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Bernd Wagner, Managing Director von Google Cloud Deutschland im Interview zu KI und Cloud Computing

Interview mit Bernd Wagner, Managing Director von Google Cloud in Deutschland
„Bei uns bekommt jeder Zugang zu denselben Technologien“

"Bei uns bekommt jeder Zugang zu denselben Technologien"
Bernd Wagner, Managing Director von Google Cloud in Deutschland. Bild: Google

Google profitiert von einem starken Wachstum im Cloud-Geschäft und einer großen Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz. Im Interview erklärt Bernd Wagner, Managing Director von Google Cloud in Deutschland, wie Industrieunternehmen von Cloud-Technik profitieren und warum das Unternehmen führend bei KI ist.

 

Das Interview führte Axel Hahne, freier Journalist in Hamburg

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der deutschen Industrie auf dem Weg zur Digitalisierung und wie kann Google Cloud dabei helfen?

Bernd Wagner: Die Herausforderungen in der Industrie sind vielfältig. Der erste Punkt ist die anhaltende Notwendigkeit der Kosteneffizienz und Optimierung: Jedes Unternehmen möchte sicherstellen, dass es auch in der Zukunft noch besteht. Optimierung kann zum Beispiel durch die Nutzung von Daten erfolgen. Wir unterstützen die Industrie dabei mit Lösungen wie unserer Manufacturing Data Engine (MDE). Sie versteht die verschiedenen Protokolle der Produktionssysteme von Rockwell, Bosch, Siemens und anderen Anbietern, verbindet die Daten und bringt sie in einen Kontext. Dies ermöglicht beispielsweise die Anomalie-Erkennung und Effizienzsteigerung in der Produktion.

Der zweite Punkt ist die Security: Google hat in den letzten Jahren erhebliche Investitionen in diesem Bereich getätigt, beispielsweise auch durch den Kauf von Sicherheitsunternehmen. Bei Google legen wir großen Wert auf „Trust by Design“: Bei jeder Anfrage auf Daten wird überprüft, ob der Benutzer wirklich derjenige ist, der er vorgibt zu sein, und ob er Zugriff auf die Daten hat.

Wie sieht die Kundenbasis von Google Cloud aus?

Wagner: Wir bedienen Kunden aller Größenordnungen, von Start-ups bis hin zu Großunternehmen wie Bosch oder Daimler. Eines unserer Hauptanliegen ist die Demokratisierung von IT und Technologie. Egal ob ein kleines oder großes Unternehmen: Bei uns bekommt jeder Zugang zu denselben Technologien.

„Was alle diese Unternehmen eint, ist das Bewusstsein für den Mehrwert, den sie aus ihren Daten generieren können.“

Unsere Kunden kommen aus prozessgesteuerten Fertigungssektoren, aus der Automobilindustrie und vielen anderen Bereichen. Was alle diese Unternehmen eint, ist das Bewusstsein für den Mehrwert, den sie aus ihren Daten generieren können. Beispielsweise arbeiten wir mit Kunden daran, ihre Produktionsprozesse zu optimieren und den Ausschuss zu reduzieren. Ein Beispiel dafür ist ein Kunde aus der Keramikindustrie. Durch Bilderkennung und maschinelles Lernen können wir Schäden an Produkten frühzeitig erkennen und so die Effizienz der Produktion steigern. Ein ähnlicher Ansatz wird beispielsweise auch in der Automobilindustrie angewendet.

Welche Rolle spielt dabei heute schon Künstliche Intelligenz?

Wagner: KI ist definitiv einer der Schwerpunkte. Wenn Sie sich die heutige Landschaft der Produkte ansehen, die wir anbieten, dann werden viele von ihnen von mindestens 500 Millionen Menschen genutzt und einige sogar von bis zu 2 Milliarden Menschen täglich. All diese Anwendungen funktionieren nur dank KI.
 Ein gutes Beispiel dafür ist Google Maps: Wenn Sie eine Route mit dem geringsten CO2-Fußabdruck anzeigen lassen möchten, ist das nur durch KI möglich. Die aktuelle Verkehrssituation und andere Parameter müssen berücksichtigt werden, um solche Entscheidungen zu treffen. 
Auch in unseren Rechenzentren wird KI eingesetzt, um die Bereitstellung von Containern zu automatisieren. Neben der KI ist aber auch der Umgang mit Daten ein großes Thema. Viele glauben, dass sie KI einfach implementieren können und dann ist alles erledigt. Bevor KI allerdings effektiv eingesetzt werden kann, müssen Daten gesammelt und analysiert werden.

Wie nutzt Google KI selbst, um Energie einzusparen und seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren?

Wagner: Google hat schon sehr früh damit begonnen, seine Rechenzentren durch Machine Learning und KI zu optimieren. Ein Beispiel: Wir sammeln ständig Daten über die Bedingungen in unseren Rechenzentren, wie die Temperatur und die Effizienz der Kühlsysteme. Wenn es in Südeuropa gerade viel Sonne gibt und wir dort CO2-freien Strom erzeugen können, ist es besser, die Rechenoperationen dort durchzuführen, anstatt sie in Deutschland durchzuführen. Im Durchschnitt ist ein von Google betriebenes Rechenzentrum mehr als 1,5-mal so energieeffizient wie ein typisches Unternehmensrechenzentrum, und im Vergleich zu vor fünf Jahren liefern wir heute mit der gleichen Menge an elektrischer Energie etwa dreimal so viel Rechenleistung.

Rechenzentrum von Google
Den Energieverbrauch seiner Rechenzentren optimiert Google durch ML und KI. Bild: Google

Seit 2012 liegt der durchschnittliche jährliche PUE-Wert unserer gesamten Flotte bei oder unter 1,12. Seit 2017 sind wir das erste große Unternehmen, das seinen jährlichen Stromverbrauch zu 100% aus erneuerbaren Energien abdeckt.
 Bis 2030 streben wir für unsere gesamte Geschäftstätigkeit und Wertschöpfungskette eine Netto-Null-Emissionen an, unterstützt durch das ehrgeizige Ziel, unsere Rechenzentren und Bürostandorte rund um die Uhr mit kohlenstofffreier Energie zu betreiben. Dieser Ansatz wurde von renommierten Institutionen (wie der TU Berlin und der IEA) als ein sehr wirkungsvoller Weg zur Dekarbonisierung anerkannt.

Wo steht Google Cloud im Bereich KI im Marktumfeld und wie heben Sie sich vom Wettbewerb ab?

Wagner: Wir sind sehr gut aufgestellt und haben schon früh begonnen, KI-Technologien zu entwickeln und einzusetzen. Unsere Entwicklungen gehen weit über das hinaus, was aktuell am Markt ist. Wir haben beispielsweise den Transformer entwickelt, eine Technologie, die das Optimieren von Machine Learning und KI ermöglicht. 
Zudem haben wir mit Workspace AI eine Plattform entwickelt, mit der unsere Kunden ihre Daten für sich behalten und dennoch das volle Potenzial unserer KI-Lösungen nutzen können. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die einen hohen Wert auf Datenschutz und Datensicherheit legen. Wir können garantieren, dass die Daten, die Sie in das KI-Modell laden, tatsächlich auch nur -ihre Daten sind und auch -ihre Daten bleiben. Das ist ein Unic Selling Point (USP).

„Unsere Entwicklungen gehen weit über das hinaus, was aktuell am Markt ist.“

Der zweite USP ist, dass wir Kunden helfen, ihre Daten zu finden. Wir bieten Google Search als ‚abgepackte‘ Variante, die sie auf dem eigenen Unternehmensserver oder in ihrer Cloud installieren können. Sie sind dann auf einmal in der Lage, alle Daten zu finden und diese anzuzeigen und können damit entscheiden, welche dieser Daten in das Large Language Model geladen werden sollen.

Und drittens sind wir hinsichtlich der Vielfältigkeit und Performance ungeschlagen. Das ist so, weil wir bereits die vierte Version unserer Tensor Chips in unserer Cloud haben. Sie sind ausschließlich optimiert für Machine Learning und unsere Kunden können damit – im Vergleich zum Wettbewerb – teilweise 90% mehr Leistung bei gleichzeitig 50% geringeren Kosten haben.

Wie begegnen Sie Kunden, die Bedenken haben, Ihre wertvollen Daten in die Cloud eines US-Anbieters auszulagern?

Wagner: Wir sind DSGVO-konform und können das auch nachweisen. Wären wir das nicht, würde Google nicht in Deutschland agieren können. Wir sind auf allen Leveln bis Level 5 vom BSI zertifiziert. Alle Daten, die in die Cloud kommen, sind verschlüsselt im Transit und wenn sie in der Cloud liegen. Wir haben zudem eine Technologie entwickelt, das sogenannte Confidential Computing. Das bedeutet, wir können bei bestimmten Anwendungen sogar sicherstellen, dass die Daten verschlüsselt prozessiert werden.

„Wir stellen sicher, dass die Daten immer verschlüsselt und nicht im Zugriff von Google sind.“

Mit unserem Partner T-Systems haben wir die souveräne Cloud entwickelt. Die Schlüssel zum Entschlüsseln der Daten können wir auch außerhalb der Cloud aufbewahren, zum Beispiel beim Kunden oder bei T-Systems. So können wir sicherstellen, dass die Daten immer verschlüsselt und nicht im Zugriff von Google sind. Darüber hinaus garantieren wir, dass wir niemals Kundendaten für eigene Zwecke nutzen.

Welchen Anteil hat das Cloud-Geschäft mittlerweile für Google und welche weitere Entwicklung erwarten Sie für die kommenden Jahre?

Wagner: Zunächst einmal sind wir stolz auf die Entwicklung unserer Cloud-Sparte mit ihrem Wachstum und ihrer Profitabilität. Spezifische Zahlen zu den einzelnen Ländern geben wir nicht heraus; doch wir freuen uns sehr, dass wir aus Deutschland einen signifikanten Beitrag zu diesem Wachstum beitragen konnten. Wir sind jetzt bei etwas über 8 Milliarden im Quartal und das rasche Wachstum der Cloud-Sparte in den letzten beiden Jahren ist enorm. Dieses Wachstum spiegelt sich auch in unseren Investitionen in Infrastruktur wider. Vor Kurzem haben wir – nach dem ersten Standort im Raum Frankfurt – eine neue Region in Berlin-Brandenburg eröffnet. Das unterstreicht unser Commitment von Google Cloud zum Standort Deutschland. Wir planen, bis 2030 insgesamt eine Milliarde Euro in saubere Energie und Infrastruktur in Deutschland zu investieren. (ah)

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