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Studie: Quantencomputer könnten digitalen Wandel beschleunigen und neue Disruptionen auslösen

Studie von Roland Berger
Quantencomputer: Disruption und digitaler Wandel

Quantencomputer: Disruption und digitaler Wandel
Quantencomputer könnten einen erheblichen Einfluss auf mehrere Branchen haben.
Bild: Ilya Nikolaevic/stock. adobe.com

Quantencomputer dürften im kommenden Jahrzehnt zunehmend Einfluss auf Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle gewinnen. Zu diesem Ergebnis kommt Roland Berger in einer aktuellen Studie. In dieser gab die Mehrheit an, signifikante Veränderungen durch die schnelle Rechen-Technologie zu erwarten – entweder weil sie den digitalen Wandel zusätzlich beschleunigt (42 Prozent) oder weil sie neue Disruptionen auslöst (23 Prozent).

Aus diesem Grund wollen 63 Prozent der Befragten das Thema künftig bei strategischen Überlegungen stärker berücksichtigen. Roland Berger hat für die Studie europaweit 110 Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen befragt.

Derzeit spielt die Quanten-Technologie in der Agenda der Entscheider eine untergeordnete Rolle: Nur acht Prozent beziehen den von ihnen erwarteten Wandel bereits in ihre Planungen mit ein. Weitere 35 Prozent wollen die Entwicklung zumindest im Auge behalten.

Familienunternehmen tun sich schwer mit Strategien für Nachhaltigkeit und Digitalisierung

„Die Zurückhaltung ist verständlich, denn der kommerzielle Nutzen der Quantencomputer wird noch einige Zeit auf sich warten lassen“, analysiert Martin Streichfuß, einer der Studienautoren und Partner von Roland Berger die Ergebnisse. Er und seine Kollegen empfehlen Unternehmen allerdings, sich frühzeitig mit der neuen Technologie und ihren potenziellen Anwendungen zu befassen. Es sei daher ein gutes Signal, „dass die Mehrheit unserer Umfrageteilnehmer dies auch vorhat“, so Streichfuß.

Quantencomputing: Ein wichtiges Zukunftsthema

Quantencomputer könnten vielseitig genutzt werden. Vier Einsatzbereiche sind dabei für die Experten von Roland Berger kommerziell relevant:

  1. Quantencomputer können für die Lösung von Optimierungs-Problemen eingesetzt werden, für die klassische Computer oft sehr lange brauchen
  2. Simulationen komplexer Strukturen sind mit den neuen Rechnern möglich
  3. Die Quantencomputer hieven Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen auf ein neues Level
  4. Beim Thema Kryptografie könnten Quantencomputer eine zentrale Rolle spielen

„In Zukunft kommen sicher weitere Anwendungsfälle dazu“, glaubt Michael Alexander, Partner und einer der Leiter des Advanced Technology Centers von Roland Berger. Wie bei jeder neuen Technologie würden sich nämlich auch bei Quantencomputern aktuell nicht vorstellbare Einsatzfelder auftun, „sobald sie erst einmal von einem größeren Anwenderkreis getestet werden“, so Alexander.

Automobil-, Pharma- und Chemiebranche dürften profitieren

Welche Industrien am ehesten Nutzen aus den neuen Möglichkeiten ziehen werden, hängt vor allem von der Datenintensität des jeweiligen Geschäftsmodells ab: „Entscheidend sind die Menge der Daten, ihre Vielfalt und die erforderliche Verarbeitungsgeschwindigkeit“, sagt Frederik Hammermeister, Partner bei Roland Berger. Bei der Strategieberatung erwartet man vor allem, dass die Geschäftsmodelle und Wertschöpfungs-Ketten des verarbeitenden Gewerbes vom Quantencomputing profitieren werden. Dazu zählt etwa die Auto-, Pharma- und Chemieindustrie. Doch auch die Finanz- und Transportbranche könnte ein Profiteur sein.

In diesen Bereichen könnten Quantencomputer besonders helfen:

  • Batterie-Produktion: Die Rechner könnten die chemischen Abläufe im Innern von Batterien simulieren. Dadurch würde der Bau effizienterer Akkus für Elektroautos ermöglicht.
  • Künstliche Intelligenz: Quantencomputer könnten das Training von Software, Künstlicher Intelligenz und Maschinenlern-Prozessen auf ein neues Niveau heben; dadurch ließen sich Anwendungen wie das autonome Fahren oder die automatische Erkennung von Krankheiten wie Krebs verbessern.
  • Finanzbranche: In der Finanzbranche könnten die Rechner dabei helfen, komplexe Optimierungs-Probleme zu lösen, die aktuell selbst Superrechnern zu schaffen machen
  • Chemikalien und Wirkstoffe: „Was heute oft jahrelange Laborarbeit erfordert, zum Beispiel die Ermittlung von Molekülstrukturen oder die Analyse ihrer Eigenschaften, könnte mit Quanten-Simulationen in einem Bruchteil der Zeit stattfinden“, sagt Alexander.

Immer mehr Geld fließt in Quantencomputing

Auch wenn sich derzeit ein interessantes Marktumfeld für das Quantencomputing entwickelt, kann keiner vorhersagen, wann der Technologie der Durchbruch gelingt.

Öffentliche Förderungen gibt es aber zuhauf: Insgesamt 22 Mrd. Euro geben Staaten weltweit für Forschungsprogramme zu Quantentechnologien aus. An der Spitze der Staaten steht China, die Volksrepublik gibt pro Jahr 10 Mrd. Euro aus. Es folgen Deutschland mit 3,1 Mrd. und Frankreich 1,6 Mrd.

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Quantentechnologie gilt als kritische Infrastruktur. Das inspiriert auch private Geldgeber: Die Anzahl der Venture-Capital-Transaktionen im Bereich der Quantenanwendungen hat einen historischen Höchststand erreicht – ein Indiz dafür, dass immer mehr Investoren in nicht allzu ferner Zukunft mit einem kommerziellen Einsatz rechnen.

Unternehmen sollten also Fortschritte und Meilensteine genau beobachten – und Szenarien über potenzielle Auswirkungen der Quantentechnologie auf das eigene Geschäft durchspielen. „Bei aller Unsicherheit über das Wann und Wie der Quantentechnologie: Unserer Meinung nach sollten Unternehmen sich dringend damit beschäftigen“, sagt Streichfuß. „Jeder, der in seinem Unternehmen schon einmal ein umfassendes Transformations-Programm angestoßen hat, weiß: Veränderungen brauchen Zeit. Wer rechtzeitig anfängt, kann Wettbewerbsvorteile für sich schaffen.“ (wag)

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