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EY-Studie: Verkauf von Unternehmensteilen steigt weltweit deutlich an

EY-Studie
Verkauf von Unternehmensteilen steigt weltweit deutlich an

Verkauf von Unternehmensteilen steigt weltweit deutlich an
EY erwartet Desinvestitionen in der Automobilindustrie.
Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com

Konzerne trennen sich weltweit von immer größeren Unternehmenseinheiten. In den ersten fünf Monaten 2021 hat sich das Desinvestitionsvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weltweit mehr als verdoppelt: Die untersuchten Konzerne veräußerten zwischen Januar und Mai Unternehmensteile im Gesamtwert von 828 Mrd. US-Dollar – ein Zuwachs von gut 123 Prozent (371 Mrd.  US-Dollar). Die Zahl von Verkäufen stieg ebenfalls, allerdings moderater (3.085 auf 3.164 Transaktionen).

Im Gesamtjahr 2020 waren die Desinvestitionen in wichtigen Märkten weltweit noch unter dem Niveau der Vorjahre geblieben: Die untersuchten Konzerne trennten sich von Unternehmensteilen im Gesamtwert von 1,3 Bio. US-Dollar. Im gleichen Zeitraum wurden im Vorjahr 1,6 Bio. US-Dollar erzielt – also etwa 20 Prozent mehr. Die Zahl der Desinvestitionsprojekte sank im Jahr 2020 mit 8.388 auf den niedrigsten Stand seit 2015.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von EY Divestments in den Märkten Deutschland, USA, UK, Frankreich, China sowie Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark.

„Der steigende Druck, die Transformation der Geschäftsmodelle voranzutreiben und gleichzeitig die globalen Lieferketten zu sichern, die sich in der Pandemie häufig bis zum Zerreißen gespannt haben, veranlasst viele Konzerne dazu, sich auch von größeren Teilen ihres Geschäfts zu trennen“, beobachtet Daniel Riegler, Leiter EMEIA Sell & Separates Leader bei EY. „Der schon seit längerem beobachtete Trend zu insgesamt weniger Deals bei steigendem Wert einzelner Desinvestitionen setzt sich fort.“

Nachhaltigkeit in der Automobilbranche gewinnt an Bedeutung

Dieser Trend sei allerdings aktuell in erster Linie in den größten Märkten – USA und China – zu beobachten, stellt Riegler fest. In den USA wurde zwischen Januar und Mai 2021 ein Deal-Wert von 367 Mrd. US-Dollar (plus 230 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) erzielt, gleichzeitig sank die Zahl der Verkäufe von 495 auf aktuell 452.

Chinesische Konzerne verkauften Unternehmensteile im Wert von 87 Mrd. US-Dollar (plus 108 Prozent), während die Zahl der Transaktionen um lediglich 25 Prozent auf 761 stieg.

Deutlich weniger Desinvestitionen in Deutschland

In Deutschland traten die untersuchten Konzerne bei Desinvestitionen in den vergangenen Monaten auf die Bremse. Hatten sich die untersuchten Konzerne im Gesamtjahr 2020 noch in 300 Fällen von Unternehmensteilen (Vorjahr: 291 Deals) getrennt und dabei ein Volumen von 57 Mrd. US-Dollar (plus 25 Prozent) erzielt, brachen die Desinvestitionsaktivitäten in den ersten fünf Monaten 2021 hierzulande ein: Bei nur noch 66 Verkäufen (Vorjahreszeitraum: 103) erzielten die Konzerne ein Gesamtvolumen von knapp 8 Mrd. US-Dollar (minus 70 Prozent).

„Die Corona-Pandemie hat die Verkaufspläne vieler deutscher Großunternehmen zunächst einmal auf Eis gelegt. Ein wichtiger Grund für die vorsichtigere Haltung der Unternehmen hierzulande sind die Corona-Maßnahmen in Europa, die im Vergleich zu den USA und China deutlich flächendeckender und langwieriger waren“, sagt Riegler.

Deutsche Startups sammeln Rekordsummen ein

Die Zurückhaltung deutscher Unternehmen im Jahr 2020 werde erst jetzt im vollen Umfang sichtbar. Das liege daran, dass ein Transaktionsprozess bis zum Abschluss drei Monate bis zu zwei Jahre dauern könne. „Transaktionen, die im Jahr 2020 nicht angegangen oder pausiert wurden, schlagen sich also erst mit entsprechender Verzögerung in der aktuellen Erhebung nieder“, so Riegler.

Digitalisierung, E-Mobilität, Klimawandel: Portofolios werden geprüft

Megatrends wie Digitalisierung, Elektromobilität, Klimawandel und Ressourcenknappheit veranlassten jedoch nach wie vor viele große Unternehmen, ihr Portfolio auf den Prüfstand zu stellen. „Bis Jahresende wird die Zahl abgeschlossener Divestments in Deutschland massiv zunehmen“, erwartet Riegler. In Deutschland sei die Zahl großer Transaktionen allerdings zurückgegangen, aktuelle sehe man eher mittlere bis kleinere Transaktionen.

Vor allem in der deutschen Automobilindustrie künftig erwartet Riegler mehr Bewegung: „Die Automobilindustrie steht vor der Herkulesaufgabe, sich neu zu erfinden. Der Verkauf von Unternehmensteilen, aber auch der Zukauf dringend benötigter neuer Kompetenzen wird dabei ein Mittel sein, um den Umbau des eigenen Geschäftsmodells voranzutreiben.“

Herausforderung: Strategie für das verbleibende Geschäft

Ein Großteil der C-Level-Führungskräfte, die für die Studie befragt wurden, hat sich von den getätigten Desinvestitionen mehr versprochen. So sind 75 Prozent der Befragten deutschen Manager mit der Entwicklung des Bewertungsmultiplikators für das verbleibende Geschäft nach der Transaktion nicht zu frieden.

Entsprechend geben ebenfalls drei Viertel der Befragten an, dass eine Strategie für das verbleibende Geschäft eine der wichtigsten Herausforderungen sei. Auch an den Preis und das Timing der Veräußerung hatten 70 bzw. 69 Prozent der Befragten ursprünglich höhere Erwartungen geknüpft.

Technologie- und Energiefirmen im Fokus

Wie im Vorjahr stehen besonders Technologie- und Medienfirmen im Fokus von interessierten Käufern. Weltweit wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres bei insgesamt 676 Deals 302 Mrd. US-Dollar in Technologie- und Medienfirmen investiert – so viel wie in keiner anderen Branche und mehr als im gesamten Jahr 2020, als bei 1.703 Verkäufen 280 Mrd. US-Dollar erzielt wurden. Unternehmen aus der Energiebranche folgen mit 538 Transaktionen (Transaktionsvolumen: 134 Mrd. US-Dollar) auf Platz zwei.

Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie haben dem Trend zum Kauf von Technologiefirmen weiter Auftrieb verliehen, stellt Riegler fest: „Digitale Lösungen helfen dabei, die Kommunikation mit Kunden und Vertragspartnern aufrecht zu halten, die Prozesse im Unternehmen weiterzuführen und die Lieferketten zu steuern. Digitales Know-how muss in vielen Unternehmen aber erst mühsam aufgebaut werden – durch Zukäufe können sie diesen Prozess beschleunigen.“ (wag)

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