert von den Beschäftigten auch, sich immer wieder auf Veränderungen rund um ihren Arbeitsplatz und die Arbeitsweise einzustellen.

Das dezentrale, isoliertere Arbeiten im Homeoffice ist für viele Mitarbeitende eine Herausforderung. Aber verändert es auch die Aufgaben der Führungskräfte? Ja und nein, denn Ungewissheit so zu meistern, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeit optimal erledigen können, ist eine Grundaufgabe in jeder Führungsposition.

Und zwar unabhängig davon, wo die Beschäftigten ihrer Arbeit nachgehen. Die aktuellen Veränderungen bringen eigene Herausforderungen für Führungskräfte mit sich. Die Möglichkeiten zu einer gelingenden Führung sind jedoch unverändert gegeben. Kernpunkte sind dabei Transparenz und Vertrauen.

Gute Kommunikation sorgt für die nötige Transparenz

Auch im Homeoffice gilt: Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die Gewissheit, dass ihr Management greifbar ist und ihnen verlässlich Orientierung gibt. Beschäftigte wollen einschätzen können, wo sie persönlich stehen – aber auch, wie es um das Unternehmen steht. Daher ist es aktuell noch bedeutsamer als sonst, dass Führungskräfte wirksam kommunizieren.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei Transparenz. Es ist entscheidend, alles mitzuteilen, was kommuniziert werden kann. Also alle für die Mitarbeitenden und deren Orientierung relevanten Informationen weiterzugeben – das heißt auch ausführlich zu beschreiben, Emotionen mitzuteilen, weil die nonverbale Komponente wegfällt.

Motivation erwächst in erster Linie aus einem inneren Antrieb heraus. Dementsprechend tragen Beteiligung und Offenheit dazu bei, Menschen zu „bewegen“. Gelingende Kommunikation fördert den Zusammenhalt, wirkt aktivierend und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit.

Mit der bloßen Weitergabe von Informationen ist es dabei allerdings nicht getan. Gute Kommunikation setzt auch voraus, dass Führungskräfte offen sind für die Anliegen ihrer Mitarbeiter. Also sich immer wieder die Zeit nehmen, zuzuhören und auf die Themen eingehen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell beschäftigen. Und nicht nur die betrieblichen Themen.

Führen heißt auch, Interesse an der anderen Person haben, sich als Mensch zu öffnen soweit es die berufliche Beziehung zulässt. Wichtig ist zum Beispiel, regelmäßige Teamtreffen zu planen und zu pflegen. Daher trifft sich etwa das HR-Team von Benteler Automotive täglich um die Mittagszeit auf einen Kaffee – auch im Homeoffice: per Telefon. Um den Zusammenhalt im Team zu stärken, ist es außerdem sinnvoll, Erfolge zu teilen, um zu zeigen: Das gemeinsame Engagement lohnt sich.

Virtuelle Kontaktpflege erfordert aktive Gestaltung

Wer bislang noch nie ein Team geführt hat, das nicht an einem Ort arbeitet, tut sich anfangs vielleicht etwas schwerer mit der Pflege guter Arbeitsbeziehungen. Hier ist Umdenken und Neugestalten erforderlich. Schließlich trifft man im Homeoffice niemanden zufällig, wie sonst etwa auf dem Flur. Man spürt nicht unmittelbar, wie es den Kolleginnen und Kollegen geht.

Das kurze Gespräch in der Kaffeeküche fällt weg. Stattdessen muss bei dezentral arbeitenden Teams jeder virtuelle Kontakt aktiv gestaltet werden. Zudem ist es erforderlich, bewusst hinzuhören und öfter nachzufragen, um sich ein realistisches Bild machen zu können. Es empfiehlt sich, zwischendurch einfach mal kurz anzurufen, ohne sachlichen oder betrieblichen Grund. Das erhält die kollegiale Bindung aufrecht.

Vertrauen ist effektiver als ständige Kontrollversuche

Manche Führungskräfte befürchten, dass die räumliche Distanz für sie zu einem Kontrollverlust und bei den Mitarbeitenden zum Leistungsabfall führt. Diese Sorge ist in der Regel unbegründet: Mitarbeiter, die im Büro zuverlässig arbeiten, tun das von zu Hause auch – und umgekehrt. Im Kern geht es hier um die individuelle Einstellung zur Arbeit und die innere Haltung.

Beides ist nicht vom Arbeitsort abhängig. Sich das vor Augen zu führen hilft Führungskräften, die neue Distanz auszuhalten. Sonst besteht die Gefahr, dass sie ihr Team mit unnötigen Telefonkonferenzen oder Video-Terminen belasten, die effektives Arbeiten erschweren. Die Mitarbeitenden nutzen dann Teile ihrer Arbeitszeit, um sich auf das Treffen mit der Führungskraft vorzubereiten und dieses zu führen, statt ihre Aufgaben wie geplant zu erledigen.

Deshalb ist Vertrauen gerade jetzt wichtig für gelingende Führung. Das gilt besonders für die Führungskraft selbst: Führen auf Distanz erfordert, darauf zu vertrauen, dass der Mitarbeiter die Aufgabe gut lösen wird. Gelingt das eindeutig nicht, ist es – Homeoffice oder nicht – immer Aufgabe einer Führungskraft, die Ursachen dafür zu ergründen.

Das Onboarding neuer Mitarbeiter erfordert persönlichen Kontakt

Das Arbeiten von zu Hause aus ist teilweise sogar wesentlich intensiver und fokussierter als im Büro. Pausen lassen sich selbstständig einteilen, Wegzeiten zu Terminen – und sei es nur von einem Büro oder Gebäude zum anderen – entfallen.

Schwierig ist die Situation im Homeoffice allerdings für neue Mitarbeiter. Sie kennen ihre Kollegen noch nicht. Und Telefon- oder Videokonferenzen erlauben das für die Orientierung wichtige direkte Feedback über Mimik und Gestik nicht oder nur sehr eingeschränkt. Daher haben Führungskräfte hier die Aufgabe, gerade in der Anfangszeit ausreichend persönliche Begegnungen zu ermöglichen.

Büro oder Homeoffice? Es kommt auf die richtige Balance an

Wie sieht die ideale Balance zwischen Arbeit im Büro und Arbeit im Homeoffice aus? Diese zu finden, zählt zu den aktuellen und künftigen Führungsaufgaben. Das Büro ist ein Raum, in dem man sich trifft, um sich auszutauschen. Das ist grundsätzlich sinnvoll. Telefonate, Videokonferenzen, auch inhaltliche Arbeit lassen sich hingegen auch von zu Hause aus effizient erledigen.

Es kommt jeweils auf die Aufgaben, das Team und die richtige Mischung an. Dabei kann es hilfreich sein, Tage festzulegen, an denen man sich zu festgelegten Zeiten auch physisch sieht. Derzeit setzt das natürlich voraus, das so zu organisieren, dass alle aktuellen Auflagen zum Gesundheitsschutz erfüllt sind.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Während der Kurzarbeitsphase bei Benteler Automotive waren alle Bereiche, soweit möglich, an definierten Wochentagen virtuell und telefonisch erreichbar. Für den Rest der Woche waren bestimmte Anforderungen, zum Beispiel Meetings, ausgeschlossen – da eben nicht alle an diesen Tagen arbeiteten.

Diese Erfahrung hilft auch in der Führung von Teilzeitkräften. Alle bisherigen Lockerungen sind ja noch keine Rückkehr zum Normalzustand und das Winterhalbjahr mag – wie sich derzeit abzeichnet – erneut verschärfte Maßnahmen mit sich bringen. Führungskräfte tun daher gut daran, gezielt auszuloten, was in Sachen Homeoffice möglich ist und was sich aufgrund der bisherigen Erfahrungen optimieren lässt. Nicht nur in produzierenden Unternehmen gilt: Es schützt diejenigen, die vor Ort sein müssen, wenn vom Rest der Belegschaft möglichst viele im Homeoffice arbeiten.

Etablierte Unternehmen können Kraft aus ihrer Geschichte ziehen

Ein Unternehmen mit einer langen oder längeren Geschichte hat in aller Regel schon mehrere herausfordernde Phasen gemeistert. Die Belegschaft hat diese gemeinsam bewältigt. Führungskräfte können auf dieser Erfahrung aufbauen und sie gezielt kommunizieren. Sich auf eigene Stärken zu besinnen, macht Mut, gibt Zuversicht und erhöht das Vertrauen ins Team sowie in die Führung. Unabhängig davon, wo der Schreibtisch aktuell steht. (ag)


Kontakt zu Benteler

Benteler International Aktiengesellschaft
Schillerstraße 25-27
5020 Salzburg, Österreich
Tel.: +43 662 2283 0
E-Mail: web.contact@benteler.com
Website: www.benteler.com

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